„Happy at work“: Glücklich am Arbeitsplatz – Interview mit Alfred Schaider

Ein Großteil unserer Zeit verbringen wir mit der Arbeit beziehungsweise am Arbeitsplatz. Daher ist es umso wichtiger, dass wir – jeder Einzelne von uns – in gewisser Art und Weise glücklich im Arbeitsalltag sind. Nur das ist nicht immer ganz so einfach, wie es sich anhört. Immerhin haben bereits 16 Prozent der Werktätigen innerlich gekündigt. 68 Prozent machen nur noch Dienst nach Vorschrift! Was kann dagegen getan werden? Wir haben uns zum Thema „happy at work“ mit Alfred Schaider unterhalten. Der Speaker, Trainer, Teamentwickler und Coach sprach dabei, auf was es ankommt, damit Mitarbeiter glücklich und zufrieden am Arbeitsplatz sind sowie ihre Leistung bringen.

Inhaltsverzeichnis

„Happy at work“: Wie man glücklich am Arbeitsplatz sein kann! – Interview mit Alfred Schaider

Herr Mag. Schaider, Sie stehen in Ihrem gesamten Auftritt und mit Ihrem Angebot für den Begriff „happy at work“. Was können sich unsere Leser unter diesem Ansatz vorstellen?

Vielleicht geht es einigen ja ähnlich wie mir, und Sie denken sich manchmal: „Könnte es bei der Arbeit nicht mit mehr Leichtigkeit zugehen? Sich sinnvoller oder erfüllender anfühlen?“ Unter Umständen haben Sie auch die Erfahrung gemacht, dass Sie oft lange drauf warten können, dass ausgerechnet dann Kunden mit einem Lob, Kollegen mit einem hilfreichen Vorschlag oder der Vorgesetzte mit einer Gehaltserhöhung anklopfen, wenn Sie solche positiven Zeichen ganz besonders brauchen würden.

Viel eher beschwert sich gerade dann noch ein Kunde über Sie, jammert die Kollegin über die neuen Aufgaben und Prozesse, und Ihr Vorgesetzter ist just an diesem Tag ein Quell schlechter Laune. Egal, wie ungut und negativ Sie Ihre Arbeit gerade sehen. Die erste gute Nachricht lautet: Mehr Leichtigkeit in Arbeit und Leben, erfüllende Beziehungen, Erfolgsgefühle, wie auch mehr Sinn in der Arbeit, sind für jeden jederzeit möglich.

Sie können vor allem aber selbst etwas dazu beitragen, so oft wie möglich „happy at work“ zu sein. Sie müssen nicht, aber Sie können. Die Veränderung müsste nicht mal groß sein, darf sogar einfach und ohne großen Zeitaufwand gehen und sich vor allem leicht anfühlen. Das ist die zweite gute Nachricht.

Wie die meisten angestellten Menschen verbringen Sie vermutlich ein Drittel bis die Hälfte Ihrer wachen Lebenszeit mit Ihrer Arbeit. Wäre es da nicht einen Versuch wert, eine qualitative Veränderung der Zeit, die Sie dort verbringen, herbeizuführen? Es geht dabei oft gar nicht darum, den Arbeitsplatz zu wechseln, sondern der aktuellen Position durch ein bewusstes „Gutfühlen“ noch eine Chance zu geben.

Aus diesem Grund bin ich auch dafür, dass das Wort „Gutfühlen“ in den Duden aufgenommen wird und dort als Synonym für „Arbeiten“ steht!

Glücklich am Arbeitsplatz zu sein, bedeutet doch sicher für die individuellen Mitarbeiter auch unterschiedliche Dinge, die sie brauchen oder sich wünschen, um diesen begehrenswerten Zustand des „happy at work“ erreichen zu können? Wie kann jeder einzelne Arbeitnehmer da vorgehen?

