Wie Patienten gleich mehrfach profitieren können – Interview mit Victor Schröder vom Medentes Zahnarztzentrum
Guten Tag Herr Schröder, lange Jahre galt in Deutschland: ein Zahnarzt, eine Praxis. Doch das muss nicht mehr länger so sein. Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz von 2015 wurden Medizinische Versorgungszentren (MVZ) möglich, in denen mehrere Ärzte einer Fachrichtung arbeiten. Welchen Vorteil bieten Zahnarztpraxen mit mehreren Medizinern für die Patienten?
Eine Praxis mit mehreren Zahnärzten bietet dem Patienten meiner Ansicht nach nicht nur einen Vorteil – sondern gleich mehrere. Zum Beispiel längere Sprechzeiten und damit die Möglichkeit, vor oder nach der Arbeit zum Zahnarzt zu gehen – oder am Wochenende. Außerdem bleiben den Patienten lange Wege von einem Spezialisten zum nächsten erspart. Große Praxen können das gesamte Spektrum der Zahnmedizin unter einem Dach vereinen, dass für regelmäßige Routineuntersuchungen notwendig ist. So sitzt beispielsweise der erfahrene Implantologe nur wenige Meter entfernt vom Kinderzahnmediziner oder dem Zahnarzt mit Schwerpunkt auf Wurzelkanalbehandlungen.
Bei einer Einzelpraxis entwickelt sich mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten. Ist das in einer Struktur mit vielen wechselnden Zahnärzten überhaupt noch möglich?
Auch für uns als zahnmedizinisches Familienunternehmen steht das Vertrauensverhältnis zwischen dem Patienten und seinem Behandler an erster Stelle. Unsere Philosophie ist es daher bei Medentes Zahnarztzentrum, dass jeder Patient seinen Stammbehandler hat. Nur für bestimmte Fälle wird er praxisintern zu einem Spezialisten überwiesen. Um das gewährleisten zu können, halten wir die Fluktuation der angestellten Zahnärzte gering. Bisher ist es dem Medentes Zahnarztzentrum so gelungen, eine hohe Mitarbeiterbindung aufzubauen. Die Patienten können deshalb immer wieder zu ihrem Lieblingszahnarzt gehen.
Was macht eine zahnärztliche Großpraxis aus betriebswirtschaftlicher Sicht aus? Hat etwa das Medentes Zahnarztzentrum Vorteile gegenüber kleinen Praxen? Und gibt es Synergieeffekte?
Für eine große Praxis eröffnen sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht definitiv interessante Vorteile, die ein einzelner Zahnarzt normalerweise nicht hat. Dazu gehören etwa günstige Konditionen beim Einkauf durch Mengenrabatte, eine höhere Auslastung der Behandlungseinheiten oder das wirtschaftliche Betreiben eines praxiseigenen Labors. Sogar die Anschaffung sehr teurer Gerätschaften ist möglich, zum Beispiel die eines digitalen Volumentomographen. Davon profitieren schlussendlich vor allem die Patienten, davon sind wir vom Medentes Zahnarztzentrum überzeugt. Nicht zuletzt ist das Marketingbudget auch deutlich größer als das einer kleinen Praxis.
Angestellte Zahnärzte benötigen keine Anfangsinvestitionen wie Praxisgründer. Sind MVZ „Durchlauferhitzer“ für angehende Zahnärzte, die auf dem Weg zur eigenen Praxis Berufserfahrung sammeln?
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es große Praxen gibt, die sich mit diesem Problem konfrontiert sehen. Unser Konzept beim Medentes Zahnarztzentrum ist es jedoch, jungen Zahnärzten und Zahnärztinnen einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten, sodass sie gern bei uns bleiben. Aufgrund professioneller Marketingaktivitäten können unsere angestellten Zahnärzte aus einem großen Patientenpool schöpfen und so ein deutlich überdurchschnittliches Einkommen erzielen. Die administrativen und kaufmännischen Tätigkeiten liegen in der Verantwortung unseres Managements. Deshalb können sich die Zahnärzte auf die zahnmedizinische Versorgung ihrer Patienten konzentrieren.
Die Gründer eines MVZ müssen nicht zwangsläufig in diesem arbeiten. Zweigniederlassungen und sogar Praxisketten sind möglich. Die können sich in Angebot, Ausstattung und Standards unterscheiden. Doch im Kern geht es um die Skalierung einer Dienstleistungsbranche. Leidet die individuelle Behandlung, wenn der Umsatz im Vordergrund steht?
Meiner Meinung nach bleibt die Qualität der Behandlung der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Für die Patienten ist es jedoch nicht immer leicht, die zahnmedizinische Leistung objektiv einzuschätzen. Ein Zahnarzt sollte deshalb seine Behandlungsmethoden erklären können. Und grundsätzlich so arbeiten, dass der Patient mit einem guten Gefühl nach Hause geht. Wenn sich die Patienten rundum gut betreut fühlen, dann kommen sie wieder. Und der Umsatz kommt von ganz allein. Davon bin ich fest überzeugt.
Deutsche und internationale Investoren haben mittlerweile Zahnarztpraxen als lukrative Kapitalanlagen entdeckt. Hinter „Colosseum Dental“ steht beispielsweise der Kaffeeröster Jacobs. Ist der traditionelle „Zahnarzt Ihres Vertrauens“ ein Auslaufmodell?
Nach wie vor liegt der Anteil der Einzelpraxen im deutschen Zahnarztmarkt bei etwa 80 Prozent. Inzwischen ist zwar eine Entwicklung zu größeren Einheiten zu erkennen, dennoch sollte es das Ziel jeder Praxis sein – egal welche Größe sie hat – ausschließlich „Zahnärzte Ihres Vertrauens“ zu beschäftigen.
Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus? Wo sehen Sie das Medentes Zahnarztzentrum in fünf Jahren?
Meine Vision ist es, unser Unternehmen im Laufe der nächsten fünf Jahre als das zahnmedizinische Zentrum für Reinickendorf und die angrenzende Regionen Brandenburgs zu etablieren. Ich gehe davon aus, dass wir sukzessive weitere Zahnärzte einstellen und somit in der Lage sein werden, unser Behandlungsspektrum zu erweitern, etwa um Kieferorthopädie oder oralchirurgische Eingriffe.
Lieber Herr Schröder, wir danken Ihnen ganz herzlich für das interessante Gespräch.
Das Interview mit Victor Schröder führte Karin Kreuzer, Redakteurin AGITANO.
Über Victor Schröder vom Medentes Zahnarztzentrum
Victor Schröder studierte Betriebswirtschaftslehre in Berlin und London. 2017 schloss er sein Studium mit der Masterarbeit „Untersuchung von Wettbewerbsstrategien in gesättigten Märkten am Beispiel eines zahnärztlichen Gesundheitsunternehmens“ ab. Durch die Mitarbeit im zahnärztlichen Familienunternehmen Medentes besitzt Victor Schröder sowohl das Verständnis für das Betreiben einer Zahnarztpraxis als auch das ökonomische Rüstzeug für die Tätigkeit im Management.