Die Sicherheit am Arbeitsplatz hat oberste Priorität

Die „Arbeit 4.0” hat uns mit der Digitalisierung und der Vernetzung von Produktion und Dienstleistungen fest im Griff. Dabei darf vor allem die Sicherheit am Arbeitsplatz nicht vernachlässigt werden. Michael Kloth setzt sich für die Sicherheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz ein und ist über die Entwicklungen in der Arbeitswelt überaus froh. Während früher bei Anpassungen am Arbeitsplatz erst im Nachhinein auf die Arbeitssicherheit geachtet wurde, wird dies heutzutage in die Planungen mit einbezogen. Am 10.05.2016, von 11:15 Uhr bis 12:00 Uhr, im Praxisforum B, hält der Experte auf der Corporate Health Convention einen Keynote Vortrag zum Thema „Arbeit 4.0 vs. Sicherheit und Gesundheitsschutz”.

Michael Kloth über die Sicherheit am Arbeitsplatz

Hallo Herr Kloth, was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Arbeit 4.0“?

Seit der industriellen Revolution lässt sich die Entwicklung der Herstellung von Produkten in verschiedene Phasen teilen, die mittlerweile mit „Arbeit 1.0“, „Arbeit 2.0“, „Arbeit 3.0“ und „Arbeit 4.0“ bezeichnet werden. Bei der „Arbeit 4.0“ handelt es sich um die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionen und Dienstleistungen. Das hat natürlich unweigerlich Einfluss auf die Beschäftigten und auch auf deren Sicherheit und Gesundheit.

Welche Anpassungen werden durch die immer mehr voranschreitende Digitalisierung fällig?

Von den Beschäftigten wird immer mehr Flexibilität und Mobilität verlangt. Arbeitszeiten werden sich ändern und sich auch mit Zeiten des Nicht-Arbeitens mischen. Auch die Arbeitsorte werden sich verlagern, es wird viel weniger nur an einem Ort gearbeitet, sondern an vielen verschiedenen. Wir sprechen von zeitlicher und räumlicher Entgrenzung der Arbeit. Unter dem Gesichtspunkt der Arbeitssicherheit müssen Anpassungen vorgenommen werden. Und ich freue mich, dass dieses Thema von vorneherein mitberücksichtigt wird. Bisher war es leider meistens so, dass erst umgesetzt wurde und dann der Arbeitsschutz dazukam. Positive Erfahrungen mit der frühzeitigen Einbindung in das Geschehen haben wir bereits bei der Nano-Technologie gesammelt.

Wie wichtig sind Sicherheit und Gesundheitsschutz im Hinblick auf den demografischen Wandel?

Die beruflichen Anforderungen an die Beschäftigten nehmen zu, das Durchschnittsalter der Arbeitnehmer steigt jedoch und damit sinkt deren Leistungsfähigkeit. Im Spannungsfeld dieser Schere sind Sicherheit und Gesundheitsschutz besonders wichtig, um Fehlbelastungen vorzubeugen oder zu minimieren und die Beschäftigungsfähigkeit des einzelnen zu erhalten. Daher sind diese Aspekte in einer alters- und alternsgerechten Betriebsstruktur überaus wichtig. Die damit verbundenen Herausforderungen können nur gemeistert werden, wenn sich alle betroffenen Akteure entsprechend einbringen und zusammenarbeiten.

Welche Arbeitsschutzmaßnahmen werden am meisten vernachlässigt?

Das lässt sich nur schwer sagen. Es gibt Herausforderungen im körperlichen Bereich genauso wie im psycho-mentalen. Vieles hängt von der konkreten Arbeitsaufgabe und seinem Umfeld ab. Momentan sind die psychischen Belastungsfaktoren im Fokus. Wir sollten darüber aber nicht die anderen Aspekte vernachlässigen, die ebenfalls zu erheblichen Belastungen der Beschäftigten führen können.

Welche Probleme gibt es in Bezug auf die Integration von Flüchtlingen?

Von Problemen will ich gar nicht sprechen, höchstens von zusätzlichen Herausforderungen, die sich aber durchaus meistern lassen. Wir haben in vielen Betrieben ja bereits Erfahrungen mit ausländischen Beschäftigten gemacht.

Die größte Herausforderung ist die deutsche Sprache, dachte ich zumindest anfangs. Aber die meisten Flüchtlinge lernen so schnell unsere Sprache, dass sie doch relativ schnell auch unter den Aspekten von Sicherheit und Gesundheitsschutz arbeiten können. Wir müssen ihnen aber unser Verständnis davon näherbringen, das ist die viel größere Herausforderung. So wie die Flüchtlinge in den Deutschkursen auch unser Staats- und Sozialsystem kennenlernen, müsste ihnen auch und insbesondere unser Verständnis vom Arbeitsschutz beigebracht werden.

Welchen Einfluss nehmen neue rechtliche Rahmenbedingungen?

Rechtliche Rahmenbedingungen sind eben nur rechtliche Rahmenbedingungen. Neuerungen werden selbstverständlich berücksichtigt und dort, wo es nötig ist, auch umgesetzt. Wesentlich für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten sind jedoch die Bedingungen vor Ort in den Betrieben und die Maßnahmen, die konkret ergriffen und umgesetzt werden.

Herr Kloth, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß auf der Corporate Health Convenion 2016.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Gründer der FOMACO GmbH und Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO.

 

Über Michael Kloth

Sicherheit, Arbeitssicherheit, Corporate Health Convention
„So wie die Flüchtlinge in den Deutschkursen auch unser Staats- und Sozialsystem kennenlernen, müsste ihnen auch und insbesondere unser Verständnis vom Arbeitsschutz beigebracht werden.“ (© Photostudios Blesius Hameln)

Michael Kloth ist Fachkraft für Arbeitssicherheit und hat einen eigenen sicherheitstechnischen Dienst, der bundesweit viele Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen aus Industrie, Handwerk und Verwaltung betreut. Er engagiert sich seit vielen Jahren im VDSI – Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt bei der Arbeit e. V., derzeit ist er Vorstand für das Ressort Sicherheit. Die Fortentwicklung des Arbeitsschutzes unter besonderer Berücksichtigung der Belange der Beschäftigten ist sein Anliegen.

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