Gesund Führen: das Miteinander fördern

… aus der wöchentlichen AGITANO-Themenserie „Gesund und achtsam führen“ mit dem Experten für Stressbewältigung, Motivation und Gesundheit, Jürgen Seckler. Nachdem Sie im vergangenen Beitrag „Gesunde Führung: Vertrauen und zutrauen“ mehr über diese beiden zentralen Elemente eines guten Führungsstils erfahren haben, geht es heute um das soziale Miteinander unter den Mitarbeitern und der damit verbundenen Leistungsfähigkeit.

Jede zwischenmenschliche Belastung hat negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Gesundheit, das Privatleben und auf die Arbeitswelt. Ein Umfrage der AOK an über 10.000 Versicherten ergab: „Je besser das Arbeitsklima, desto weniger Mitarbeiter/innen haben Rückenschmerzen.“*

Der Mensch ist ein soziales Wesen

Bei meinen Vorträgen gehe ich gerne auf das „Montagsmorgensyndrom“ ein. Dazu folgendener Witz: Mann und Frau liegen am Montagmorgen im Bett. Er: „Schatz ich fühle mich heute gar nicht gut. Ich kann heute nicht ins Büro. Sie ganz Frau, ganz mitfühlend: „Oh, du Armer. Wo denn? Im Magen?“ Er: „Nee, nicht im Magen, im Büro.“

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er braucht für sein Wohlbefinden ein stabiles und gut funktionierendes soziales Umfeld. Mit anderen Worten, das Miteinander muss stimmen. Dieses Umfeld bezieht sich nicht nur auf sein Privatleben sondern auch auf seinen Arbeitsplatz.

Die Führungskraft ist für das Miteinander verantwortlich

Die Herausforderung, die sich am Arbeitsplatz stellt ist, sich täglich darum zu bemühen ein gutes Miteinander zu fördern. Wenn wir uns die Frage stellen, was Mensch am Arbeitsplatz krank macht, dann sind das nicht nur die technischen Bedingungen, wie Bürostuhl, Schreibtisch oder die sichere Bedienung von Maschinen, sondern auch die psychosozialen Aspekte, die aus meiner Sicht wesentlich schwerer wiegen, als die Gestaltung des Arbeitsplatzes. Dies kann von keinem Gesetzgeber oder einer Berufsgenossenschaft vorgeschrieben werden. Da helfen keine Arbeitsschutzbestimmungen. Hier ist jeder einzelne Mitarbeiter gefragt und im ganz speziellen die Führungskraft einer Mannschaft. Sie hat Sorge dafür zu tragen, dass auch das Miteinander gefördert wird. Ist es nicht so, dass der Mensch den größten Teil seiner Zeit am Arbeitsplatz verbringt und damit auch mit seinem Vorgesetzten, der – selbst wenn er nicht leibhaftig präsent ist – dennoch die Abläufe prägt und beeinflusst? Der Vorgesetzte ist immer irgendwie in Gedanken bei allem, was Mitabeiter tun, dabei. Das ist Grund genug dafür zu sorgen, dass das Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter so stimmig als nur möglich sein sollte.

Gute Laune als Schutzfaktor

Sicher haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Ihre Stimmung sich auf andere überträgt. Gute Laune überträgt sich, genauso wie schlechte Laune. Somit ist gute Laune auf jeden Fall ein wichtiger Schutzfaktor sowohl für die eigene Gesundheit als auch für  die der Mitarbeiter. Soll natürlich nicht heißen, dass Chef „everybodys darling“ sein muss.

Mitarbeiter, die sich ständig über ihren Chef ärgern und über ihn schimpfen stehen in der Gefahr einen Bluthochdruck zu entwickeln. Eine Untersuchung an britischen Krankenschwestern ergab, dass diese einen signifikant höheren Blutdruck haben, wenn sie das Führungsverhalten Ihres Chefs negativ bewerten.**

Anne Katrin Matyssek schreibt in ihrem Buch „Wertschätzung im Betrieb“: „Soziale Unterstützung ist ein optimaler Belastungspuffer. An den Belastung selber ändert sich durch sie nichts – aber das subjektive Belastungsempfinden wird durch sie deutlich gemindert.“***

Für die Führungspraxis bedeutet das:

Fördern Sie das Miteinander am Arbeitsplatz, indem Sie stets für die Anliegen Ihrer Mitarbeiter ein offenes Ohr haben. Versuchen Sie zu signalisieren, dass Sie ansprechbereit sind. Sparen Sie nicht an Lob und setzen Sie Kritik als Motivationsinstrument ein und nicht als „Angstfaktor“. Entwickeln Sie eine gute Fehlerkultur, in der Ihre Mitarbeiter Fehler zugeben und nicht vertuschen. Wo notwendig stärken Sie den Rücken Ihrer Mitarbeiter und fördern Sie eine „Gemeinsam sind wir stark-Kultur“. Spenden Sie Beistand, Trost und Unterstützung, gerade wenn die Zeiten nicht so rosig sind. Erinnern Sie Ihre Mannschaft immer wieder an die gemeinsamen Erfolge.

Zum Abschluss noch ein Ausschnitt aus einer Studie von Dr. Badura, die unter anderem ergab:****

  • Je mehr Mitarbeiter sich beteiligt fühlen, desto weniger werden psychosomatisch krank.
  • Je besser das Zusammengehörigkeitsgefühl als Team, desto weniger Fehlzeiten.

Jeder Einsatz und jede Idee zur Förderung eines guten Miteinanders lohnt sich.

Über Jürgen Seckler:

Jürgen Seckler, Trainer, Referent, Gesundheit, Motivation
(Foto: © Jürgen Seckler)

Jürgen Seckler (geb. 1959) ist Referent und Trainer rund um die Themen Stressbewältigung, Motivation und Gesundheit. Er leitet Gesundheitsprojekte bei vielen mittelständischen Unternehmen und großen Konzernen. Mit viel Witz und Kompetenz motiviert er seine Zuhörer den „inneren Schweinhund“ zu überwinden und Entscheidungen dauerhaft und erfolgreich umzusetzen. Er ist Gründer und geschäftsführender Mitgesellschafter der Salovita GmbH mit Sitz in Worms mit dem Motto „Wir verstehen Gesundheit – Wir verstehen Menschen – Wir verstehen Unternehmen“.

Mehr Informationen zu Jürgen Seckler im Internet unter www.salovita.de.

Passend zum Thema gutes Miteinander und Produktivität:

Mit Teambuilding das WIR-Gefühl stärken“, Interview mit mydays-Gründer Fabrice Schmidt

* AOK-Studie – WIdO/Wissenschaftliches Institut der AOK 2000
** Nadja Wagner, Handelsblatt 27. Jan. 2006
*** Anne Katrin Matyssek (2011): „Wertschätzung im Betrieb“, S. 89,
**** Badura B., et al. (2008): „Sozialkapital – Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg“

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?