Demografischer Wandel – Interview mit Claudia Münch-Thomas (2)

Im ersten Teil unseres AGITANO-Interviews mit Personal- und Demografieberaterin Claudia Münch-Thomas haben wir über aktuelle Situation und die sich daraus ergebenden Problemstellungen in deutschen Unternehmen bezüglich des demografischen Wandels gesprochen. Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit geeigneten Gegenmaßnahmen und welche Aufgaben Personaler und Geschäftsführung übernehmen müssen.

Inhaltsverzeichnis

Interview mit Claudia Münch-Thomas zum demografischen Wandel

Hallo Frau Münch-Thomas, im ersten Interview unterhielten wir uns über den demografischen Wandel im Unternehmen und wie wichtig es ist, sich damit gezielt auseinanderzusetzen. Nun geht es um mögliche Gegenmaßnahmen, die getroffen werden sollten. Welche Basis sollte für Gegenmaßnahmen gegen den demografischen Wandel bestehen?

Wie schon betont gibt es bezüglich des demografischen Wandels auch nicht vorhersehbare Einflüsse, beispielsweise eine höhere Zuwanderung. Aber die Entwicklung an sich ist in erster Linie Buchhaltung und weniger Prognose.

Das wichtigste für Unternehmen ist zu wissen, wo die Handlungsfelder liegen. Nach einer Analyse der Alters- und Personalstruktur der Beschäftigten, der speziellen Branchensituation und der Region ist die Ausgangsbasis für ein Demografiemanagement geschaffen.

Worin liegt die Aufgabe der Personaler, um Gegenmaßnahmen erfolgreich umzusetzen?

In einem Demografieprojekt ist es wichtig von Anfang an alle Beteiligten einzubeziehen. Beteiligte sind die Geschäftsführung, die Mitarbeiter und gegebenenfalls der Betriebs-/Personalrat. Die Aufgabe der Personaler liegt auch in der Koordination des Prozesses: Bei entsprechender Expertise höchstpersönlich oder durch Einbindung eines externen Experten.

Welche Gegenmaßnahmen können Geschäftsführer einleiten?

Die Bedeutung der Unternehmenskultur für den Erfolg des Unternehmens wird künftig noch mehr Gewicht bekommen – und daran zu arbeiten ist Chefsache. Dass zufriedene und motivierte Mitarbeiter leistungsfähiger sind, liegt auf der Hand. Trotzdem wird dies oft nicht so eingestuft beziehungsweise konsequent danach gehandelt. Dabei kostet Wertschätzung nicht viel, macht sich aber enorm bezahlt.

Wo liegt die Aufgabe der Mitarbeiter, um dem demografischen Wandel vorzubeugen?

Wenn sie zu einem rarer werdenden Personenkreis gehören, kann sich die Veränderung durch den demografischen Wandel für Fachkräfte als persönlicher Vorteil erweisen. Dies können sowohl junge Angestellte, die noch wenig Berufserfahrung haben, weil sie ihre Ausbildung oder ihr Studium erst abgeschlossen haben oder genauso aber auch ältere Mitarbeiter sein, auf die man nicht verzichten kann.

Es werden künftig mehr unterschiedliche Generationen zusammenarbeiten. Eine Aufgabe der Mitarbeiter sehe ich darin, gegenüber anderen Altersgruppen Vorurteile abzubauen und die Diversität der Kollegen für die Arbeit und die persönliche Entwicklung zu nutzen.

Sehr wichtig ist auch die Rückmeldung an die Unternehmensleitung um mitzugestalten. Wichtiger denn je ist eine offene Kommunikationskultur in der jeder lernen kann “wie der andere tickt“ und Verschiedenheit als Chance verstanden wird.

Welche drei einfachen Maßnahmen kann jedes Unternehmen sofort umsetzen?

  • Die Kommunikation zwischen Geschäftsführung, Personalern, Betriebsrat und Mitarbeitern aktiv betreiben und ihr einen festen Platz einräumen.
  • Die Zuständigkeit für das Projekt Demografiemanagement im Unternehmen regeln und den Koordinator benennen.
  • Nach erfolgter Analyse einen Maßnahmenplan erstellen.

Wie denken Sie über den demografischen Wandel? Hat die Arbeitswelt eine Chance, dem Wandel Herr zu werden?

Durchaus! Ohne etwas schön reden zu wollen, die Veränderungen und neuen Herausforderungen bringen auch neue Chancen für die Arbeitswelt. Wenn Unternehmen künftig mehr darauf angewiesen sind, die Ressourcen der Mitarbeiter besser zu nutzen und die Leistungsfähigkeit und Motivation hoch zu halten, zahlt sich dies letztendlich aus.

Diversität durch altersgemischte Teams fördert auch den wichtigen Wissenstransfer. Man kann den demografischen Wandel nicht verhindern, man muss sich darauf einstellen. Genauso wie man Regen nicht verhindern kann – man muss sich nur vorbereiten und einen Schirm einpacken!

demografischer Wandel, Claudia Münch-Thomas
Claudia Münch-Thomas ist Personal- und Demografieberaterin (Bild: © Claudia Münch-Thomas)

Frau Münch-Thomas, vielen Dank für das interessante Gespräch und das Aufzeigen der Handlungspunkte hinsichtlich dem demografischen Wandel.

Das Interview mit Claudia Münch-Thomas führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO und Geschäftsführer der FOMACO GmbH.

Über Claudia Münch-Thomas

Claudia Münch-Thomas, Inhaberin von Pyramid Personalmanagement mit Schwerpunkt Personal- und Demografieberatung, berät Unternehmen zum Umgang mit den Auswirkungen des Demografischen Wandels und leitet die Regionalstelle Württemberg – Stuttgart des Demografie-Experten e.V.

Durch ihre langjährige Erfahrung u.a. in den Branchen Maschinenbau, Personaldienstleistung und Rentenversicherung kennt die Finanzwirtin die aktuellen Herausforderungen der Unternehmen.

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