Von Bergbauern lernen und sich bewusst entscheiden

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… aus der zweiwöchentlichen Kolumne „Anders denken“ von Nicola Fritze.

Diesen Sommer war ich einige Tage in den Alpen wandern. Es ist erstaunlich: in der Berglandschaft wirken Autos undenkbar, Straßen wie Fremdkörper, die Stille ist manchmal beinahe beklemmend. Man grüßt jeden Menschen, der einem begegnet, der Blick nimmt das Einzelne und den Einzelnen wieder wahr – und dazu drängt sich die Natur in all ihrer Vielseitigkeit auf, wenn man den Blick über die Gipfel schweifen lässt. Alltagsgedanken verschwinden und machen neuen Ideen oder einfach nur Leerlauf Platz… eine andere Welt.

Auf Berghütten habe ich mich mit Hüttenwirten unterhalten, die neben dem Gastronomiebetrieb Landwirtschaft betreiben. Das ist am Berg noch härtere Arbeit als „unten im Tal“. Kühe melken und von Alm zu Alm treiben, sich um Jungvieh kümmern, Käse, Butter und Buttermilch selbst herstellen… die Tage beginnen um halb sechs und enden mit der Dunkelheit. Die Arbeit der Bergbauern ist körperlich anstrengend, der Lohn überschaubar.

Eine harte Welt, könnte man denken. Oder: den armen Hunden geht es schlecht. Aber als ich mich mit den Bergbauern unterhalten habe, war immer klar: die machen das gern. Obwohl jeder neue Tag harte Arbeit bedeutet. So geht es übrigens auch meinen Schwiegerelten, die mit über 70 Jahren noch als Wein- und Obstbauern arbeiten, ohne an das Aufhören auch nur zu denken!

Das stimmt mich nachdenklich. Wie kommt es, dass viele Menschen im normalen Alltag so unzufrieden sind – obwohl unser Leben im Vergleich zur Arbeit am Berg ziemlich komfortabel ist? Wieso sind viele Menschen schlecht gelaunt, frustriert und manchmal deprimiert, obwohl sie es von außen betrachtet gut haben? Wir leben ja in aller Regel mit fließendem Wasser, Heizung, Strom und Gas. Und im Büro sitzen wir, machen regelmäßig Pause und arbeiten meist nicht länger als acht bis zehn Stunden am Tag. All das sieht bei den Bergbauern ganz anders aus. Auf vielen Hütten gibt es auch heute Strom nur per Generator, Wärme nur per Feuer, die Arbeitstage sind 15 Stunden lang, der Lohn mäßig.

Mein Eindruck war, dass die Leute auf dem Berg vor allem aus einem Grund sehr zufrieden mit dem sind, was sie tun: sie haben sich ganz bewusst für ihr Leben entschieden. Das müssen sie auch. Denn wer so hart arbeitet, fragt sich mit Sicherheit tagtäglich, ob das wirklich sein muss. Offensichtlich lautet die Antwort für die Bauern, mit denen ich mich unterhalten habe, immer wieder „Ja, das will ich so. Ich möchte hier sein und mache gerne, was ich hier tu.“

Eine bewusste Entscheidung für das gelebte Leben also, in vollem Wissen um alle Vor- und Nachteile. Da kam mir der Gedanke: vielleicht führt die relativ große Bequemlichkeit unseres Alltags dazu, dass wir uns zu selten bewusst dafür entscheiden, was wir tun. Dass wir uns zu selten wirklich fragen, „Will ich sein, wo ich gerade stehe? Will ich das tun, was ich als Aufgabe vor mir habe?“

Denn wenn wir uns diese Fragen stellen und sie mit Ja beantworten, nehmen wir einen klaren Standpunkt ein – und nehmen vor allem auch die Nachteile unseres Lebens, die Seiten, die uns nicht so gut gefallen, sehenden Auges entgegen und akzeptieren sie. Und klar ist auch: wenn wir auf diese bewussten Fragen hin Nein sagen, dann müssen wir etwas verändern. So oder so senken wir mit der bewussten Entscheidung für unser Leben also das Potential für Frust und Unzufriedenheit.

Ich ermutige Sie also: denken Sie mal wie ein Bergbauer. Entscheiden Sie sich öfters bewusst für das, was Sie tun. Entscheiden Sie sich für Ihr Leben. Es wird Ihnen gut tun.

Ihre Nicola Fritze

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Zur Autorin:

Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau. Mit ihrem Motto „Anders denken – anders handeln“ begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen.

Ihre zwei Podcasts „Das Abenteuer Motivation“ und „Der Fritze-Blitz“ zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.

Anfang 2011 erschien ihr neues Buch „Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln“. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln.

Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.

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