„Lokale Immobilienmärkte können von international erprobten Prozessen nur profitieren“ – Interview mit Marvin Reichert von der BlueHill Estate Group

Mit seiner landschaftlichen Schönheit, seiner kulturellen Vielfalt und seiner Wirtschaftskraft gilt das Rhein-Main-Gebiet als eines der abwechslungsreichsten und innovativsten Ballungszentren Europas. Damit bietet es ideale Voraussetzungen für einen florierenden Immobilienmarkt. Wir haben uns mit Marvin Reichert von der BlueHill Estate Group über die Besonderheiten des Standorts unterhalten.

Internationalen Investoren fehlt oft der direkte Draht zu lokalen Immobilienmärkten – Marvin Reichert im Interview

Guten Tag, Herr Reichert. Ehe wir auf die konkreten Besonderheiten des Immobilienmarkts der Rhein-Main-Region eingehen, unterhalten wir uns zunächst über Sie und Ihr Unternehmen. Wie haben Sie und Ihre Geschäftspartner sich zusammengefunden?

Gerne. Wir haben die BlueHill Estate Group im September 2019 in Aschaffenburg gegründet. Kennengelernt haben wir uns im Rahmen unserer vorherigen Tätigkeiten bei international agierenden Immobilieninvestoren.

Vom internationalen Großinvestor zum lokalen Start-Up – wie ist dieser Schritt zu verstehen?

Eines unserer Ziele ist es, den lokalen Immobilienmärkten internationale Erfahrungen und Prozesse näherzubringen. Unserer Ansicht nach gibt es auf den lokalen Märkten vielfältige Möglichkeiten, erprobte internationale Standards in bestehende Abläufe und Strukturen zu integrieren. Davon profitieren unterschiedlichste Marktteilnehmer.

Daneben sehen wir aber auch die vielen nationalen sowie internationalen Investoren, die aus verschiedenen Gründen B-, C- und D-Städte in Deutschland erschließen möchten. Oft fehlt ihnen allerdings der direkte Draht zu Marktteilnehmern vor Ort. Deshalb versuchen wir, mithilfe unserer zuvor gesammelten Erfahrungen und unserer lokalen Expertise auch jenen Investoren die entsprechenden Märkte zugänglich zu machen.

Sie sind also vorrangig im Investmentgeschäft tätig?

Das Tätigkeitsspektrum der BlueHill Estate Group umfasst grundsätzlich zwei Bereiche.

Das Investmentgeschäft ist einer davon. Wir kaufen perspektivisch eigene Objekte an beziehungsweise entwickeln Immobilien weiter – mit dem Ziel langfristig ein Bestandsportfolio aufzubauen. Dabei stehen Value-Add-Objekte im Rhein-Main-Gebiet im Fokus.

Der zweite Bereich ist das Valuation- & Advisory-Geschäft. Im Rahmen des Bewertungsgeschäftes steht die Verkehrswertermittlung von Immobilien und Immobilienportfolios im Mittelpunkt. Darüber hinaus unterstützen wir Investoren über den Lebenszyklus ihrer Investments als Teil des Beratungsgeschäftes.

Aufgrund unserer vergangenen Tätigkeiten stellen insbesondere Gewerbeimmobilien ein Spezialgebiet von uns dar. Im Moment liegt der Fokus darauf, alle Geschäftsbereiche weiter auszubauen.

Was fasziniert Sie an der Immobilienbranche?

Für uns besteht die Faszination darin, zeitgemäße und zweckmäßige Projekte zu entwickeln. Es ist eine spannende und herausfordernde Aufgabe, Grundstücke zu identifizieren und standortspezifische Ideen in mehrwertschaffende Nutzungskonzepte umzusetzen.

Daneben lebt die Immobilienbranche von ihren breit gefächerten Netzwerken. Für uns ist es immer wieder aufs Neue spannend, interessante Kontakte zu verschiedenen Personen, Unternehmen und Institutionen zu knüpfen.

Der Immobilienmarkt der Rhein-Main-Region bietet dafür ja reichlich Gelegenheit. Wie schätzen Sie seine aktuelle Situation ein?

Dazu sollten wir zunächst auf die generellen Einflussfaktoren eines Immobilienmarktes eingehen. Auf der einen Seite wird der Immobilienmarkt durch endogene Faktoren – das heißt aus dem Immobilienmarkt beziehungsweise der Immobilie stammende Größen – beeinflusst. Beispiele hierfür sind der Flächenbestand, die Bauqualität und die Lage der Objekte. Auf der anderen Seite wirken aber auch viele exogene Faktoren auf den Markt ein. Hierzu zählen die Konjunktur, das Zinsniveau und die Inflation.

Das Zusammenwirken dieser Faktoren hat in den letzten Jahren zu einem signifikanten Preisanstieg in fast allen Märkten geführt – unter anderem auch in der Rhein-Main-Region. Besonders stark ist Frankfurt am Main betroffen. Hier sind unterschiedlichste endogene und exogene Faktoren – wie beispielsweise Geldpolitik, Bevölkerungsentwicklung und Nachfrageüberhang – Preistreiber. Aus gegebenem Anlass sei die Anmerkung erlaubt, dass die Auswirkung der aktuell vorherrschenden Corona-Krise auf die Immobilienpreise derzeit noch nicht mit hinreichender Sicherheit absehbar ist.

