Pflegeberufe werden wieder attraktiv
Berufe in der Pflege sind gefragter denn je, denn die Menschen in Deutschland werden immer älter. Damit verbunden steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen und die Nachfrage nach Unterstützung und Pflege. Im Jahr 2020 belief sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland auf rund 4,5 Millionen. Einer Prognose des Statistischen Bundesamtes zufolge könnte sich die Zahl bis zum Jahr 2050 auf rund 6,5 Millionen Pflegebedürftige erhöhen.
Gleichzeitig fehlen in der Pflegebranche seit Jahren qualifizierte Fachkräfte, die jedoch dringend benötigt werden. Um die Ausbildung in der Pflege für Nachwuchskräfte interessanter zu machen, wurde im Juli 2017 das sogenannte Pflegeberufsreformgesetz vorgestellt, das seit Januar 2020 das Krankenpflegegesetz und das Altenpflegegesetz ablöst. Es hat das Ziel, die Pflegeausbildung zu modernisieren und den Berufsbereich insgesamt aufzuwerten.
Die generalistische Pflegeausbildung als Grundlage für ein Pflegemanagement-Studium
Im Mittelpunkt des Pflegeberufegesetzes steht die Einführung einer generalistischen Ausbildung, die mit dem Abschluss Pflegefachfrau / Pflegefachmann endet. In der schulischen und praktischen Ausbildung erwerben die Auszubildenden Kompetenzen für die prozessorientierte und selbständige Pflege von Menschen in sämtlichen Versorgungsbereichen. Damit stehen den Pflegefachkräften später bessere Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten offen.
Die Ausbildung dauert drei Jahre. Alle teilnehmenden Personen starten mit der generalistischen Ausbildung. Wer in einem bestimmten Bereich tätig sein möchte und im Ausbildungsvertrag einen Vertiefungseinsatz vereinbart hat, kann im dritten Ausbildungsjahr von einem Wahlrecht Gebrauch machen: Der oder die Auszubildende kann die generalistische Ausbildung fortsetzen und mit dem Abschluss „Pflegefachfrau/-mann“ beenden oder sich für eine Spezialisierung im Bereich Altenpflege (Abschluss als „Altenpfleger/-in“) oder Kinderkrankenpflege (Abschluss als „Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-in“) entscheiden.
Pflegemanagement-Studium als Qualifizierungsweg
Die generalistische Pflegeausbildung ist die ideale Basis für motivierte Personen, die ein Pflegemanagement-Studium anstreben, um sich für eine Leitungsposition in einer Pflegeeinrichtung zu qualifizieren. Denn die meisten Hochschulen setzen neben dem Abitur oder der fachgebundenen Hochschulreife für das Pflegemanagement-Studium eine abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung im Gesundheitswesen voraus.
Beruflich Qualifizierte haben an verschiedenen Hochschulen alternativ die Möglichkeit, durch das Absolvieren einer Hochschulzugangsprüfung sowie mit einer Aufstiegsfortbildung zum Techniker, staatlich geprüften Betriebswirt oder Meister Pflegemanagement zu studieren.
Zu den persönlichen Voraussetzungen zählen vor allem Einführungsvermögen, psychische Belastbarkeit und Freude am Umgang mit Menschen. Für das Pflegemanagement-Studium sollte darüber hinaus ein großes Interesse an Wirtschafts- und Management-Themen vorhanden sein.
Welche Studienwege gibt es?
Da das Pflegemanagement-Studium einen hohen Praxisbezug hat, bieten vor allem Fachhochschulen den Studiengang an. Häufig studieren die Interessenten Pflegemanagement zusammen mit einem weiteren Fachbereich wie zum Beispiel Pflegepädagogik oder Gesundheitsmanagement.
Neben einem Vollzeitstudium ist außerdem ein Fernstudium denkbar. Letzteres eignet sich für Personen, die bereits eine abgeschlossene Ausbildung besitzen und ihr Pflegemanagement-Studium berufsbegleitend absolvieren möchten.
Wie ist der Ablauf des Pflegemanagement-Studiums?
Das Pflegemanagement-Studium ist ein modulares Studium. Es setzt sich aus einem Grundstudium und einem Hauptstudium zusammen. Die Studierenden erwerben im ersten Jahr zunächst wichtige Grundlagenkenntnisse, die sie in den folgenden Semestern um bestimmte Inhalte erweitern. Viele Studiengänge beinhalten zudem eine praktische Phase, in der die Möglichkeit besteht, das erworbene Wissen praktisch anzuwenden.
