Kreativ sollen unsere Mitarbeiter sein und in der Lage, eigenverantwortlich zu arbeiten. Das klingt toll und innovativ. Aber ohne ein Unternehmensleitbild, das Mitarbeitern Orientierung gibt, funktioniert das nicht. Engagiertes und selbstständiges Arbeiten ist nur möglich, wenn die Mitarbeiter wissen, wohin die Reise gehen soll: An welchen Maximen orientiert sich das Unternehmen? Deshalb sollte jedes Unternehmen ein Leitbild haben, das Mitarbeitern Orientierung geben kann. Diplom-Kauffrau und Changeberaterin Birgit Wolf schildert Ihnen Wege, wie Sie ein Unternehmensleitbild entwickeln können.
Den Mitarbeitern Orientierung geben – wie geht das?
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Unternehmen heute ständig an die sich schnell wandelnden Märkte anpassen. Um diesem Druck standhalten zu können, brauchen Firmen hoch qualifizierte Mitarbeiter, die sich mit ihrem Unternehmen identifizieren und deshalb eine intrinsische Motivation haben, sich in ihrer täglichen Arbeit zu engagieren. Wie können Unternehmen die Identifikation mit dem Unternehmen fördern?
- Mitarbeiter wertschätzen: Das Personal muss das Gefühl haben, das der Wert seiner Arbeit anerkannt und honoriert wird.
- Unternehmensziele kommunizieren: Nur wenn die strategischen Ziele transparent sind, können sie Mitarbeitern Orientierung geben. Diese können dann ihr Handeln darauf ausrichten, die Ziele zu erreichen.
- Sinn stiften: Nur wenn Mitarbeiter ihre Arbeit als sinnvoll erfahren, sind sie zu Höchstleistungen motiviert. Bonus- und Anreizsysteme sind weit weniger wirksam als die erfahrene Sinnhaftigkeit der Aufgabe.
- Werte als Handlungsmaximen definieren: Diese Werte bestimmen den Umgang unter Kollegen, aber auch wie mit Stakeholdern, Kunden, Lieferanten und Kapitalgebern kommuniziert und gearbeitet wird. Binden Sie Ihre Mitarbeiter in den gesamten Formulierungs- und Entscheidungsprozess ein. Denn sie sind es schließlich, die diese Werte im Alltag leben müssen.
Wenn sich die Belegschaft eines Unternehmens mit den Zielen identifiziert, hat das konkrete Auswirkungen auf die operative Unternehmensführung. Führungskräfte müssen weniger Anweisungen erteilen, Mitarbeiter sind in der Lage, eigenständig und engagiert zu arbeiten. Denn mit einer Unternehmensvision und Handlungsmaximen im Hintergrund gibt ihnen ein Rahmen die notwendige Orientierung und Sicherheit.
Zwei Wege, um ein Unternehmensleitbild zu entwickeln
Erster Schritt auf dem Weg zu einem Unternehmensleitbild ist eine Soll-Ist-Analyse. Fragen Sie sich:
- Welche Handlungsmuster prägen die Organisation aktuell?
- Wie sollen sich diese Handlungsmuster ändern?
- Welche Maßnahmen sind dafür notwendig?
Um ein Unternehmensleitbild zu entwickeln, bieten sich zwei Wege an:
1. Der Partizipative Ansatz: Großgruppenmoderation unter Partizipation der gesamten Belegschaft
Besonders am Anfang des Entwicklungsprozesses können Sie die gesamte Belegschaft mit einbeziehen. In einer Art Brainstorming können Mitarbeiter Anregungen und Ideen sammeln. Anschließend werden diese in Kleingruppen konkretisiert und präsentiert. Danach folgt eine Diskussion im Plenum.
Vorteile dieses Vorgehens sind ein großer Rückhalt in der Belegschaft und eine starke Dynamik.
Eine Arbeits- oder Projektgruppe arbeitet dann auf Basis der Ergebnisse weiter am Unternehmensleitbild, das dann in einer zweiten Versammlung wieder im Plenum diskutiert wird.
2. Der Repräsentative Ansatz: Besonders in großen Unternehmen ist der erste Weg oft nur schwer umsetzbar. Deshalb wird dort meist eine Projektgruppe eingesetzt, die ein Unternehmensleitbild entwirft. Ein Moderator bezieht dann die Interessengruppen im Unternehmen ein und erarbeitet mit ihnen einen Vorschlag für ein Leitbild. Mittels SWOT-Analyse werden Stärken und Schwächen evaluiert.
Unternehmensleitbild definieren – ein zeitintensiver Prozess, der sich lohnt
Der Weg zum Unternehmensleitbild ist oft langwierig: Zahlreiche – wenn nicht sogar alle – Mitarbeiter sind in den Prozess eingebunden. Zudem bringt die Beschäftigung mit den Grundsätzen der Arbeit häufig Probleme ans Tageslicht, die zuvor niemand auf dem Schirm hatte. Das kann aber auch von Vorteil sein: Denn so wird Klarheit geschaffen und letztlich Effizienz gesteigert. Zudem lässt die programmatische Arbeit die Mitarbeiter enger zusammenrücken, fördert die Identifikation mit der Organisation und damit die Motivation der Mitarbeiter.
Über Birgit Wolf
Die Diplom-Kauffrau Birgit Wolf, Berlin, arbeitet unter anderem als Change- und Managementberaterin für das Machwürth Team International (MTI), Visselhövede, das Unternehmen weltweit bei der Strategieumsetzung unterstützt (www.mticonsultancy.com).