Nicht mehr, sondern smarte Kommunikation!

Oft läuft es in den Führungsetagen, sowohl transnationaler Konzerne als auch mittelständischer Unternehmen, wie folgt: Es werden in streng geheimen Sitzungen streng vertrauliche Geschäftsstrategien entwickelt. Im Anschluss wundert man sich im „Elfenbeinturm Vorstand“, dass diese von den Mitarbeitern weder verstanden, geschweige denn umgesetzt und von den Kunden angenommen werden.

Müssen Führungskräfte mit ihren Angestellten und Verbrauchen mehr kommunizieren? Nein, aber smarter! Das zumindest sagt IT-Unternehmer und Experte für Digital Working, Thorsten Jekel. Im Rahmen unserer Interviewreihe sprachen wir mit ihm heute unter anderem darüber, wie Unternehmen dank digitaler Innovationen effizienter kommunizieren, und zwar intern und extern!

Interview mit Thorsten Jekel zum Thema interne Kommunikation

Schönen guten Tag Herr Jekel, heute sprechen wir über das Thema „smarter kommunizieren“, und zwar innerhalb des Unternehmens. Warum sollten gerade Führungskräfte dieses Thema auf ihre Agenda setzen?

Ich finde es immer wieder spannend, dass Führungskräfte bahnbrechende Strategien und Konzepte in geheimen Sitzungen entwickeln, diese in den Tresor packen und dann allen Ernstes daran glauben, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese automatisch umsetzen. Leider entspricht dies immer noch der erlebten Wirklichkeit in vielen Unternehmen. Dabei sollten Führungskräfte es doch besser wissen. Studien zeigen immer wieder, dass gerade einmal zehn Prozent aller Strategien wirklich umgesetzt werden. Diese Studien zeigen auch, dass der größte Hebel bei der Umsetzung die effektive Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist. Von daher sollte sich jede Führungskraft Gedanken darüber machen, wie sie möglichst effizient und effektiv mit dem Team kommunizieren kann.

Inwieweit helfen neue Medien Führungskräften dabei das Konzept in die Tat umzusetzen?

In kleinen Organisationen haben Führungskräfte oft noch die Möglichkeit Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönlich zu erreichen. Ab einer gewissen Unternehmensgröße ist dies jedoch leider nicht mehr möglich. Hier helfen neue Technologien auch größere Teams – wenn schon nicht persönlich, so zumindest gleichzeitig über verschiedene Kanäle – zu erreichen. Die persönliche Kommunikation ist durch nichts zu ersetzen. Wenn diese jedoch nicht möglich ist, ist die elektronische Kommunikation immer noch besser als gar keine Kommunikation. Im Idealfall werden On- und Offline-Kanäle intelligent kombiniert. Darüber hinaus sind die Kosten für die elektronische Kommunikation in den letzten Jahren signifikant gesunken. Somit sind neue Medien für die Kommunikation in Unternehmen mittlerweile breit verfügbar.

Allen Bemühungen zum Trotz gerät das ein oder andere Unternehmen auch einmal in Schieflage oder ist derart erfolgreich, dass es zum Spekulationsobjekt einer Übernahme wird. Dann brodelt die Gerüchteküche.
Wie kann ich als Vorgesetzter unterbinden, dass diese, zum Beispiel durch Informationsaustausch meiner Mitarbeiter via Social Media, zusätzlich angeheizt wird?

Gerade bei Unternehmensübernahmen ist die persönliche Betroffenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besonders hoch. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder zumindest vor einschneidenden Veränderungen ist ganz natürlich, wird aber leider von vielen Führungskräften ignoriert. Mit der positiven Absicht, die Mitarbeiter nicht zu beunruhigen, werden Informationen bewusst geheim gehalten. Konsequenz: das genaue Gegenteil tritt ein! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter füllen die Informationslücken mit eigenen Interpretationen. Ich nenne das aus eigener Erfahrung auch gern Scheiße Quirlen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überbieten sich mit den neuesten Gerüchten anstatt produktiv zu arbeiten.

Auch wenn selbst die Führungskräfte nicht immer genau wissen, wie das Unternehmen nach einem Zusammenschluss aussehen wird, ist eine zeitnahe Information des jeweils aktuellen Zustandes enorm wichtig. Dies gibt dem Team eine Orientierung und schafft Vertrauen in die Führungsmannschaft. Dies ist gerade in größeren Organisationen nicht mehr persönlich zu leisten. Hierbei hilft eine zielgerichtete interne Kommunikation, verbunden mit einem klaren Briefing, was nach außen kommuniziert werden darf – und was nicht.

Als Führungskraft hat man, gerade in Situationen wie oben beschrieben, nicht immer gute Nachrichten für seine Mitarbeiter. Sollte man in diesen auch auf die neuen Medien bauen?

Gerade in solchen Situationen ist die Kommunikation mit dem Team extrem wichtig. Da die Kommunikation nicht immer persönlich erfolgen kann, können neue Medien die interne Kommunikation ideal ergänzen. Hierbei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die kritischen Informationen innerhalb des Unternehmens bleiben. Hierfür gibt es mittlerweile auch geeignete Plattformen, die die Funktionen bekannter Social Media Networks in ein geschlossenes Unternehmensnetzwerk bringen. Ein Beispiel hierfür ist die von Microsoft angebotene Plattform Yammer. Mit Yammer kann quasi ein internes Facebook abgebildet werden.

