Gesunde Führung hat Wirkung (1): Vorbild sein

… aus der wöchentlichen AGITANO-Themenserie „Gesund und achtsam führen“ mit dem Experten für Stressbewältigung, Motivation und Gesundheit, Jürgen Seckler. Nachdem Sie im vergangenen Beitrag mehr über „die Führungskraft in verschiedenen Rollen“ erfahren haben, geht es heute um eine ihrer wichtigsten Funktionen: Vorbild sein.

Johannes Rau unser ehemaliger Bundespräsident hat einmal gesagt: „Sage was du tust und tue was du sagst.“ Dieses Zitat sollte bei jeder Führungskraft auf dem Schreibtisch stehen. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Mitarbeiter nicht ihr Unternehmen, sondern ihre Führungskraft verlassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch heute noch, entgegen mancher Annahmen, Vorbilder brauchen an denen wir uns orientieren können. Somit wird die Vorbildfunktion beziehungsweise das Vorbild sein zu einer der Hauptaufgaben einer Führungskraft.

Ein Spiegelbild des eigenen Führungsstils

Vorbild sein heißt für die Menschen in seinem Umfeld Verantwortung zu übernehmen. Kinder schauen auf zu ihren Eltern. Kinder sind ein Spiegelbild ihrer Eltern. Genauso schauen Mitarbeiter auf zu ihrer Führungskraft. Die Stimmung im Team, die Motivation und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter, selbst die Krankheitszahlen sind ein Spiegelbild des Führungsstils. In der so genannten „VW-Studie“ von Peter Nieder (Professor für Personalwesen und  Personalführung an der Universität der Bundeswehr in Hamburg) wird belegt: „Eine Führungskraft nimmt ihren Krankenstand mit, wenn sie versetzt oder befördert wird.“ Heißt in eigenen Worten: Führungskräfte können Mitarbeiter sowohl krank als auch gesund „machen“.

Die Gesundheit des Mitarbeiters ist der Schlüssel hin zu Produktivität und Leistungsfähigkeit und damit einer der entschiedensten Faktoren für den Unternehmenserfolg. Damit wird neben dem Produkt eines Unternehmens der Mensch zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor. Es ist an der Zeit umzudenken. Ich bin sicher, dass in einer Reihe von Unternehmen immer noch die Devise gilt: „Wer viel krank ist, der geht.“

Was heißt Vorbild sein?

Was muss eine Führungskraft nun tun, um ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen? Die Bereiche der Selbstfürsorge, Selbstverantwortung und Selbstwertschätzung wurden bereits im letzten Teil betrachtet. Ich kann hier nur in kurzen Stichpunkten auf die Umsetzung der Vorbildfunktion eingehen.

Wo sollen Mitarbeiter Vorbild sein beziehungsweise wo wird vorbildliches Verhalten von ihnen erwartet? Ich möchte hier zwei Bereiche beleuchten. Zum einen den unternehmerischen und zum anderen den persönlichen Bereich.

Was glauben Sie, wie Mitarbeiter darauf reagieren, wenn das Gehalt der Führungskraft beziehungsweise des Vorstandes erhöht wird und auf der anderen Seite die Gehälter der Mitarbeiter gesenkt werden? Oder wenn Vorgesetzte teure Dienstreisen durchführen und gleichzeitig ein harter Sparkurs im Unternehmen verordnet wird? Das sind nur zwei Beispiele, die ganz sicher die Motivation der Mitarbeiter negativ beeinflussen mit all seinen Folgen.

Werfen wir nun einen Blick auf die Führungskraft. Ich wünsche mir Führungskräfte:

– die hoch motiviert und leistungsfähig sind
– die sich an das halten, was sie sagen
– die auch eigene Fehler zugeben können
– die zu ihren Entscheidungen stehen
– die Probleme lösen
– die ihre Mitarbeiter wahrnehmen
– die freundlich, respektvoll und wertschätzend sind
– die sich für ihre Mitarbeiter einsetzen
– auf die sich die Mitarbeiter verlassen können
– die den Mitarbeitern „ver-trauen“ und etwas „zu-trauen“
– die Verständnis haben
– die sich Zeit für ihre Mitarbeiter nehmen und stets ein offenes Ohr haben
– die ihre Mitarbeiter bei Missständen unterstützen
– die von ihren Mitarbeitern geachtet werden
– … .

Ist das zu viel verlangt? Denken Sie darüber nach. Entscheiden Sie lieber Leser selbst. Es gibt keine Alternative zu einem vorbildlichen Verhalten einer Führungskraft beziehungsweise zum Vorbild sein.

Über Jürgen Seckler:

Jürgen Seckler, Trainer, Referent, Gesundheit, Motivation
(Foto: © Jürgen Seckler)

Jürgen Seckler (geb. 1959) ist Referent und Trainer rund um die Themen Stressbewältigung, Motivation und Gesundheit. Er leitet Gesundheitsprojekte bei vielen mittelständischen Unternehmen und großen Konzernen. Mit viel Witz und Kompetenz motiviert er seine Zuhörer den „inneren Schweinhund“ zu überwinden und Entscheidungen dauerhaft und erfolgreich umzusetzen. Er ist Gründer und geschäftsführender Mitgesellschafter der Salovita GmbH mit Sitz in Worms mit dem Motto „Wir verstehen Gesundheit – Wir verstehen Menschen – Wir verstehen Unternehmen“.

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