Wenn Sie – in ferner Zukunft – auf Ihr Leben und Ihre Berufstätigkeit zurückblicken, dann werden Sie vermutlich, genau wie ich, zu sich selbst sagen wollen: „Ja, das war eine gute Zeit!“ Diesen Wunsch haben wir alle gemeinsam. Die Wege, ihn zu erfüllen, sind zwar vielfältig und individuell, trotzdem gibt es einige Dinge, die auf jeden zutreffen. Entlang der folgenden 5 „Hauptstraßen“ finden Sie sicher mehrere passende Abzweigungen zu Ihrem persönlichen „Gutfühlen“:

Wecken Sie – bei sich und auch bei anderen – positive Emotionen wie Dankbarkeit, Zufriedenheit oder Stolz. Vertiefen Sie eine kollegiale Beziehung zu einem bestimmten Menschen in Ihrem Arbeitsumfeld. Erlauben Sie sich Erfolgsgefühle schon bei jedem kleinen Fortschritt. Lassen Sie Ihr gesamtes  Wesen und Ihren Kern auch in  Routinetätigkeiten einfließen. Schauen Sie tiefer und entdecken Sie neue Blickwinkel, die Ihre Tätigkeiten für Sie persönlich noch sinnvoller erscheinen lassen.

Das klingt einfach, und ist es auch! Dinge dürfen auch einmal einfach sein. Ihre innere, gefühlsmäßige Realität hängt immer mehr von Ihrer persönlichen Sichtweise und Ihren eigenen Tätigkeiten ab, als von der tatsächlichen Realität, oder wie diese von anderen gesehen wird.

Von einer Illusion sollten Sie sich allerdings verabschieden: Ähnlich wie die „Liebe“ ist „happy at work“ kein Zustand, den man einmal erreicht und damit hat sich‘s. Sie sind vielmehr aufgerufen, durch ständiges positives Entscheiden und Tun für mehr konstante Leichtigkeit in der Beziehung zu Ihrer Arbeit zu sorgen. Die Verantwortung dafür liegt bei Ihnen und bei sonst niemandem.

Was ist dabei die Rolle der Vorgesetzten und Führungskräfte?

Die übliche Antwort wäre die folgende: Die Mitarbeiter zu motivieren und zu begeistern natürlich. Das stimmt auch in einem gewissen Ausmaß. Dies wird jedoch nur funktionieren, wenn Führungskräfte selber Tag für Tag ein Vorbild für Engagement UND Leichtigkeit sind.

Wenn Sie Führungskraft sind, dann fragen Sie sich: Wo und wann verhalten sich meine Mitarbeiter schon engagiert? Wer zeigt mir welche Stärken? Wo wurden kürzlich kleine wie große Fortschritte erzielt? Dafür heute zeitnah anerkennende Rückmeldung zu geben kostet statt einer Prämie „nur“ Aufmerksamkeit und Zeit. Selbst eine konstruktiv-kritische Rückmeldung zur Arbeitsleistung trägt langfristig zum „Gutfühlen“ Ihrer Mitarbeiter bei. Halten Sie es unbedingt für möglich, dass auch Menschen, die Sie seit vielen Jahren kennen, sich verändern und Sie noch positiv überraschen können!

Um die Leichtigkeit und das Engagement zu fördern, sollten Führungskräfte auch immer offen sein für Verbesserungsvorschläge Ihrer Mitarbeiter. Alles wird nicht umsetzbar sein, das ist klar, aber um das Konzept „happy at work“ zu unterstützen, sollten Ihre Mitarbeiter jederzeit das Gefühl haben, mit neuen Ideen zu Ihnen kommen zu können und angehört zu werden. Es geht also darum, ein Klima des Vertrauens und der Leichtigkeit aufzubauen, in dem faire und nachvollziehbare Verteilung herrscht, egal, ob es um die Arbeitslast, den Urlaub oder die Bezahlung geht. Leben Sie als Führungskraft das Prinzip „happy at work“ mit Leichtigkeit und Authentizität vor, wirken Sie als Vorbild. Dann werden Ihre Mitarbeiter folgen!

Das bedeutet ja, dass jeder Mitarbeiter im Grunde auch hier seines eigenen Glückes Schmied ist und eigenverantwortlich dafür zu sorgen hat, dass er an seinem Arbeitsplatz zufrieden ist?

