Reichtum ist ein Gefühl – Wolfgang Sonnenburg im Interview

Was bedeutet Reichtum? Ist er tatsächlich vom Kontostand abhängig? Oder von der Anzahl der Autos in der Garage und den anderen Statussymbolen? Vielmehr ist Reichtum, seine eigenen Fähigkeiten zu erkennen und auch leben zu können, meint Wolfgang Sonnenburg. Im zweiten Teil der Interviewreihe erklärt er, wie man Reichtum definieren kann und warum wahrer Reichtum bedeutet, als Apfel, auch im Birnen-Umfeld, Apfel sein zu dürfen. In seinem Buch „Lieber die ganze Welt gegen mich als meine Seele – Vom Mut zu sich selber zu stehen“ beschreibt Wolfgang Sonnenburg, warum diese Metapher auch auf sein eigenes Leben zutrifft und gibt Mut sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

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Wolfgang Sonnenburg weiß, was für ihn Reichtum bedeutet.
(Bild: © Wolfgang Sonnenburg )

Hinweis der Redaktion: Wir verlosen auf AGITANO bis Freitag, 6. November 2015, Mittwoch, den 11. November (Achtung! Der Teilnahmezeitraum wurde verlängert – Nutzen Sie Ihre Chance!), 3 Exemplare von „Lieber die ganze Welt gegen mich als meine Seele“.

 

Reichtum ist: Als Apfel im Birnen-Umfeld trotzdem Apfel zu sein.

Wir zitieren aus Ihrem Buch: „Reichtum ist ein Gefühl – Kein Kontostand“. Wie definieren Sie Reichtum genau?

Wenn ich von Reichtum spreche, denke ich nicht nur an Vermögen, sondern an alles, was wir uns an Wissen und Expertise erarbeitet haben, aber auch, was wir sind, mit all unseren Genen und Prägungen, mit unserer Persönlichkeit. Mit dieser Sichtweise erhält Reichtum einen dualen Charakter aus unseren äußeren und inneren Werten. Messbar davon sind nur die äußeren Werte. Also Titel, Ehrungen, Arbeitsergebnisse und bestandene Prüfungen ebenso wie Häuser, Autos und alle möglichen Luxusgüter. Wichtig ist hier vor allem zu wissen, wann es reicht, genug ist an irdischen Gütern. Und nicht noch immer weiter dem scheinbaren Glück nachzulaufen, das der Reichtum ja eventuell mit sich bringen könnte, aber nicht wirklich tut. Vielmehr sollten wir uns besser diese Frage stellen: „Ich verfüge über ein Vermögen, also „ vermag“ ich etwas Sinnvolles zu tun, das ich ohne diese finanziellen Mittel nicht vollbringen könnte.“ Wer hier für sich eine zufriedenstellende Antwort findet, der ist seiner Bestimmung schon einen ganzen Schritt näher gerückt.

Reichtum ist, wie ich finde, aber in einem noch viel größeren Kontext zu betrachten. Die Vereinten Nationen z B. veröffentlichen seit 25 Jahren ihren „Report über die menschliche Entwicklung“. Darin fügen sich Bildung und die Aussicht auf ein langes Leben zum finanziellen Reichtum hinzu. Ein Wort, das in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist Resilienz, auch sie gehört zum Reichtum im weiteren Sinne. Es ist ein Wort für innere Stärke, getragen von Disziplin und vor allem Demut. Die Gabe, sich in Krisen wieder aufzurichten. Und in letzter, aber extrem wichtiger Konsequenz, ist Reichtum vor allem und vorrangig unsere eigene innere Zufriedenheit und das Bewusstsein, dass wir für unser Leben in voller Eigenverantwortung einstehen. Und genau dort finden wir den innere Reichtum. Dazu gehört vor allem auch, genau zu wissen, wer wir in diesem Leben sind!

In diesem Zusammenhang, nämlich zu wissen, wer „man“ ist, präsentieren Sie in Ihrem Buch den spannenden Ansatz „Äpfel, Birnen & Co“ in dem es um die wahre Essenz von Menschen und ihre natürlichen, mitgebrachten Eigenschaften geht. Was genau ist das Dilemma, das sich aus diesen verschiedenen Eigenschaften in verschiedenen Umfeldern ergeben kann?

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Reichtum ist es, als Apfel auch im Birnenumfeld noch Apfel zu bleiben.
(Bild: ©Wolfgang Sonnenburg )

