Rede nicht nur über dich selbst – Interview mit Shailia Stephens-Würsig

Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres lag der Anteil von Videos beim gesamten Internet-Traffic bei 78 Prozent. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen. Videos und Live-Streaming gewinnen immer mehr an Bedeutung und besitzen gewaltiges Potential für die Neukundenakquise. Die erfahrene Online-Expertin Shailia Stephens-Würsig spricht im Interview zu ihrem Webinar beim Social Media Sommer Camp 2016 über die enorme Wichtigkeit dieses Formats und wie Unternehmen dadurch profitieren können.

Anmerkung der Redaktion: Die Komplettpakete zum Social Media Camp stehen auch nachträglich als Webinaraufzeichnung zur Verfügung. Dabei bestimmen Sie selbst das Tempo; der Einstieg ist jederzeit möglich. Mehr Informationen finden Sie unter Social Media Camp 2016.

Interview mit Shailia Stephens-Würsig zum Social Media Sommer Camp 2016

Hallo Frau Stephens-Würsig, wieso finden Sie gerade Videos wichtig, um gute und authentische Beziehungen über Social Media aufzubauen?

Lassen Sie uns mit der allgemeinen Wichtigkeit von Videos beginnen. Denn der Einsatz, der Abruf und die Weiterleitung von Videos im Internet ist in den letzten drei Jahren stark gewachsen.

Eine Cisco Studie prognostizierte im Jahr 2014, dass 69 Prozent des gesamten Internet-Verkehrs im Jahr 2017 aus Videos bestehen wird. Tatsächlich erreichten wir Anfang 2015 bereits 78 Prozent.

Die steigende Beliebtheit und Nutzung von Videos auf sozialen Netzwerken wurde zu einem großen Teil durch die gezielte strategische Entwicklung von neuen Video-Produkten wie „Video on Instagram“ und neuen Video-Plattformen wie Twitters Periscope gefördert und vorangetrieben.

Dadurch verliert YouTube als wichtiger Hub und Zielseite für das Suchen, Finden und Ansehen von Videos Jahr für Jahr an Bedeutung, während die sozialen Netzwerke in punkto Videos stark an Bedeutung gewinnen. Um zu verstehen, wie stark, sehen wir uns ein Bespiel an.

Auf der populärsten und meist frequentierten Social Media Plattform der Welt, Facebook, sehen sich die 1,65 Milliarden aktiven Nutzer täglich 8 Milliarden Videos an. Das entspricht 760 Jahren Zuschauerzeit an jedem Tag.

Außerdem: das Aufkommen von videofähigen Smartphones und Apps, aber auch die Weiterentwicklung von leicht zu bedienenden „Native Social Video“-Tools, machen es kinderleicht, Videos zu erstellen und auf sozialen Netzwerken zu verbreiten.

Nie zuvor spielten Videos eine solch große Rolle im online Leben der Menschen. Und nie zuvor war es so einfach für Experten, Dienstleister, Einzel- und Kleinunternehmer diese zu nutzen, um die Personen aus ihrer anvisierten Zielgruppe damit online anzusprechen.

Videos sind auch deshalb so wichtig, weil sie als Content-Format sehr angesagt sind. Aber es geht um mehr als das. Warum sind Videos für Unternehmer und Unternehmen so wichtig, um gute und authentische Beziehungen über Social Media aufzubauen? Es geht um Vertrauen.

Und wenn es um Produkte und Dienstleistungen geht, stuften laut einer Nielsen Studie 84 Prozent aller befragten Konsumenten in 58 Ländern die Empfehlungen von Menschen, die sie kennen, als vertrauenswürdigste Quelle ein. Dagegen vertrauten nur 14 Prozent den sogenannten Werbetreibenden.