Genau! So ist es. Mitarbeiter sind sicher nicht von der Verantwortung, durch ihre eigene Einstellung und Denkweise für ihr persönliches „happy at work“ und „Gutfühlen“ zu sorgen, entbunden! Es ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben sich selbst gegenüber. Als mir das erstmals dämmerte, wäre mir ja fast vor Freude (oder Schreck?) der „Schmiedehammer der Verantwortung“ auf meinen Fuß gefallen. Mittlerweile kann ich Ihnen versichern: Diese Selbstverantwortung fürs Gutfühlen bei der Arbeit kann sich auch leicht wie eine Feder anfühlen und sehr viel Spaß machen. Es ist zu Beginn ein Prozess, an den man sich langsam, aber sicher, gewöhnen kann. Eigenverantwortung für das persönliche „Gutfühlen“ kommt sicher nicht über Nacht. Wer jedoch dranbleibt, wird eine ganz neue Arbeitsfreude entdecken und kann sich auf all die unentdeckten Möglichkeiten, die sich noch präsentieren werden, freuen.

Welche Rolle spielt die Demographie in diesem Prozess? Mitarbeiter eines gewissen Alters, die schon lange im Unternehmen sind, haben doch vermutlich andere Bedürfnisse, als Menschen in den Vierzigern oder sehr junge Arbeitnehmer, die gerade nach der Ausbildung oder dem Studium ins Arbeitsleben eintreten?

Grundsätzlich gilt: In den meisten Unternehmen liegen betreffend die Altersverteilung der Belegschaften noch viele ungenutzte Potenziale brach. Da gibt es sicher noch Handlungsbedarf.

Für das individuelle Wohlbefinden sind jedoch weniger die demographischen Gegebenheiten, sondern immer die eigenen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Werte ausschlaggebend. Diese ändern sich zwar im Laufe eines Lebens, aber selten abrupt von heute auf morgen. Wer sich als Credo durch das gesamte Arbeitsleben vornimmt, sich zuallererst auf sich selbst und das eigene „Gutfühlen“ zu konzentrieren, wird automatisch in allen Altersklassen „happy at work“ sein können.

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Alfred Schaider unterstützt Menschen mit „happy at work“ dabei, dass sie in ihrer Arbeit glücklicher und erfolgreicher zu werden. (Bild: © Alfred Schaider)

Übrigens: Der beste Weg, sich bei der Arbeit schlecht zu fühlen, ist immer der Vergleich mit jemandem, der in einer anderen Liga spielt. Eröffnen Sie also am besten Ihre eigene Ein-Personen-Liga. Seien Sie stolz – egal, an welcher Schnittstelle Ihrer Karriere Sie sich gerade befinden – auf Ihr junges oder fortgeschrittenes Alter, auf Ihre Fähigkeiten, Erfahrungen, Fortschritte und Potenziale.

Vielen Dank Herr Schaider für das interessante Gespräch zu „happy at work“. Jeder Mitarbeiter selbst kann einiges tun, um sich gut zu fühlen. Gleichzeitig kann beziehungsweise muss jede Führungskraft seinen Beitrag dazu leisten. So kommen Mitarbeiter gerne zur Arbeit und geben ihr Bestes. Im zweiten Teil unseres Gesprächs, welches am kommenden Donnerstag erscheint, geht es um konkrete Ansätze zur Umsetzung von „happy at work“ sowie um Anzeichen, dass es besser ist, seinen Arbeitsplatz zu wechseln.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO und Geschäftsführer der FOMACO GmbH.

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Über Alfred Schaider

Mag. Alfred Schaider ist seit dem Jahr 2000 als Speaker, Trainer, Teamentwickler und Coach für Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen tätig. Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium hat er Lehrgänge zum Trainer, Coach, Lebensberater, Konfliktmoderator und Teamentwickler absolviert sowie zahlreiche weitere Ausbildungen (zum Beispiel bei Frank Farelly, Dudley Weeks, Arny & Amy Mindell, Martin Seligman, Barbara Fredrickson und Kim Cameron) durchlaufen. Führungserfahrung sammelte er als Teamleiter, im Projektmanagement und in der Veranstaltungsorganisation.

Seine Kernthemen sind die Verbesserung von Führungs-, Kommunikations- und Gesprächsführungsfertigkeiten, die Lösung von Konflikten und die Stärkung von (Arbeits-)Beziehungen sowie das Erkennen und Nutzen der eigenen Stärken. Seine Mission ist es, Menschen nach dem Konzept „happy at work“ dabei zu unterstützen, in ihrer Arbeit glücklicher und erfolgreicher zu werden.

Mehr erfahren Sie unter: http://www.happyatwork.at.

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