… aus der wöchentlichen Themenserie „Ihr guter Ton“ vom Kommunikationsexperten und Businesscoch Manuel Stöbel. Nachdem Sie im vergangenen Beitrag mehr über den ersten Kontakt mit wütenden Mitarbeitern erfahren haben, geht es heute um „den ersten Schritt“, damit Sie als Führungskraft Ihre Streithähne wieder in den Griff bekommen.—
Sie erinnern sich an den Vertriebsleiter von letzter Woche, der seinen Brast auf jemanden mit knallender Tür zum Ausdruck brachte? Sie erinnern sich auch an die Metaperspektive des Chefs, der so geschickt anfing den Streit zu bändigen? Am Schluss war die Empfehlung an den Chef gewesen, die Streithähne an einen Tisch zu bringen und so den Streit in den Griff zu bekommen. Wie geht das jetzt??
Der Mensch im Zentrum
Sie habe jetzt zwei ziemlich zerstrittene Parteien schon an einen Tisch gebracht. Das ist eine echte Leistung. Denn nun müssen die beiden sich in die Augen sehen oder zumindest die Gegenwart des jeweiligen Gegenübers dulden. Aber zuallererst ersetzen wir hier – und Sie bitte auch – in alle Ewigkeit das Wort „Streitpartei“ mit „Mensch“. An Ihrem Tisch sitzen zwei Menschen, mit allem was da so dazu gehört. Und diese beiden Menschen haben etwas ganz Menschliches getan: die hatten eben Zoff. Das ist alltäglich. Ein gesunder Zoff gehört letztlich auch zum guten Ton eines Unternehmens. Nach einem Gewitter ist die Luft ja auch wieder klarer und die Sicht besser.
Die Vogelperspektive ist erstmal die beste
Geraten Sie jetzt bloß nicht in Aktionismus. Das wäre unglaubwürdig. Immerhin opfern Sie als Führungskraft jetzt Ihre kostbare Zeit (wir gehen hier wohlgemerkt von einem heftigen Zoff aus, der Vermittlung braucht). Wenn Sie jetzt in Mecker- oder Hätschelaktionismus verfallen, dann schimpfen Sie wie ein Elternteil oder versuchen die Kindchen zu trösten. Für das Bild einer prägnanten Führung kein gutes Image!! Nein, Sie bleiben am Anfang in Ihrer Metaperspektive und gucken mal ein oder zwei Minuten, was passiert. Für die Streithähne ist das eine verdammt lange Zeit. Die beiden wollen keine Stille! Die haben ja schließlich gestritten und sind erwachsene Menschen. Warten Sie ab, schauen Sie, was passiert. Stille ist oft der beste Therapeut. Denn Stille regt zum Nachdenken an und konfrontiert uns mit uns selbst.
Der Weise schweigt und sieht
Ich darf Sie als wissende Führungskraft titulieren – der Weise schweigt. Sie positionieren sich absolut richtig, wenn Sie erstmal den Mund halten. Schauen Sie sachlich; Augen also nicht nach oben oder unten, sondern geradeaus, sowie eine diskrete aufrechte Körperhaltung bewahren. Eben neutral verhalten durch Siegesbewusstsein. Sie sind der Chef! Sie lassen ich nicht heraushängen, sondern erfüllen Ihre Rolle! Falsch wäre hier einen Minenspiel, das zum Beispiel genervt die Augen nach oben gehen lässt oder ein nervöses Hin- und Herrutschen auf dem Stuhl. Das könnte dann sogar als Arroganz von den Streithähnen gewertet werden, weil sie eben häufig Strafe erwarten. So sind wir leider oft erzogen worden … !
Beobachten Sie scharf wie ein Adler. Aber nicht mehr. Sie haben nicht Ihre Beute vor sich, sondern, wie schon gesagt, Ihre Mitarbeiter und das sind Menschen.
Der zweite Schritt, den Sie an gleicher Stelle nächste Woche lesen, ist letztlich spannender. Dann setzt der Adler zur Landung an.—
Über Manuel Stöbel:
Manuel Stöbel ist der gute Ton Ihres Unternehmens. Die signifikanten Ergebnisse seines Engagements sind wertschöpfende Kommunikation für Branding, Leadership, Softskills und Personality. Sein persönlicher Background die Opernbühne und zwei Dekaden Trainingserfahrung lassen bekannte Themen in neuen Blickwinkeln deutlich werden und schaffen stets eine Atmosphäre kreativer Effizienz. Mehr über Manuel Stöbel finden Sie im Internet unter: www.manuel-stoebel.de.