Ich persönlich kenne kaum ein besseres Medium als Videos als Katalysator für den „Kennen-/Mögen-/Vertrauen-Effekt“ (KMV). Dadurch dass ich mich in meinen „Social Videos“ nicht nur als Expertin, sondern auch als Mensch zeige – so authentisch, persönlich und nah wie möglich – gebe ich meinen Followern und potentiellen Kunden die Möglichkeit, mich kennenzulernen.

Somit werde ich nicht als „Werbetreibende“ wahrgenommen, sondern werde selbst zur vertrauenswürdigen Quelle, weil Menschen aus meiner Zielgruppe mich mit der Zeit kennenlernen können, mich hoffentlich kompetent und sympathisch finden und sich dadurch mit der Zeit eine Vertrauensbasis aufbaut.

Überall in Social Media sollte man darauf achten, die persönliche Zielgruppe richtig anzusprechen. Worauf sollte man bei Videos achten, um potenzielle Kunden gezielt anzusprechen?

Bei „Social Video“ steht nicht nur das Ansehen von Videos im Vordergrund. Es geht vor allem um die soziale Interaktion, die durch das Video ausgelöst wird. Denn Menschen lieben es, Videos zu bewerten, zu kommentieren und zu teilen, oder gar Videoinhalte zu nehmen und diese weiter zu entwickeln in einer Art Co-Kreation.

Videos, die inhaltlich stark im Interesse von potentiellen Kunden und Konsumenten stehen, ein Gefühl von Vertrauen auslösen und die Möglichkeit für soziale Interaktionen bieten, führen zu mehr Identifikation, Interaktion und tieferen Beziehungen im Kontext der eigenen Marke, Firma, Expertise, Dienstleistung oder damit in Verbindung gebrachter Produkte.

Um potenzielle Kunden mit Videos gezielt anzusprechen, empfehle ich über folgende drei Fragen nachzudenken:

  1. Interesse: Weist das Thema, das im Video behandelt wird, eine hohe Relevanz für meine Zielgruppe auf – ist es ein Herzensthema?
  2. Vertrauen: Lernen die Zuseher mich oder Menschen aus meinem Unternehmen dadurch besser kennen – springt der KMV-Funke rüber?
  3. Interaktion: Besitzt das Video Weitersagens-Wert und hat es Potential, um soziale Interaktion auszulösen (beispielsweise durch eine Aufforderung zum Kommentieren)?

Frau Stephens-Würsig, was sollte man auf keinen Fall in Videos integrieren, sagen, machen, et cetera?

Für mich persönlich gibt es zwei „No go’s“ bei der Erstellung von Videos:

„No go“-Nummer 1: Rede im Video zu viel über dich selbst, deine Projekte oder Dienstleistungen.

Es geht nur in zweiter Linie um mich als Expertin. Klar will ich meine Expertise zeigen und kompetent wirken. Doch bei allem was ich im Video sage und zeige geht es in erster Linie um meine Zuhörer beziehungsweise Zuschauer.

Daher stelle ich mich als allererstes in ihre Schuhe und überlege welche Frage sie haben könnten, welche Probleme sie lösen möchten, welche Aussagen sie entlasten oder welche Stories sie inspirieren könnten.

„No go“-Nummer 2: Erzähle oder zeige im Video Privates anstatt Persönliches.

Eine Masterminding-Partnerin brachte mich vor Jahren auf diese Unterscheidung. Auf sozialen Kanälen wollen wir unserer Zielgruppe nahe sein und uns nahbar zeigen. Aber wie nah ist zu nah?

Persönlich: Es ist für meine Facebook-Follower vielleicht interessant, einen Blick hinter die Kulissen meines Online-Geschäftes zu erhalten. Ich drehe deshalb Videos in meinem „Home Office“ in Italien und zeige ihnen das Mittelmeer, das ich aus dem Fenster beim Arbeiten sehen kann. Denn als virtueller Coach ist mein ortsunabhängiger Lifestyle für viele potentielle Kunden interessant.

