Sich selbst überwinden, neue, ungewohnte Wege einschlagen und damit in Führung gehen, das ist für Richard Gappmayer der Kilimandscharo-Effekt. Er hat trotz seiner starken Agoraphobie, der Angst vor weiten Landschaften, den Kilimandscharo bestiegen und seine Erfahrungen während der Bergbesteigung mit seinem Erfahrungsschatz als Top-Führungskraft kombiniert. Herausgekommen ist dabei das Buch „Der Kilimandscharo-Effekt – Steigen Sie auf und gehen Sie in Führung“. Wie Sie von seinen Erfahrungen profitieren können und selbst die Kraft zur Umsetzung ihrer Ziele freisetzen, verrät er im ersten von drei Interviews zum Thema „Führung und Selbstführung“.
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Den Berg erklimmen und in Führung gehen
Herr Gappmayer, Sie haben trotz akuter Agoraphobie erfolgreich den Kilimandscharo bestiegen. Was waren Ihre Motivationen, dieses Abenteuer zu wagen?
Der Kilimandscharo ist für mich eine der größten Herausforderungen, denen ich mich in meinem Leben je ausgesetzt habe. Ich leide – wie Sie ja schon erwähnten – an starker Agoraphobie, also der Angst vor weiten Landschaften. Ich hatte also nicht nur den an sich schon sehr herausfordernden Aufstieg zu meistern, sondern wusste bei Antritt des Gipfelaufstiegs nicht, ob ich es schaffen würde, meine Angst ausreichend unter Kontrolle zu halten. Das war eine „Change Situation“ par excellence – mit total ungewissem Ausgang. Eine Situation, der ich mich sehr bewusst und erst nach langer mentaler Vorbereitung ausgesetzt habe. Ich wollte meine Grenzen erweitern, ja sie quasi sprengen, und mir beweisen, dass es möglich ist, auf diese Weise über sich hinauszuwachsen und Ängste in den Griff zu bekommen. Nach einem beschwerlichen Aufstieg stand ich dann eines Morgens tatsächlich auf dem Gipfel und durfte die aufgehende Sonne über Afrika begrüßen. In dieser Emotion vergaß ich die Angst vor der mich umgebenden Weite voll und ganz. Ich war einfach nur immens glücklich, es geschafft zu haben. Das war für mich persönlich auch der Moment, mein bisheriges Leben zu hinterfragen. Ich verließ danach meine hochrangige Managementposition und machte mich selbständig. Ich hatte also den Kilimandscharo-Effekt mit ins Tal genommen und einen positiven Wandel herbeigeführt.
Ihre während des Aufstiegs und vor allem auf dem Gipfel gewonnen Erkenntnisse nennen Sie „den Kilimandscharo-Effekt“. Was genau ist der Kilimandscharo-Effekt und wie können auch unsere Leser davon profitieren?
Der Kilimandscharo-Effekt tritt für mich immer genau dann ein, wenn sich jemand – sei es beruflich oder privat – selbst überwindet und neue, ungewohnte Wege geht. Dies ist niemals eine einfache Entscheidung, sie erzeugt im Vorfeld Zweifel und Angst vor dem Unbekannten, vor den noch diffusen Herausforderungen. Sich zu diesem Schritt durchzuringen, etwas Neues zu tun, ist aber nur Teil eins. Danach geht es darum, bei diesen einmal getroffenen Entscheidungen zu bleiben, sie konsequent „zu verfolgen“, umzusetzen und zu leben. Auch für mich war es im Rausch meiner erfolgreichen Gipfelbesteigung natürlich einfach, noch auf dem Berg vollmundig weichenstellende Lebensänderungen zu beschließen. Aber nur, wenn es nicht bei diesen gedanklichen Momentaufnahmen bleibt, sondern wenn Taten folgen, tritt der Kilimandscharo-Effekt wirklich ein. Diesen Effekt mit ins Tal zu nehmen, in die Realität zu bringen, das ist die wahre Aufgabe, der wir alle gegenüberstehen. Kurz gesagt: Es geht ums „Ins-Tun-Kommen“. Dazu bedarf es einer starken inneren Vision und einer extrem kraftvollen Umsetzungskompetenz.
Damit man ein herausforderndes Ziel wie den Kilimandscharo erfolgreich meistern kann, muss man sehr diszipliziert sein. Das gilt natürlich für jedes Ziel. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eckpfeiler einer konsequenten und zielorientierten Selbstführung?
Genau hier geht es nun um die oben schon erwähnte Umsetzungskraft, und um eine sehr starke, ja gnadenlose Selbstdisziplin. Dieses Pflichtgefühl muss man für sich voll und ganz bejahen. Denn ehrliche Selbstverpflichtung ist auch immer die Verantwortung für sich selbst. Jeder ist für die Ergebnisse seiner Bemühungen selbst verantwortlich. Die Basis der konsequenten Selbstführung ist eine klare und präzise Zielsetzung. Nur, wenn wir wissen, wo wir hin wollen, können wir unser Ziel auch direkt anpeilen. Der zweite Eckpfeiler ist die Zuversicht, die gesetzten Ziele auch erreichen zu können. Dazu brauchen wir drittens einen klaren Plan, wie wir unsere Ziele erreichen können. An vierter Stelle steht die Disziplin! Je ernsthafter und tiefer Ihre Selbstverpflichtung ist, desto mehr Disziplin werden Sie in der manches Mal mühseligen Umsetzung aufbringen können.