Ein Bachelor-Studium dauert zwischen sechs und acht Semester, je nachdem, ob es sich um ein Vollzeit-Studium oder ein berufsbegleitendes Studium handelt. Am Ende des Studiums schreibt die oder der Studierende seine Bachelorarbeit und erwirbt den akademischen Grad „Bachelor of Arts“ (B.A.).
Anschließend besteht die Möglichkeit, ein Master-Studium im Pflegemanagement anzuschließen. Der Master-Studiengang baut auf dem im vorherigen Studium erworbenen Wissen auf. Die Dauer beträgt vier Semester. Es soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Lage versetzen, Einrichtungen der Gesundheits- und Pflegebranche eigenverantwortlich und erfolgreich zu leiten.
Welche Inhalte umfasst das Pflegemanagement-Studium?
Bachelor
Ein erfolgreich abgeschlossenes Pflegemanagement-Studium qualifiziert die Absolventinnen und Absolventen für eine leitende Position in einer Pflegeeinrichtung. Die erforderlichen betriebswirtschaftlichen, rechtlichen, medizinischen und psychologischen Kenntnisse für diese anspruchsvolle Tätigkeit vermittelt das Studium. Der Lehrplan ist dementsprechend breit aufgestellt.
Diese Themenbereiche deckt das Bachelor Pflegemanagement-Studium unter anderem ab:
- Personalführung und -entwicklung
- Qualitätsmanagement
- Sozialwissenschaftliche Grundlagen
- Gesundheitsökonomie
- Pflegerecht
- Versorgungsstrukturen
- Pflegeethik
- Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen
- Betriebliches Rechnungswesen
- Finanzierung und Steuerung
- Projektmanagement
- Instrumente der betrieblichen Steuerung
Neben diesen klassischen Modulen bieten viele Hochschulen weitere inhaltliche Schwerpunkte an, die die Studierenden im späteren Verlauf auswählen müssen. Dazu zählen angewandte Pflegewissenschaften sowie Gerontologie, ambulante Dienste, Sucht und stationäre Krankenversorgung.
Master
Das Master-Studium beinhaltet weiterführende Inhalte aus den Themenbereichen der Organisationslehre, Personalwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre sowie den Pflegewissenschaften. Deshalb finden sich auf dem Lehrplan unter anderem folgende Module wieder:
- Pflege- und Einrichtungsrecht
- Forschung in der Pflege
- Führungskompetenz in der Pflege
- Pflegeberichterstattung
- Projekt- und Qualitätsmanagement
- Administration
- Klassifikationsgesetze
- Case Management
Die Inhalte unterscheiden sich je nach Hochschule etwas. Ein vorheriger Abgleich verschiedener Studienverlaufspläne ist ratsam, um inhaltliche Enttäuschungen zu vermeiden.
Welche Karrierechancen bietet das Pflegemanagement-Studium?
Jobs bekommen Pflegemanager/-innen vor allem in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Rehakliniken sowie bei gesetzlichen und privaten Krankenkassen, ambulanten Pflegediensten, Verbänden der Sozialversicherungsträger oder Kommunen und Städten.
In den verschiedenen Institutionen übernehmen sie zumeist leitende Positionen, etwa als Stationsleiter/-innen oder Pflegedienstleiter/-innen in pflegerischen Einrichtungen und Krankenhäusern. Dabei fallen unter anderem das Qualitätsmanagement, die Administration und die Organisation in ihren Verantwortungsbereich. Pflegemanagerinnen und Pflegemanager, die bei Kommunen, Verbänden oder Krankenkassen tätig sind, übernehmen hingegen häufig beratende Funktionen oder arbeiten im Projektmanagement.
Pflegemanager/-innen verdienen anfänglich im Durchschnitt zwischen 35.000 und 40.000 Euro brutto. Wer es zur Pflegedienst- oder Stationsleitung geschafft hat oder für eine ganze Einrichtung verantwortlich ist, bezieht mit 5.000 bis 6.000 Euro brutto im Monat ein sehr gutes Gehalt.
Fazit: Es gibt zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten ins Pflegemanagement
Pflegeberufe haben sehr gute Zukunftsaussichten. Das gilt auch für den Beruf des Pflegemanagers. Dieser Umstand macht das Berufsbild sowohl für Schulabgänger/-innen als auch für Pflegefachkräfte interessant, die eine leitende Funktion anstreben. Je nach Vorbildung und Berufserfahrung ergeben sich für Interessierte dabei verschiedene Einstiegsmöglichkeiten. Der Weg ins Pflegemanagement führt schließlich über das modulare Pflegemanagement-Studium.