… aus der Themenserie „Souveränität und Rhetorik im Unternehmensalltag“ des internationalen Keynote Speakers und Rhetoriktrainers Stéphane Etrillard. Nach Teil 6 „Nein sagen nach Diplomatenart“ folgt nun Teil 7: „Negative Nachrichten positiv vermitteln – Den Tatsachen ins Auge schauen.“
Niemand ist gern der Überbringer schlechter Nachrichten. Doch die Sache aufzuschieben ist natürlich ebenso wenig eine Lösung, wie um den heißen Brei herumzureden und die Fakten nicht beim Namen zu nennen. Die beste Vorgehensweise ist daher gradlinige Ehrlichkeit in Verbindung mit einer guten Portion Fingerspitzengefühl.
Ob Kritik, Kündigungen, unliebsame Veränderungen oder dergleichen mehr – schlechte Nachrichten zu überbringen ist eine unbeliebte, jedoch notwendige Aufgabe. Allerdings ist ihr nicht jeder gewachsen. Vielfach wird dabei auf eine doppelte Vermeidungsstrategie zurückgegriffen: Zuerst wird die Sache so lange wie überhaupt nur möglich hinausgezögert. Erst wenn akuter Handlungsbedarf besteht, wird das Gespräch gesucht. Hier wird dann herumgedruckst und abgewiegelt oder mit nebulösen Andeutungen hantiert. Als Folge ist der Empfänger der schlechten Nachrichten zu Recht verärgert. Er fragt sich, warum er erst jetzt informiert wird, und muss dem Überbringer der schlechten Nachrichten dann auch noch alle Informationen aus der Nase ziehen.
Gespräche, die unter derartigen Vorzeichen stehen, richten vor allem Schaden an, anstatt zur professionellen Klärung einer Situation beizutragen. In den allermeisten Fällen zahlt sich gradlinige Ehrlichkeit und Offenheit insbesondere beim Überbringen schlechter Botschaften aus. Der Gesprächspartner weiß so genau, woran er ist, und muss nicht zuerst noch mühsam aus dem Herumgedrucksten das Wesentliche herausinterpretieren. Wichtig ist jedoch, dass solche Mitteilungen auf reiner Sachebene stattfinden und keinesfalls auf die Beziehungsebene übertragen werden. Überflüssige Vorwürfe, Beschuldigungen und persönliche Angriffe sind ebenso fehl am Platz wie eine zu zaghafte Vorgehensweise.
Fingerspitzengefühl ist gefragt – und keine Schönfärberei
Keineswegs sollten Fakten verschleiert, schöngeredet, nur nett verpackt oder gar falsche Hoffnungen geweckt werden. Im Gegenteil ist es für alle Beteiligten am einfachsten, wenn auch unerfreuliche Dinge unverhohlen ausgesprochen werden – jedoch so, dass eine ohnehin schwierige Situation nicht unnötig emotional aufgeheizt wird. Deshalb gilt es mit Fingerspitzengefühl vorzugehen, was nichts anderes heißt, als sich in die Perspektive des Betroffenen einzufühlen. Unnötige Härte, Vorwürfe oder Schuldzuweisungen sind also völlig fehl am Platz. Vielmehr geht es darum, die Botschaften in der jeweils konstruktivsten Form zu kommunizieren. Und Kommunikation ist immer dann am wirkungsvollsten, wenn es um die Sache geht, während die Gefühle des Gesprächspartners zugleich respektiert werden. Mit einer einfühlsamen Sachlichkeit erzielen Sie deshalb die besten Ergebnisse. Denn wenn die Emotionen überkochen, ist ein lösungsorientiertes Gespräch oft nicht mehr möglich. Und wenn es eine schlechte Nachricht zu überbringen gilt, bringt es natürlich nichts, mit den Tatsachen hinter dem Berg zu halten und sie kunstvoll zu verschleiern – im Gegenteil.
Klar und sachlich formulieren
Wer eine schlechte Nachricht auszusprechen hat, kann natürlich sein persönliches Bedauern ausdrücken und es auch zeigen. Auch sollten Sie besonders nachsichtig sein, wenn Ihr Gesprächspartner sehr emotional reagiert. Andererseits müssen beide Gesprächspartner den Tatsachen ins Auge schauen. Es hilft nichts, herumzudrucksen und die schlechte Botschaft hinauszuzögern. Sie muss klar und konsequent – dabei der Folgenschwere der Situation angemessen – ausgesprochen werden. Begründen Sie Ihre Entscheidung, bleiben Sie aber beim Kern der Sache. Abschweifungen ziehen das Gespräch nur unnötig in die Länge und helfen niemandem weiter. Machen Sie es dem Gesprächspartner also nicht schwerer, als es ohnehin schon ist. So kann der Betroffene, auch wenn er verärgert oder enttäuscht über die Sachlage ist, Ihnen persönlich letztlich nichts vorwerfen. Das ist eine gute Grundlage für die Zukunft, wenn es vielleicht wieder bessere Nachrichten zu überbringen gibt.
Gilt es also eine negative Botschaft zu überbringen, ist der Kern der Sache eindeutig anzusprechen, doch gibt es keinen Grund dafür, mehr negative Aspekte als nötig hervorzukehren. Und nennen Sie Begründungen und Hintergrundinformationen. Wer keine Informationen erhält, wird nur wenig Verständnis für die Angelegenheit aufbringen und somit auch keine positiven Entwicklungen oder Chancen sehen können.
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Über den Rhetoriktrainer Stéphane Etrillard
– www.etrillard.com
– www.mastermind-coaching.de
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Buchtipp:
Stéphane Etrillard
Mit Diplomatie zum Ziel
Wie gute Beziehungen Ihr Leben leichter machen
252 Seiten, 15,6 x 23 cm, gebunden
Gabal-Verlag – März 2013
ISBN 978-3869364735
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