Vom Fehler machen und besser werden

Fehler machen? Nein, Danke. Und das ist umso erstaunlicher, da wir gerade aus Fehlern so viel lernen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator Ralf Schmitt hat im Rahmen seiner wöchentlichen Kolumne „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“ das Thema Fehler machen aufgegriffen, kritisch beleuchtet und zeigt, wie Sie mit Fehlern zukünftig richtig umgehen sollten.

Fehler machen ist nicht gerne gesehen

Liebe Leser, kennen Sie das Zitat „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler machen. Aber ein bisschen früher, damit ich mehr davon habe“? Dieses Statement stammt von Marlene Dietrich. Eine schöne Aussage zum Thema „Fehler machen“, wie ich finde. Die Dietrich rückt da etwas ins rechte Licht, das in unserer Gesellschaft im Dunkeln angesiedelt ist: Fehler machen. Fehler haben einen wahnsinnig schlechten Ruf. Und ich frage mich sehr oft, warum das eigentlich so ist. Wir lernen doch so viel aus allem, was wir „falsch“ machen. Ich geh sogar soweit zu behaupten, dass wir an unseren Fehlern wachsen.

Trotzdem gehört das Fehler machen in aller Regel zu den unangenehmen Tätigkeiten. Diejenigen, die sie machen, denen sind sie peinlich. Diejenigen, die sie mitbekommen, neigen dazu, mit dem Finger auf die Fehlermachenden zu zeigen. Und genau hier liegt meiner Meinung nach der Fehler in unserer Gesellschaft. Wir haben gelernt „Fehler sind böse!“. Wir versuchen also so sorgfältig, keine zu machen, dass wir verkrampfen. Und was passiert, wenn wir verkrampfen? Wir begehen aus lauter Angst, dass wir nicht alles richtig machen, nicht perfekt sind, Fehler, die wir im Normalfall gar nicht gemacht hätten. Am schwierigsten finde ich, dass wir selbst dabei unser schlimmster Kritiker sind. Wir üben einen völlig unnötigen Druck auf uns aus.

Die Angst vor dem Fehler machen erzeugt Druck

Kennen Sie dieses Gefühl, unter der Last, die Sie sich mental selbst aufbürden, beinahe zusammenzubrechen? Wenn in der kommenden Woche eine Präsentation vor dem Vorstand auf dem Plan steht, dann machen wir uns die ganze Woche verrückt deswegen, obwohl wir sicherlich effektiver und besser arbeiten würden, wenn wir uns statt auf die Angst vor dem Versagen, auf die eigentlich Arbeit konzentrieren würden. Hand aufs Herz, Sie wissen doch genau, was Sie wie präsentieren müssen, um den Vorstand auf ihre Seite zu ziehen, oder? Wozu also die ganze Aufregung? Wenn Sie sich Panik davor etwas falsch zu machen, hingeben, dann blockiert sie Sie, lähmt Sie geradezu. Ich bin sicher, die Präsentation wird auf diese Weise ins Wasser fallen.

Ich weiß, Fehler gefallen uns eigentlich immer nur dann, wenn sie andere machen. Die lenken dann nämlich von unseren kleineren oder größeren Faux-Pas ab. Und genau so sehen das wahrscheinlich auch alle ihre Kollegen. Die schieben genauso viel Panik wie Sie, sind genauso unsicher, weil Sie Angst haben, den Job zu verlieren, ein Projekt an die Wand zu fahren, nicht die nötigen Verkaufszahlen zu erzielen, bei einer Präsentation etwas zu vergessen und so weiter.

Stehen Sie zu Ihren Fehlern

Um sich nicht mehr selbst von möglichen Fehlern in die Schockstarre versetzen zu lassen, rate ich Ihnen zu meiner Whopper-Regel. Wenn Sie zum Beispiel einen Kunden in der Telefonschleife verlieren, einen Papierstau am Drucker verursachen, eine wichtige Unterlage für das Teammeeting nicht mitgebracht haben oder bei beinahe jedem anderen Fehler, setzen Sie die Energie, die Sie sonst für’s Vertuschen verbraucht haben, mal anders ein.

Ralf Schmitt, Kollegen, Wertschätzung gegenüber Kollegen
Experte für Spontaneität, Improvisation und Interaktivität. (Foto: © Ralf Schmitt)

Stellen Sie sich vor Ihre Kollegen, und weisen Sie laut und deutlich auf Ihren Fehler hin. Rufen Sie „Whopper“, damit Sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der anderen haben. Wenn Sie das durchstehen, dann spielt der Fehler gar keine Rolle mehr.

Wichtig: Lernen Sie aus den Fehlern, die Sie machen, damit Sie sie nur einmal machen.

Ihr Ralf Schmitt

Über Ralf Schmitt:

Ralf Schmitt arbeitet seit mehr als 15 Jahren erfolgreich als Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator. Er gilt als Experte für Spontaneität und Interaktivität, hat die Methode der Navituition® entwickelt und ist Mitglied der German Speakers Association. Schmitt ist branchenübergreifend tätig und kennt die deutsche Wirtschaftslandschaft aus dem Effeff. Seine inhaltliche Mitarbeit im Vorfeld und seine Auftritte bei unzähligen Tagungen und Kongressen geben ihm eine externe Sichtweise auf innerbetriebliches Geschehen und Veränderungsprozesse in Unternehmen verschiedener Größenordnungen. Darüber hinaus ist er Autor der Bücher „Ich bin total spontan, wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt“ und „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“.

Mehr über Ralf Schmitt erfahren Sie auf www.schmittralf.de.

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