Preisabschwung auf Frankfurter Immobilienmarkt kurzfristig nicht in Sicht

Wenden wir uns einmal konkret dem Wohnimmobilienmarkt zu. Mit welcher Entwicklung ist hier mittel- bis langfristig zu rechnen?

Kurzfristig verfügt der (Wohn-)Immobilienmarkt in der Regel über eine tendenziell unelastische Angebotsfunktion. Verantwortlich hierfür sind unter anderem die moderate Geschwindigkeit der Genehmigungsprozesse und die lange Bauzeit von Immobilien.

Ein Überhang der Angebots- und der Nachfrageseite passt sich demnach zunächst über Preise an. Die Anpassung an eine veränderte Marktsituation durch die Veränderung des Neubauniveaus erfolgt aufgrund der verhältnismäßig langen Planungs- und Bauzeiten nur mittelfristig. Im Falle eines signifikanten Nachfrageüberhangs verzögert die Bauzeit die Erzielung eines kurzfristigen Marktausgleiches selbst bei hohen Preissteigerungen.

In den letzten Jahren haben beispielsweise die Genehmigungs- und Neubauzahlen in Frankfurt am Main zugenommen. Dennoch ist auch vor dem Hintergrund der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt eine Sättigung kurzfristig nicht absehbar. Aus diesem Grund ist ein Preisabschwung auf Basis der Angebots- und Nachfragesituation unserer Einschätzung nach kurzfristig nicht in Sicht. Mittel- bis langfristig ist ein Marktausgleich denkbar – gerade vor dem Hintergrund der aktuellen makroökonomischen Entwicklung.

Und wie sieht es bei den Gewerbeimmobilien aus – ist hier mit einem stärkeren Einfluss des Corona-Virus zu rechnen?

Die Prognose hinsichtlich der Entwicklung des Gewerbeimmobilienmarktes ist aufgrund der unterschiedlichen Einflussgrößen der verschiedenen Nutzungsarten nicht ohne weitergehende Differenzierung möglich. Derzeit erfahren vor allem Hotel- und Einzelhandelsimmobilien einen negativen Einfluss durch COVID-19. Dies macht sich u.a. in geringeren Auslastungsquoten und schwindenden Umsätzen bemerkbar. Jedoch ist anzumerken, dass es durchaus auch Nutzungsarten gibt, welche durch die Krise eine höhere Nachfrage erfahren können. Insbesondere sind hier Logistikimmobilien zu nennen, die für die Aufrechterhaltung der Versorgung eine zentrale Rolle einnehmen.

Generell lässt sich festhalten, dass das Rhein-Main-Gebiet – sowohl durch die Metropole Frankfurt am Main als auch aufgrund der regional gefestigten B- und C-Städte – eine entsprechende intrinsische Stärke aufweist, was dem Markt hinsichtlich der Stabilität zugutekommt. So unterzeichneten erst am 13.03.2020 mehr als 20 Organisationen, Verbände und Interessenvertretungen aus der Metropolregion eine Resolution für mehr Bauland.

Kommen wir von der Entwicklung des Rhein-Main-Immobilienmarkts abschließend noch einmal zu der Entwicklung Ihres Unternehmens. Welche Ziele haben Sie in den nächsten 10 Jahren und was zeichnet die BlueHill Estate Group aus?

Kurz- bis mittelfristig wollen wir den ganzheitlichen Ausbau unserer Geschäftsbereiche vorantreiben. Dabei wollen wir inhaltlich auch künftig das breite Spektrum an Nutzungsarten abdecken. Dies geht einher mit der Gewinnung hochqualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unser Unternehmen.

Dabei legen wir höchsten Wert auf die Qualität unserer Arbeit, den Ausbau unseres Netzwerkes sowie die nachhaltige und intensive Pflege unserer bereits bestehenden Geschäftsbeziehungen.

Unser Unternehmen zeichnet sich vor allem durch folgende Punkte aus:

  • Expertise im Bereich Wohn- und Gewerbeimmobilien, im Retail- und institutionellen Immobiliengeschäft sowie auf nationaler und internationaler Ebene
  • Erfahrungen in den Bereichen Akquisition, Entwicklung, Asset Management, Bewertung und Fondsmanagement
  • Fundierte lokale Kenntnisse des Immobilienmarktes im Rhein-Main-Gebiet – vor allem im Dreieck Frankfurt am Main, Darmstadt und Aschaffenburg
  • Junges Team, hohe Flexibilität und innovative Herangehensweisen
  • Breites Netzwerk in der Immobilienbranche
Marvin Reichert von BlueHill Estate Group.
Immobilienexperte Marvin Reichert von BlueHill Estate Group (Bild: © BlueHill Estate Group)

Dann wünschen wir weiterhin viel Erfolg und bedanken uns für das Gespräch.

Wir bedanken uns – jederzeit gerne!

Das Interview mit Marvin Reichert führte die AGITANORedaktion.

Über BlueHill

Die BlueHill Estate Group ist ein 2019 gegründeter Immobilieninvestor und -manager mit Fokus auf dem Value-Add und dem opportunistischen Segment. Zum Leistungsspektrum des in Aschaffenburg gegründeten Unternehmens gehören zudem auch das Bewertungs- und Beratungsgeschäft.

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