Privat: Es wäre beispielsweise gar nicht interessant, in einem Video über ein aktuelles persönliches Problem oder ähnlich intime Dinge zu sprechen. Private Themen gehören in ein Telefongespräch mit meiner besten Freundin, aber nicht online.

Das klingt selbstverständlich. Aber leider beobachte ich immer wieder, dass Unternehmer und Unternehmen – in ihrem Versuch nahbar zu sein – zu weit gehen und die Grenze zwischen Persönlichem und Privatem überschreiten. Das ist für mein Empfinden alles andere als anziehend.

Wo sehen Sie die Zukunft der Unternehmensvideos?

Ich denke, bei den globalen Marken und großen Unternehmen werden wir weiterhin eine Mischung aus unterhaltsamen, überraschenden und werbenden Videokampagnen in Social Media erwarten können. Denn die großen Player setzen häufig mehr auf Emotionen und Viralität als auf soziale Interaktion. Ein aktuelles Beispiel ist das Video „The DNA Journey“ von momondo.

Bei den mittelständischen Betrieben sowie den Einzel- und Kleinunternehmen, werden wir einen stetigen Zuwachs an der Nutzung von „Social Video“ beobachten können. Im Mittelstand vermutlich verstärkt im Bereich „Employer Branding“ und Kundensupport. Und ich denke, dass die Experten und kleinen Unternehmen Videos mehr und mehr einsetzen werden, um ihre Expertise unter Beweis zu stellen und um eine Community an Interessenten um sich herum zu versammeln – zum Beispiel durch „How to“-Videos, Community-Challenges und Video-Blogs.

Live-Streaming kommt für alle und wird immer interessanter in sozialen Netzwerken.

Was dürfen die Teilnehmer des Social Media Sommer Camps 2016 von Ihrem Webinar „Vertrauen aufbauen durch Videos“ am 20. Juli 2016, von 11:00 bis 12:00 Uhr, erwarten?

Gemeinsam werden wir uns das Thema „Social Video“ näher ansehen. Ich werde drei Ideen für Video-Marketing vorstellen, die sofort umgesetzt werden können.

Aber vor allem werde ich meine drei wichtigsten Regeln für die Erstellung von authentischen Videos erklären – durch die ich viel Vertrauen und dadurch mein eigenes Online-Geschäft aufgebaut habe.

Ich würde mich freuen, auch möglichst viele Leser dieses Interviews begrüßen zu dürfen. Sie sind herzlich willkommen.

Frau Stephens-Würsig, vielen Dank für das Gespräch und Ihre faszinierenden Einblicke in die Welt der Videos. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Social Media Sommer Camp 2016.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO sowie Geschäftsführer der FOMACO GmbH.

Stephens-Würsig, Videos
Online-Expertin Frau Stephens-Würsig verrät Tipps zum richtigen Einsatz von Videos (Bild: © Shailia Stephens-Würsig)

Nehmen Sie am Social Media Sommer-Camp 2016 teil

Vom 18. Juli bis 22. Juli zeigt Sabine Piarry und ihr Expertenteam, wie leicht Social Media sein kann. 15 Experten geben inspirierende, spannende und hilfreiche Webinare zum Thema Social Media, zum Beispiel zu Content Marketing, Visual Brand Storytelling, Facebook Werbeanzeigen, Landingpages, Live-Streaming mit Periscope, Marketing-Controlling mit Google Analytics et cetera.

Unter “Mehr Social Media geht nicht! Bereitmachen für das Sommer Camp 2016” finden Sie das gesamte Programm.

Über Shailia Stephens-Würsig

Shailia Stephens-Würsig ist erfahrene Online-Expertin und passionierter Business- und Marketing-Coach für digital-affine „Soulopreneure”. Frau Stephens-Würsig hilft Coaches, Beratern, Trainern und anderen herz-getriebenen Solounternehmern dabei, sich erfolgreich auf dem Markt zu positionieren, Wunschkunden zu gewinnen und ihre Expertise zum Online-Business zu machen.

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?