Viele Führungskräfte haben inzwischen erkannt wie erfolgskritisch der Faktor Vertrauen ist. Welche digitalen Instrumente und Strategien halten Sie für die geeignetsten, um eine interne Vertrauenskultur zu schaffen?

Die wichtigste Voraussetzung für eine Vertrauenskultur ist das Vorleben durch die Führungskräfte. Ohne diese Voraussetzungen greifen alle digitalen Instrumente und Strategien zu kurz. Leben die Führungskräfte jedoch eine Vertrauenskultur vor, sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu ermutigt werden, neue digitale Instrumente für die interne Kommunikation zu nutzen. Auch hier ist wieder ein Vorleben durch die Führungskräfte wichtig. Die digitale interne Kommunikation sollte vor allem keine Einbahnstraße sein. So wie aus Facebook bekannt, sollte auch in internen Unternehmensnetzwerken das hierarchieübergreifende Feedback gefordert und gefördert werden. Im Idealfall entwickelt sich so eine hierarchiegetriebene Organisatione hin zu einer lernenden Organisation. Neue digitale Instrumente und Strategien können hierfür der Katalysator sein, setzen aber immer eine klare und vor allem wertegetriebene Führung voraus.

Statt seine Mitarbeiter auf sozialen Netzwerken ihr „Unwesen“ treiben zu lassen, bieten einige Unternehmen inzwischen, wie Sie bereits selbst erwähnt haben, ein „firmeneigenes Facebook“ an. Für jene, die daran interessiert sind, das auch in ihrem Betrieb umzusetzen: Welche Software würden Sie ihnen zur Umsetzung dieses Vorhabens empfehlen?

Die führende Plattform in diesem Bereich ist das bereits von mir erwähnte und von Microsoft angebotene Yammer. Hiermit kann quasi ein unternehmensinternes Facebook nachgebildet werden. Gerade im Vertriebsbereich ist der Salesforce Chatter eine interessante Alternative. Beide Systeme übersetzen die aus dem Privatbereich bekannten Grundelemente der Social Networks in die Unternehmenswelt. Diese Tools ermöglichen einen hierarchie- und abteilungsübergreifenden Dialog, der ein absoluter Kommunikationsbooster im Unternehmen sein kann.

Blogs können ebenfalls eine sehr geeignete unternehmensinterne Plattform sein und sind mittlerweile sehr einfach einzurichten und auch vor Fremdzugriff zu schützen.

Selbst die gute alte E-Mail, beispielsweise als wöchentliche Nachricht des CEO, kann ein sehr gutes Medium sein, gerade in Umbruchprozessen. Die Gefahr der E-Mail ist jedoch, dass die Kommunikation nur in eine Richtung, von oben nach unten, verläuft. Von daher sollte sie durch neue interaktive Plattformen ergänzt oder sogar ersetzt werden.

Wo lauern hier die Gefahren und wie lassen die sich von vornherein unterbinden?

Die größte Gefahr ist das mangelnde Verständnis für die Wichtigkeit seitens der Führung. Das gewählte Kommunikationsmedium ist immer erst der zweite Schritt. Die nächste große Gefahr ist das Fehlen von Spielregeln in der internen Kommunikation. Wie auch in der Offline-Welt, sind Spielregeln für die digitale interne Kommunikation zu erarbeiten und zu kommunizieren. Dies betrifft den wertschätzende Umgang miteinander und den Schutz von vertraulichen Unternehmensinformationen. Ich empfehle hierzu Organisationsrichtlinien, Informationsveranstaltungen und Schulungen für die Mitarbeiter.

Darüber hinaus sollte die interne Kommunikationsstrategie und die gewählten Technologien regelmäßig auf Ihre Effektivität und Effizienz hin überprüft und überarbeitet werden.

Herr Jekel, vielen Dank für das interessante Gespräch. Im zweiten Teil unseres Interviews zum Thema smarter kommunizieren werden wir über die Chancen und Risiken für Unternehmen im externen Umfeld sprechen.

Das Interview mit Thorsten Jekel führte Christoph Schroeder (Redakteur AGITANO).

 

Digital Working
Digital Working aus Managersicht. (Foto: © Thorsten Jekel)

Über Thorsten Jekel

Als IT-Unternehmer, Autor und Speaker ist der Betriebswirt und MBA Thorsten Jekel der Experte für Digital Working. Aus seiner über 25-jährigen Berufserfahrung im Vertrieb, in der Service- und IT-Projektverantwortung sowie als langjähriger Geschäftsführer im Mittelstand spricht er aus der Praxis, für die Praxis. Seit dem Marktstart des iPads entwickelt sein Unternehmen jekel & partner innovative Geschäftsmodelle im Umfeld des iPads und anderer Tablet-Systeme. Als Lehrbeauftragter und Speaker begeistert er seine Zuhörer mit den Grundprinzipien des effektiven Digital Working, verbunden mit konkret umsetzbaren Tipps, um Technik einfach zu nutzen.

Mehr über Thorsten Jekel unter www.jekelpartner.de.

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