Führungskräfte sind Gesundheitschancen im Gesundheitsmanagement

Betriebliches Gesundheitsmanagement benötigt ständige Förderungsmaßnahmen. Laut Dr. med. Dirk Lümkemann befindet es sich derzeit auf einem Irrweg. Jeder denkt, er sei ein Gesundheitsspezialist, DIN-Normen werden entwickelt, Krankenkassen möchten mit Hilfe von Fitnessarmbändern die Daten der Bürger erlangen und tatsächliche Gesundheitsexperten geben Führungsstil-Seminare. Wie sollten wir also uns den Problemen des betrieblichen Gesundheitsmanagements stellen und wo fangen wir überhaupt an? Auf der PERSONAL2016 Nord, am 27.04.2016 von 16:15 Uhr bis 17:00, ermutigt der Sportmediziner die Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortung.

Dr. med. Dirk Lümkemann über Eigenverantwortung im Gesundheitsmanagement

Hallo Herr Lümkemann, kümmern sich deutsche Unternehmen in Ihren Augen ausreichend um betriebliches Gesundheitsmanagement?

Die noch relativ geringe Verbreitung von Gesundheitsmanagement ist weniger ein Problem als der Irrweg, auf dem sich das Gesundheitsmanagement in Deutschland seit Jahren befindet: Hochschulen vermitteln unternehmensferne Theorien, der Arbeitsschutz entwickelt DIN-Normen, Krankenkassen betreiben Marketing und Gesundheitsexperten verkaufen Führungsstil-Seminare. Während Therapeuten den Mythos der Zunahme psychischer Störungen verbreiten, schreibt der Gesetzgeber die Beurteilung psychischer Belastungen vor, Unternehmen werden in die Täterrolle gedrängt und reagieren hilflos mit ungeeigneten Analysen, theoriefreien Schrittzähleraktionen und wirkungslosen Manager-Checkups.

Was sind die wesentlichen Eckpfeiler für die erfolgreiche Etablierung eines unternehmerischen Gesundheitsmanagements?

Ein unternehmerisches Gesundheitsmanagement erfordert einen Paradigmenwechsel. Weg von der reinen Problemzentrierung, zum Beispiel Krankenstand und Gefährdungen, hin zu einer Kultur der Eigenverantwortung, die für Gesundheit begeistert und den Einzelnen befähigt sein Gesundheitsverhalten zu verbessern. Weg von theoriefreien Einzelangeboten als lose Enden und Fragmenten, hin zu einer individuellen und evidenzbasierten Unterstützung jedes Einzelnen.

Worin liegen die Hauptaufgaben der Führungskräfte?

Führungskräfte verbessern ihr eigenes Gesundheitsverhalten, sind damit Lernmodell für die Mitarbeiter und gehen dann mit diesen in einen Gesundheitsdialog, welcher die Eigenverantwortung stärkt. Auch hier ist ein Umdenken notwendig. Während bisher die Führungskräfte als tickende Zeitbomben und Risikofaktoren bezeichnet werden, die man durch „gesundheitsorientiertes Führen“ entschärfen müsse, sollten sie vielmehr als Gesundheitschance gesehen werden, die die Verantwortung auch beim Mitarbeiter stärkt.

Wie können Unternehmen und Mitarbeiter davon profitieren?

Unternehmen, die bislang mit Problemzentrierung und Gesundheitsmarketing eher ineffizient agieren, erzielen einen ökonomischen Nutzen, wenn nicht nur Kranke und Fitte erreicht werden, sondern vor allem die Mitarbeiter einen Entwicklungsprozess beginnen, die von einer Veränderung ihres Gesundheitsverhaltens am meisten profitieren. Jeder Einzelne profitiert, indem er sich weniger als Opfer von Bedingungen, sondern mehr in einer Rolle des eigenverantwortlich Handelnden erlebt.

Wie können auch kleine und mittelständische Unternehmen ihr betriebliches Gesundheitsmanagement verbessern?

Ein unternehmerisches Gesundheitsmanagement benötigt keine zusätzlichen Strukturen, keinen großen Angebotskatalog, sondern eine Unternehmensleitung, die Gesundheit als Führungsaufgabe versteht, das eigene Gesundheitsverhalten verbessert und dadurch authentisch in den Gesundheitsdialog mit seinen direkten Mitarbeitern gehen kann. So entwickelt sich Top-Down eine Gesundheitskultur in einem KMU, die alle Mitarbeiter begeistert.

Was kann der Arbeitnehmer tun, um die Förderung des betrieblichen Gesundheitsmanagements voranzutreiben?

Gesundheitsmanagement ist in erster Linie ein Top-down-Prozess. Der einzelne Arbeitnehmer befördert eine Gesundheitskultur in seinem Unternehmen, indem er sein Bewegungs- und Ernährungsverhalten sowie sein Stressmanagement verbessert und Gesundheitsrisiken wie Übergewicht verringert. Vertreter der Arbeitnehmer lösen sich davon, dass die Arbeitsbedingungen in erster Linie krankmachen und, dass Gesundheitsverhalten ausschließlich die Privatsache der Mitarbeiter ist.

Herr Lümkemann, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß auf der Personal 2016 Nord.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Gründer der FOMACO GmbH und Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO.

Über Dr. Med. Dirk Lümkemann

Gesundheitsmanagement, PERSONAL Nord 2016, BGM
„Während bisher die Führungskräfte als tickende Zeitbomben und Risikofaktoren bezeichnet werden, die man durch „gesundheitsorientiertes Führen entschärfen müsse, sollten sie vielmehr als Gesundheitschance gesehen werden.“ (© Dr. med. Dirk Lümkemann)

padoc® Inhaber, Dr. med. Dirk Lümkemann, Jahrgang 1963, überträgt seine Leidenschaft für Sport und Gesundheit auf das Gesundheitsmanagement für Unternehmen. Mit seinem Team steigert der Sportmediziner und Diplom Sportlehrer seit mehr als 16 Jahren die Leistungsfähigkeit von Organisation, indem Führungskräfte und Mitarbeiter Verantwortung für ihre eigene Gesundheit übernehmen. Dafür ist padoc® nach einer wissenschaftlichen Exklusiv-Studie im Dienstleister-Ranking der WirtschaftsWoche unter zehn Anbietern in der Branche Gesundheitsmanagement mit dem 1. Platz als Deutschlands „Bester Mittelstandsdienstleister“ ausgezeichnet worden.

Mehr Informationen zu Dr. med. Dirk Lümkemanns Unternehmen padoc® finden Sie unter: padoc.de

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