Über die Wiederkehr der Wiederkunft: Ein Versuch über das scheinbar Anscheinende

Was sich bewegt und nicht stillsteht, nehmen wir leichter wahr. Im Umkehrschluss liegt auf der Hand, dass das, was sich nicht bewegt, gar still steht, wesentlich schwerer wahrzunehmen ist. Dass das Feststellen von Stillstand uns bisweilen schwer im Magen liegen kann, weiß auch unser Kolumnist Ulrich B Wagner. Das heutige Wort zum Freitag in „QUERGEDACHT & QUERGEWORTET“ ist zusätzlich untermalt: Sodass geben nicht nur die Worte auf mehreren Ebenen jenes Gefühl weiter, das leise Töne in der Routine in uns erwecken mögen.

– Same procedure as last week.

Same procedures as every week, Ulrich.

Bewegung und scheinbarer Stillstand

Alles brummt, alles fließt. Der Motor glüht und doch scheint alles stillzustehen.

Der Morgen ist frisch, zu frisch. Blinzelnd, tastend nur, schiebe ich mich selbst noch halb im Blick ängstlich fast in die Welt hinaus. Was ist draußen, was ganz fest in mir?

Wer ist das Tor zur Welt? Mein Kopf, die Augen nur.

Wer Figur, wer Grund?

Irgendwie im Hintergrund rauscht Musik. Die Red Hot Chili Peppers rauschen durch den müden Geist. Geben Spur und doch auch wieder nicht:

Coming on to the light of day
We got many moons that are deep at play
So I keep an eye on the shadow smile
To see what it has to say
You and I both know
Everything must go away
What do you say?


(Quelle: YouTube)

Still stehen auf einen Blick im Aufstieg

Das Bild des Tages, des Kommenden, noch verschmiert. Beängstigend das Ungewisse, das der Nebel mir versteckt. Wie wischt man sie nur fort, die Bildverschmierung, das in between, das schon und doch nicht richtig. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen?

Den klaren Blick im gestern liegengelassen, malt William Turner mir mein Aquarell vom Morgen, jetzt im Augenblick.

Nichts bleibt, alles ist im Fluss, auch die Liebe nicht, begann ich vor 8 Tagen oder nicht?

Bleibt doch nicht alles gleich, das Selbe nur? Anscheinend scheinbar doch.

Die Uhr lief weiter, die Musik ist aus, vom Nachbarhaus klingt leise, ahnend nur aus lang vergangener Zeit mein Aufstieg, Abstieg, kitschig fast, so jetzt im Nachhall des Un(be)greifbaren: mein, dein, unser, ein stairway (bloß) to heaven.


(Quelle: YouTube)

Sehe ich meine, deine, unsere Bewegung wirklich nicht? Ist es nicht doch auch manchmal, wie heute Morgen bei mir, besser, dass wir sie nicht sehen – wie unser Augen nicht, Dank der sakkadischen Supression, wie mir mein Professor im ersten Semester so nebenbei versuchte zu erklären; begriffen hatte ich es trotzdem nicht.

Typischerweise machen wir 3 Sakkaden jede Sekunde. Die Dauer der sakkadischen Suppression hängt von der Größe der Sakkade ab, sie liegt so bei 50 ms, schob er, glaub ich nach.

In einem Schlag der Augenlider

In welcher Zeit, mit welchem Blick steh ich im Augenblick im Wiederschein des Widerscheins im Blinzeln bloß.
Was scheinbar doch, anscheinend bloß?

Was Wiederkehr im Widerschein der Wirklichkeit?

Ewige Wiederkehr des Selbigen? Was wirklich aber Nietzsches Wiederkunft, was Wiederkehr, was Schopenhauers Offenbarung bloß?

Was Hoffnungsschimmer?
Was Untergang?

Verlieren wir den Augenblick? Nicht den des Öffentlichen, nur den der uns auch nur ein Rauschen gleich, uns spüren, uns (er)ahnen, mit den Worten des französischen Philosophen vielleicht sogar begreifen lässt: Der Körper ist die Ausdehnung der Seele bis an die äußersten Enden der Welt.

