Wenn Potenziale sich in den richtigen Positionen entfalten können ist das hoch effizient. Wenn nicht, gehen uns wertvolle Ressourcen verloren. Mitarbeiterförderung auf allen Management-Ebenen ist längst selbstverständlich; doch unsere Wirtschaft hat die Hochsensiblen bislang weder entdeckt, noch ist sie bereit, deren Kompetenzen zu nutzen – obwohl fast ein Viertel der Gesellschaft unter das Kriterium „Hochsensibilität“ fällt. Mona Suzann Pfeil, Expertin für Hochsensibilität plädiert in ihrem Gastbeitrag dafür, die Kompetenzen dieser besonders Begabten besser zu nutzen.
Mehr Freiraum für Hochsensible
Kompetenz ist in der Wirtschaft gefragt. Aber wie kompetent darf eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter sein? Was, wenn sie oder er das erwartete Maß an Kompetenz übersteigt? Etwa über den Kernbereich des zugewiesenen Arbeitsbereichs hinaus denkt, fühlt und sogar danach strebt, außerhalb dieser Grenzen aktiv zu werden? Dann ist die Verunsicherung groß, denn weniger kompetente Vorgesetzte können diese hohen Fähigkeiten weder einschätzen noch beurteilen. Es bedarf Größe, um die bisher üblichen Kontrollen aufzugeben – zugunsten von mehr Freiraum für Freidenker. Vertrauen ist nötig. Wenn die Neugier auf die dadurch entstehenden Chancen weit stärker ist, als die Angst vor Kontrollverlust, können sich neue Arbeitskonzepte durchsetzen. Derzeit sind sie noch rar gesät in unserer Wirtschaft, die noch fremdelt mit so ungewöhnlichen Skills wie Intuition. Oder Integrität. Viel zu lange setzte sie auf Hard Facts und Cluster-artig scharf abgegrenzte Einteilungen in Kernkompetenzen. Aber genau das verhinderte bislang, dass Hochsensible und Besonders Begabte ihre übergreifenden Talente einbringen konnten.
Ohne soziale Kompetenz keine Sachkompetenz
Kompetenz entstand aus „competere“, lateinisch: zusammentreffen. Bereits 1993 stellte der Soziologe Bourdieu* fest: ohne soziale Kompetenz keine Sachkompetenz. Mit ihren seismografischen, empathischen und intuitiven Kompetenzen können Hochsensible die Wirtschaft zukunftssicherer machen. Krankheitsbedingte Ausfälle und der Fachkräftemangel könnten reduziert, Arbeitsleistung und Motivation gesteigert werden. „Zukunftssicherheit“ ist heute gleichzusetzen mit „nachhaltiger Rentabilität“ – einerseits an den Bedürfnissen des Marktes orientiert bleiben und sich andererseits keine Sünden gegen Personen oder Umwelt zu erlauben.
Die Wirkung nach außen ist wichtiger denn je, das Ansehen eines Unternehmens wird im Internet bewertet. Bewerber suchen sich zukünftige Arbeitgeber danach aus, Kunden vergleichen Anbieter. Hochsensible Mitarbeiter als Leitbild-Entwickler und Unternehmensethik-Controller oder als Community Manager eingesetzt können eine nachhaltige Social Media Arbeit hervorbringen – beste Voraussetzungen für Zukunftssicherheit.
Was sind „hochsensible“ Mitarbeiter?
Hochsensibilität ist kein Krankheitsbild, sondern eine angeborene, geschlechtsunabhängige und genetisch bedingte Form von Intelligenz, also eine spezifische Ausprägung von Hochbegabung. Erste Forschungen auf diesem Gebiet ergaben, dass das Gehirn Hochsensibler eine höhere Aktivität der für die Sinnesverarbeitung bedeutsamen Regionen aufweist, erregungsdämpfende Teile scheinen hingegen weniger stark ausgebildet. Ca. 20 Prozent aller höheren Populationen – Tier wie Mensch – weisen diese Begabung auf. Um sie zu messen, bedarf es differenzierter psychologischer Tests und Experimente von auf Hochsensibilität spezialisierten PsychologInnen, BeraterInnen oder Coaches.
Hochsensible Potenziale nutzen
Hochsensible Menschen sind – auf den Arbeitsmarkt bezogen – mindestens so „vielfältig“ wie andere: Die Bandbreite erstreckt sich vom Spezialisten bis hin zum Entscheider auf oberer Ebene; die hohe Wahrnehmungsbegabung stellt nur eines von vielen Persönlichkeitsmerkmalen dar. Konkurrenzdenken ist ihnen fern. Sie drängen selten in den Vordergrund, ziehen das Vier-Augengespräch der großen Runde vor und reduzieren ihre Kommunikation auf wenige „Verbindungsleute“. In Einklang mit allen Beteiligten einen guten Job zu machen, ist ihr Bestreben. Dafür bringen sie in der Regel von sich aus hohen Einsatz.
Um diesen Einsatz zu messbaren Ergebnissen zu führen, ist das geeignete Umfeld für diese Mitarbeiter kein Luxus, sondern Voraussetzung. Im richtigen Umfeld sind Hochsensible oft die Konsequenteren und Zielstrebigeren und finden Lösungen, wo andere längst kapituliert haben. Sie sind die Unbestechlichen und finden Fehler, die anderen entgehen. Sie denken schlicht mehr und weiter als andere.
Deshalb vor Hochsensiblen auf die Knie zu fallen, dient niemandem. Aber Kompetenzen souverän zu erkennen und in weiser Voraussicht alle zur Verfügung stehenden Talente gemeinsam zu nutzen, das würde der Wirtschaft dienen. Es mangelt uns nicht an Fachkräften, nur am Talent und der Sensibilität, diese zu erkennen.
* Quelle: Bourdieu, Pierre: Soziologische Fragen. Frankfurt am Main 1993.
Über Mona Suzann Pfeil
Mona Suzann Pfeil ist Künstlerin, Filmproduzentin und Expertin für Hochsensibilität. Sie will über dieses weithin verkannte Persönlichkeits- und Qualifikationsmerkmal aufklären und engagiert sich für Hochsensible und Besonders Begabte als „High Potentials“ im Arbeitsleben. Hierzu produzierte sie den Dokumentarfilm „High Skills – verschenkt die Wirtschaft die Potenziale Hochsensibler und Hochbegabter?“ und hält Keynote Vorträge. Sie blickt zurück auf langjährige Erfahrung als Präsenztrainerin und Beraterin mit Spezialisierung auf hochsensible und hochbegabte Berufstätige.
Mehr Information zur Autorin und zu Hochsensibilität im Business: www.MonaSuzannPfeil.de und www.Highly-Sensitive-Business.de.
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