Agiles Vorgehen schafft Raum für Reaktionen
Hallo Herr Ring. Großprojekte bedürfen intensiver Planung und Vorbereitung. Gleichzeitig wird die Welt immer komplexer – Planung wird dadurch zunehmend erschwert. Wie kann man im Projektmanagement den Spagat zwischen Offenheit und klaren Vorgaben schaffen?
Hier muss man zwei Dinge unterscheiden. Auf der einen Seite gibt es Informationen, die fest stehen, und die von Anfang an möglichst detailliert in die Planung einfließen müssen. Dazu gehören Kosten für Materialien, rechtliche Vorgaben und Bestimmungen, die Zahl der verfügbaren Mitarbeiter usw. Hier müssen die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben machen.
Auf der anderen Seite können unvorhersehbare Ereignisse wie spontane Marktentwicklungen, extreme Wetterphänomene oder auch sich ändernde Kundenwünsche dazu führen, dass sich die Rahmenbedingungen ändern oder dass Lieferschwierigkeiten auftreten.
Um auf solche Unwägbarkeiten spontan reagieren zu können, empfiehlt sich ein agiles Projektmanagement, wie Andrea Mollenhauer hier im Interview bereits geschildert hat. Zeitplan, Design und Steuerung des Großprojektes enthalten dann genügend Puffer für Anpassungen. Das darf man nicht mit Improvisieren verwechseln, sondern beinhaltet einfach die Möglichkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren, ohne dabei Kosten- oder Zeitrahmen zu sprengen.
An Großprojekten sind meist viele Akteure beteiligt. Wie gelingt eine gute Zusammenarbeit?
Das ist in der Tat oft ein Problem, da die Strukturen in vielen Unternehmen noch Silodenken fördern. Hier muss das Projektmanagement für die notwendigen Schnittstellen zwischen den Abteilungen sorgen. Denn zum einen bedingt ein guter Informationsfluss effizientes Arbeiten. Zum anderen sorgt die Kommunikation auch dafür, dass Teamgeist entsteht und alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Das so genannte Interfacing, also die Schaffung von Schnittstellen sorgt also für geringere Reibungsverluste und höhere Motivation, die ebenfalls wiederum zu besserem Output führt.
Die Schaffung von Schnittstellen sollte sich im Übrigen nicht nur auf das eigene Unternehmen und seine Abteilungen beschränken, sondern auch Geschäftspartner und Kunden miteinbeziehen, so dass hier ein guter Informationsfluss gewährleistet ist.
Vertrauensbasierte Führung ist essenzielle Voraussetzung für gelingende Großprojekte
Welche Rolle spielt der Führungsstil bei Großprojekten?
Wie auch gerade schon angeklungen ist, ist die Motivation der Mitarbeiter ein Schlüsselfaktor für das Gelingen von Großprojekten. Da kommt natürlich auch Führungskräften eine zentrale Rolle zu. Nur wenn die Mitarbeiter dem Management Vertrauen, können Konflikte im Keim bewältigt werden. Ein transformationaler Führungsstil, der auf vorbildhaftes Verhalten der Führungskräfte, Inspiration und Motivation der Mitarbeiter sowie auf individuelle Förderung und Kompetenzentwicklung setzt, hat sich hier in der Praxis bewährt. Mehr Details dazu erfahren Sie auch in meinem Beitrag auf dem mmc-Magazin Großprojekte erfolgreich planen und umsetzen.
Wie gelingt es, eine Art Frühwarnsystem bei Fehlentwicklungen einzurichten?
Eben durch die Pflege eines vertrauensbasierten, transformationalen Führungsstils. Denn nur durch ein Klima, in dem Mitarbeiter von sich aus auf Fehler und Probleme aufmerksam machen, können diese auch frühzeitig erkannt und bewältigt werden. Schnelles Eingreifen ist nur dann möglich, wenn man als Verantwortlicher auch weiß, wann und wo das notwendig ist.
Ich bedanke mich für das interessante Interview, Herr Ring.
Das Interview mit Thomas Ring, Managing Partner der mmc AG führte Dr. Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.