Nun sind wir also freigesetzt.

Wie unsere Freiheit anmutet

Vereinzelte, singuläre, von einander losgespülte Eigene auf der Suche nach uns selbst. Im freien Raum, kein Halt, kein Hier und Jetzt, Bewegung bloß und wir erstarrt im Blick voraus.

Des freien Blicks beraubt.

Vielleicht im Zwischenton, der Töne, die leisen in den lauten fort.
Ja, irgendwo da gibt es eine Dame, die sich sicher ist, dass alles Gold ist, was glänzt.
Und so erwirbt sie eine Treppe in den Himmel…..
Da ist ein Schild an der Mauer, doch sie will sich sicher sein, denn ihr wisst, manchmal sind Worte doppeldeutig.
In einem Baum am Bach zwitschert ein Singvogel. Manchmal sind all unsere Überlegungen böse Ahnungen,
klingt es bei Led Zeppelin.

Kehrt wirklich alles wieder; Restitution, Repetitorium bloß, die ewige Wiederkehr des Selbigen. Gedehnte Langeweile nur.

Als Repetition er-scheinen

Was scheinbar bloß? Anscheinend gar?
Was Fels, was Brandung? Wer oder was bewegt? Wer aktiv? Wer passiv bloß?
Gefesselt in der Wirklichkeit. Sich taumelnd, stolpernd, frei verlierend im Geschehenlassen, Erduldung bloßer Passivität im virtuellen Raum?
Treibgut einer flüssigen Moderne. Fesselung in scheinbarer Geborgenheit?

Yunkies der Bestätigung des Selbst im Anderen, im Tausch der Virtualität, des Aufeinandertreffens im missmeeting, der Regnung auf der Oberfläche bloß, denn nur der Zwischenton, die Töne der Bewegung, der eigenen, der selbstgewählten, jenseits des Konsums, nicht Ware bloß, nicht bloßer Konsument und Treibstoff eines Wirtschaftens.
Die Wiederkehr des Gestrigen, Donald Trump und seine Reduktion des guten Amerikaners auf einen guten Konsumenten sagen das Gegenteil.

Bewegungslose Wiederkehr.

Das Statische, das wiederkehrt

Die Wiederkehr des statischen Gelenkten gar?
Vielleicht klingt Wiederkunft anders gar?

Wer weiß?

So klang dies Sehnen 1971:

Your head is humming and it won’t go, in case you don’t know
The piper’s calling you to join him
Dear lady, can you hear the wind blow, and did you know
Your stairway lies on the whispering wind?

And as we wind on down the road
Our shadows taller than our soul.
There walks a lady we all know
Who shines white light and wants to show
How everything still turns to gold.
And if you listen very hard
The tune will come to you at last.
When all are one and one is all
To be a rock and not to roll.
And she’s buying a stairway to heaven.


(Quelle: YouTube)

Jetzt 2016 die Wiederkehr? Nein! Die Wiederkunft vielleicht? Wer weiß?

Everything must go away
What do you say?
Spinning Knot that is on my heart
Is like a bit of light in a touch of dark
You got sneak attack from the zodiac
But I see your fire spark
Eat the breeze and go
Blow by blow and go away
What do you say?


(Quelle: YouTube)

Wer gibt die Kraft, die Mittel gar, to move, to move on?
Der Kairos bloß, der wahre Augenblick im Tun vielleicht.

Bewegung, fallen, weiterziehen.
Sich spüren, sich, sich in sich selbst im Körper seiner Ausdehnung im Raum, in der Begegnung seiner Selbst im Anderen, im Hier und Jetzt.
Nicht Drüben, nicht fern, nicht virtuell nicht Regnung sondern Begegnung,
Hier und Jetzt, Begreifen kein bloßes Verstehen der Leblosigkeit des Konsumierens eigener Angst.

Wer weiß?

Ihr

Ulrich B Wagner

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