Jeder Mensch ist einzigartig. Geboren mit einem unverwechselbaren genetischen Fingerabdruck. Mit unterschiedlichen Zellen, Mustern und Strukturen. Wir haben es hier also, die Weltbevölkerung betreffend, mit einem unvorstellbaren Potpourri an Eigenschaften, Wünschen, Ausrichtungen, Meinungen und Absichten zu tun. Stellen wir uns in diesem Zusammenhang doch einmal vor, dass jeder Mensch einer Frucht entspricht. Alle Familien bestehen hier beispielhaft also aus Früchten. Aber, die Crux dabei: Es sind normalerweise nicht die gleichen Früchte. Ein Apfel kann also in einer reinen Birnenfamilie eintreffen. Und wird somit meist als Birne erzogen, von Kindesbeinen an auf Birne getrimmt. Er wird sich völlig fremd und nicht zugehörig fühlen. Das Selbstwertgefühl des Apfels fällt auf diese Weise rasch in den tiefsten Keller. Äpfel und Birnen sind eben anders, verhalten sich anders. Im Birnen-Kosmos wird der Apfel dann nicht als solcher gesehen, sondern als missratene Birne. Der unschuldige Apfel mit allen seinen wunderbaren Apfel-Fähigkeiten bekommt das Gefühl, nicht geliebt, nicht geschätzt zu werden und verunsichert innerlich immer mehr. Um die Liebe seines Umfeldes zu verdienen, gibt sich der Apfel immense Mühe, sein ihm angeborenes Verhalten abzulegen und zur Birne zu mutieren. Um endlich ein anerkanntes Mitglied der Birnengesellschaft zu werden, geht er brav in den Birnenkindergarten. Absolviert die Birnenschule. Er versucht, sich so gut wie möglich diesem ihm aufgezwungenen Universum anzupassen, um nur nicht aufzufallen. Er wird dadurch leider zeit seines gesamten Lebens spüren „Mit mir stimmt etwas nicht …“ Er kann niemals sein volles Potenzial ausschöpfen. Er wird niemals sein Apfellicht und seine Apfel-Fähigkeiten mit voller Kraft scheinen lassen, denn er hat sich längst dem Birnen-Dasein angepasst. Das gilt natürlich nicht nur für Äpfel und Birnen, diese sollen hier bloß als metaphorisches Beispiel dienen. Der universale Obstgarten ist groß, die möglichen Frucht-Kombinationen sind zahlreich. Und genau deswegen entsteht eben ein Dilemma.

Was ist der Weg heraus aus dieser Falle der „falschen“ Frucht bzw. Persönlichkeit in einem familiären Umfeld?

Ein erster Weg wäre das Umdenken der Birnen-Familie. Sie müsste erkennen, dass sie eine andere Frucht geschenkt bekommen hat und diese dabei unterstützen, optimales Obst zu werden! Welche Sorte auch immer. Die meisten Menschen trauen sich jedoch nicht, ihre Individualität, ihre Ursprünglichkeit, ihre wahres Ich zu leben. Erinnern wir uns an den großartigen Billy Elliott im gleichnamigen Film, der klar erkennt und sagt: „Ich bin nicht zum Boxen geboren, ich bin zum Tanzen geboren.“ Wer dies klar für sich einordnen kann, ist auf dem richtigen Weg. Wir brauchen den Mut, uns selbst zu erkennen und gleichzeitig die Andersartigkeit der anderen zu erkennen. Um zu der Birnen-Familie zurückzukommen: Wenn diese ihren kleinen Apfel nicht nur als solchen erkennt, sondern auch realisiert, dass gerade aus dieser Apfel-Persönlichkeit ein frischer Wind und ganz neues Gedankengut in die Familie und das gesamte Umfeld einfließen kann, dann haben alle Beteiligten gewonnen. Dann wird das Dilemma oder die Zerreißprobe zum freudvollen und bereichernden Miteinander.

Sie schreiben, der ständige Spagat zwischen äußerem Erfolg und innerem Frieden sei eine ständige Zerreißprobe? Haben Sie selber das so erlebt? Und wie hat sich dieser Zustand geäußert?

Ja, auch ich war ja lange Apfel in einem Birnen-Umfeld. Ich hatte mir das Birnen-Konstrukt erschaffen und lebte sehr erfolgreich darin. Und das über lange Zeit. Auch ich hatte mich abhängig gemacht von der Meinung der anderen. Auf der einen Seite war da der große, äußere Erfolg. Auf der anderen Seite fühlte ich in meinem Innersten, dass ich unzufrieden war. Ich wusste jedoch nicht, warum. Der innere Frieden war in heftige Schieflage geraten, die Zerreißprobe in vollem Gang. Um die sich ständig lästig meldende Stimme zu übertönen, lief ich im berühmten Hamsterrad gleich noch schneller. Zeit, auch nur zu überlegen, ob ich überhaupt noch in diesem Umfeld sein wollte, gestand ich mir gar nicht erst zu. Ich erhöhte den Takt, hechelte den vermeintlichen Erfolgen und damit der vermeintlich endlich nahen inneren Zufriedenheit hinterher. Bis ich dann eines Tages ein großes Stoppschild vor mir selber aufbaute. Und wusste: Nun ist es genug. Diesen Spagat werde und will ich nicht mehr auf mich nehmen. Bevor ich meine Seele weiter verrate, steige ich aus. Und ich tat es.

 

Lesen Sie in Teil eins der Interviewreihe, wie Wolfgang Sonnenburg seiner Inneren Stimme gefolgt ist. Im dritten und letzten Teil dieser Interviewreihe von Wolfgang Sonnenburg erfahren Sie, was passiert, wenn wir unserer Seele endlich zuhören, wie das Purpose Finding funktioniert und warum Demut und Dankbarkeit so wichtig sind ….

 

Das Interview führte Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

 

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Wolfgang Sonnenburg meistert den Spagat zwischen Erfolg und Innerer Zufriedenheit
(Bild: ©Wolfgang Sonnenburg )

Über Wolfgang Sonnenburg

In Einzelberatungen, Seminaren und Vorträgen hat Wolfgang Sonnenburg in vielen Ländern weit mehr als 250.000 Menschen durch sein fundiertes Erfolgswissen und Unternehmer-Know-How inspiriert und ihnen mit seinem die Herzen berührenden Vortrags-Stil gezeigt, dass materielle und immaterielle Erfüllung sich nicht ausschließen, sondern ganz im Gegenteil essenziell zusammengehören. Aus seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit entstanden Bücher, Hörbücher, Audio-Coaching-Programme, Lehrgänge und Selbstentwicklungsprogramme, mit denen er Menschen zu mehr geschäftlichem Erfolg und mehr privatem Glück verhelfen will. Mehr Infos zur Person finden Sie unter www.wolfgangsonnenburg.com.

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