Chancen und Herausforderungen familiengeführter Hotelbetriebe in Berlin – Interview mit Adrian Gold vom Gold Hotel

Voller Energie in den Tag starten – das klappt am besten nach einer erholsamen Nacht. Dafür bietet sich Reisenden ein riesiges Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten, allein in der deutschen Hauptstadt. Dort übernachteten 2017 über 31 Millionen Besucher. Das sind knapp doppelt so viele wie vor 10 Jahren, was Berlin zur beliebtesten Reisestadt Deutschlands macht. Doch Hotel ist nicht gleich Hotel. Welche Unterschiede beachtet werden sollten und wie ein familiengeführtes Hotel auf die Digitalisierung antwortet, verrät der Inhaber des Gold Hotels, Adrian Gold, im AGITANO-Interview.

Wie familiengeführte Hotels heute überzeugen Adrian Gold vom Hotel Gold im Interview

Guten Tag Herr Gold, Sie wissen seit über 20 Jahren, wo sich die Spreu vom Weizen trennt beim Thema Hotel. Was war für Sie ausschlaggebend, um in die Hotelindustrie mit dem Gold Hotel einzusteigen?

Meine Eltern haben relativ kurz nach der Wende, Anfang der 90iger Jahre, die Immobilie von der Treuhand erworben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich bereits eine Pension in den Räumlichkeiten. Da beide Elternteile aus komplett anderen Berufen kamen und die Immobilie primär als Kapitalanlage erwarben, war es für mich eine große Chance hier entsprechend aktiv zu werden. Ich habe also nach einer Ausbildung zum Tontechniker noch eine zum Hotelkaufmann abgeschlossen und bin langsam hineingewachsen.

Entscheidende Ressourcen eines Unternehmens sind die Mitarbeiter. Dieser Satz steht häufig in Businessberichten. Doch gerade in der rasanten Hotelbranche ist die Gefahr groß, dass es nur eine Floskel bleibt. Was tun Sie, um Ihre Mitarbeiter auf Dauer zu motivieren?

Gute Mitarbeiter sind essenziell. Daher ist die Nachfrage nach fachlich kompetentem Personal in Berlin entsprechend groß. Wir bemühen uns, unseren Mitarbeitern einen Arbeitsplatz zu schaffen an dem sie ihre individuellen Stärken einsetzen können. Die Integration in ein Team, als Mitarbeiter und als Mensch, in dem man sich gegenseitig unterstützt und gerne hilft, spielt hierbei eine tragende Rolle. Dazu kommt eine faire finanzielle Teilhabe am Erfolg der Unternehmung. Unsere dienstälteste Mitarbeiterin wurde nach Erwerb des Gebäudes durch meine Eltern übernommen. Sie arbeitet seit nunmehr 25 Jahren im Haus.

Neben dem Preis ist die Lage der Übernachtungsmöglichkeit das A und O. Was bedeutet das für das Gold Hotel im Kontrast zu anderen Hotelgiganten in Flughafen- und Bahnhofsnähe?

Ganz klar die zentrale Lage in Friedrichshain. Der Bezirk hat sich von der Infrastruktur her fantastisch entwickelt. Die direkte Umgebung mit der Simon-Dach-Straße und rund um den Boxhagener-Platz bietet unseren Gästen ein riesiges Angebot. Kulinarisch gibt es hier alles was das Herz begehrt. Und auch die zahlreichen jungen Designer machen einen Bummel durch den Kiez spannend und abwechslungsreich. Die East Side Gallery, Mercedes Benz Arena, diverse Shopping-Malls und Clubs  erreicht man von uns aus gleichermaßen bequem zu Fuß. Hier taucht man richtig in Berlin ein und erlebt etwas!

Anders als in den USA oder China gibt es hierzulande kaum größere Hotelketten. Um trotzdem auf dem Markt zu bestehen, ist ein wiedererkennbares Merkmal ein must-have. Besitzt das Gold Hotel ein Alleinstellungsmerkmal und wenn ja, was macht es besonders?

Bei uns ist der Gast keine Nummer! Ein kleineres, familiäres Hotel bietet entsprechende Möglichkeiten, sich Zeit für seine Gäste zu nehmen. Wir achten sehr auf einen freundschaftlichen Umgang und man hört gerne zu. Meine Jungs an der Rezeption kommen alle aus der Ecke und gehen hier selber in Restaurants, Bars und Clubs. Die individuellen Empfehlungen haben also Hand und Fuß. Das kommt bei unseren Gästen sehr gut an.

Welche Zielgruppe möchten Sie bei Ihrem Hotel ansprechen?

Wir sprechen den Städtereisenden genau wie den Geschäftsreisenden gleichermaßen an. Die kurze Distanz zum kommunalen Bildungswerk ermöglicht auch unseren Gästen, die an entsprechenden Schulungen teilnehmen, eine vielfältige und abwechslungsreiche Umgebung um sich zu entspannen.

Weltweit wächst der Wettkampf großer Hotelketten. Das veranschaulicht zuletzt die Übernahme einer großen Hotelkette für mehr als 13,6 Milliarden Dollar. Dazu rückten Buchungsportale wie HRS oder Booking sowie Airbnb auf den Markt. Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für die Aufstellung von familiengeführten Hotels?

Ich beobachte den Markt speziell am Standort nun schon viele Jahre. Anfangs gab es hier noch nicht viele Hotels. Natürlich ist der Druck aufgrund der zahlreichen Mitbewerber enorm gestiegen. Um so wichtiger ist es geworden, sich als familiengeführtes Hotel genau das Gästeklientel zu erschließen, dass eben nicht durch große Ketten zufrieden gestellt wird. Im Übrigen zähle ich mich selbst zu diesen Gästen, privat suche ich mir auch lieber ein liebevoll geführtes, kleineres Etablissement.

Ohne Buchungsportale geht es heute hier nicht mehr. Die direkten Vergleichsmöglichkeiten und die einfache Buchung ersparen einem Zeit und Aufwand. Das dient einfach dem Komfort. Letztendlich kann ich aber jedem empfehlen, sich doch persönlich an das Hotel zu wenden. Es ist ein Irrglaube, den wirklich besten Preis über ein Buchungsportal zu erhalten. Denn eine entsprechende Provision wurde einkalkuliert und Preisverhandlungen sind dort in der Regel nicht möglich.

Worin sehen Sie zukünftig Chancen oder Grenzen angesichts der zunehmenden Digitalisierung für familiengeführte Hotels?

Hier stößt man ab einer bestimmten Betriebsgröße an den Rand seiner Möglichkeiten. Neben der eigenen Webpräsenz, der Buchbarkeit über Portale, Facebook und Instagram betreiben wir noch eine SEO-Kampagne. Aktuell sehen wir unseren Bedarf dadurch gedeckt. Zukünftig wird das generieren von einem hohen Anteil an Direktbuchungen eine Herausforderung darstellen.

Vielen Dank, Herr Gold, für die interessanten Einblicke in Ihre Geschäftspraxis des Gold Hotels und Ihre Sicht zu den aktuellen Chancen und Herausforderungen für familiengeführte Hotels. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und alles Gute.

Das Interview mit Adrian Gold führte Karin Kreuzer, Redakteurin AGITANO.

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