Ganz wichtig in diesem Prozess: Diese Selbstverpflichtung darf niemals von außen aufgezwungen sein, sie kann nur von innen und gänzlich freiwillig entstehen!
Können sich Ihrer Meinung nach alle Führungskräfte „da draußen“ selber gut führen oder sehen Sie da noch Nachholbedarf?
Ich sehe da durchaus noch Nachholbedarf. Ich treffe zwar selten bis nie auf Führungskräfte, die ihre Ziele nicht formulieren. Aber die meisten halten ihre Ziele zu allgemein und damit kann die richtig tiefe Selbstverpflichtung nicht greifen. Dadurch entstehen Interpretationsspielräume und Schlupflöcher, die Führungskräften einen Weg aus der Verpflichtung heraus ermöglichen. In meinen Führungskräfte-Coachings empfehle ich daher sehr spitze Ziele, um genau dies zu vermeiden. Die „Zwangsjacke“ der Selbstverpflichtung muss so eng sein, dass ein Herauswinden einfach nicht mehr möglich ist.
Vor allem in Krisenzeiten merkt man, wie gut eine Führungskraft in puncto Selbstverpflichtung und Selbstverantwortung ist. Denn erst, wenn es schwierig wird, zeigt sich die wahre Selbstverantwortung in der Führung. Da gibt es diejenigen, die den Kopf in den Sand stecken oder bei ihrem eigenen Vorgesetzten Hilfe suchen, oder jene, die mit Selbstbewusstsein, Selbstdisziplin und einem großen Stück Selbstregulierung in Eigenregie tätig werden. Mit meinen Coaching-Klienten arbeite ich immer an diesen beiden elementaren Punkten. Diese sind für mich die Hebel der geglückten Selbstverantwortung einer Führungskraft.
Wie definieren Sie die wahre Kunst des Führens?
Für mich geht es beim erfolgreichen Führen um die Führung mit Stil, und zwar situativ flexibel wie auch individuell. Jeder Mensch ist anders, und auch die Situationen, in denen sich Führungskräfte befinden, sind nie die gleichen. Die Kunst des Führens ist für mich daher, die Stärken eines jeden Stils entsprechend anzuwenden. Jede Führungsmaßnahme muss für jeden Mitarbeiter und jede Situation passend eingesetzt werden – erst damit wird nachhaltige, erfolgreiche Führung möglich. Ich kenne aus meiner Praxis viele Führungskräfte, die sich für einen gleichbleibenden Führungsstil allen Mitarbeitern gegenüber entscheiden. Sie denken, dass es nur gerecht ist, alle gleich zu behandeln. Das führt aber nicht zum Ziel und macht auch die Mitarbeiter nicht glücklich. Klar, es müssen für alle die gleichen Regeln gelten, doch ein einheitlich starrer Stil in der Strategie der Führung führt zu Über- oder Unterforderung – damit kommt niemand weiter. Bei situativer Führung hingegen können die speziellen Fähigkeiten der Mitarbeiter je nach Situation und Bedarf entsprechend eingesetzt werden. Eine ideale Führung ist also immer reflektiert und beweglich, dem „Reifegrad“ des Mitarbeiters sowie seiner Individualität angepasst. Wer diese Führungsprinzipien beachtet, kommt der Kunst der Führung schon sehr nahe!
Lieber Herr Gappmayer, herzlichen Dank für den Einblick in Ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Führung. Nächsten Dienstag erfahren wir von Ihnen, warum Vertrauen und Wertschätzung in der Führung so wichtig sind.
Das Interview führte Oliver Foitzik, Herausgeber AGITANO und HCC-Magazin.
Hinweis der Redaktion
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Über Richard Gappmayer
Richard Gappmayer ist einer der renommiertesten Selbstführungs-Experten in Österreich. Der Vortragsredner, Autor, Führungskräfte-Coach, Wirtschaftstrainer und Organisationsberater war mehr als 20 Jahre im nationalen und internationalen Top-Management mit Schwerpunkt Verkauf, Vertrieb und Marketing tätig. Als hochrangige Führungskraft führte er zahlreiche Produkte zur Marktführerschaft. Trotz des Wissens um seine starke Agoraphobie bestieg er den Kilimandscharo und beschloss noch am Berg, sein Leben neu auszurichten. Er verließ seine hochrangige Managementposition und machte sich mit dem Zentrum für Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung selbständig. Heute unterstützt er Top-Führungskräfte und bringt diesen seine Ansätze zur Kunst der Führung nahe. In seinem aktuellen Buch „Der Kilimandscharo-Effekt – Steigen Sie auf und gehen Sie in Führung“ erfahren Leser, wie sie in Führung gehen und bleiben!
Mehr Infos finden Sie auf www.richard-gappmayer.at.