Resilienz: Wie wir multikulturelle Herausforderungen meistern – Interview Nr. 2 mit Büsra Bakar

In einer globalisierten Arbeitswelt treffen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, Werten und Kommunikationsstilen aufeinander. Während diese Vielfalt große Chancen bietet, führt sie auch zu Herausforderungen – Missverständnisse, unterschiedliche Erwartungshaltungen oder Konflikte sind oft vorprogrammiert. Hier kommt Resilienz ins Spiel: Die Fähigkeit, flexibel mit Veränderungen umzugehen, Herausforderungen zu meistern und aus interkulturellen Erfahrungen zu lernen. Dr. sc. Büsra Bakar befasst sich in ihrem Buch „Vom Culture Clash zur Culture Harmony – Resilienzstrategien für Unternehmen in einer multikulturellen Arbeitswelt“ mit genau diesen Themen. Im zweiten Teil unserer Interviewreihe erklärt sie, warum Resilienz im multikulturellen Austausch unverzichtbar ist, wie Unternehmen diese gezielt fördern können und welche Strategien helfen, interkulturelle Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Inhaltsverzeichnis

Anmerkung der Redaktion – Hier geht’s direkt zum Buch von Dr. sc. Büsra Bakar: „Vom Culture Clash zur Culture Harmony – Resilienzstrategien für Unternehmen in einer multikulturellen Arbeitswelt“.

Warum Resilienz im multikulturellen Austausch entscheidend ist

Warum spielt Resilienz eine so große Rolle im multikulturellen Austausch und in der Zusammenarbeit in vielfältigen Teams?

Lassen Sie uns am besten mit der Definition des Begriffs Resilienz beginnen. Resilienz ist die Fähigkeit, mit Herausforderungen, Veränderungen und Konflikten konstruktiv umzugehen – das ist definitiv eine essenzielle Kompetenz im multikulturellen Austausch!

Wer sich in einem kulturell diversen Umfeld bewegt, begegnet zwangsläufig Missverständnissen, Wertedifferenzen oder unerwarteten Reaktionen gegenüber der eigenen Person. Diese Reaktionen können – je nach der Kultur, aus der man kommt – befremden oder aber auch schmerzen, weil man sich zum Beispiel zurückgewiesen fühlt, ohne dass der Sender oder die Senderin der Botschaft dies auch nur im Geringsten beabsichtigte.

In meinem Buch erzähle ich viele Geschichten aus der Praxis, die genau so ablaufen und zu gewissen Befindlichkeiten führen, die es zu adressieren gilt, da sonst dieses „Schlechtwetter-Thema“ zwischen zwei Teammitgliedern immer weiter mitgeschleift wird.

Eine intakte Resilienz hilft, diese Situationen nicht als Angriff oder Beleidigung aufzufassen, sondern als Lernchancen zu begreifen, einander besser kennenzulernen und sich aufeinander einzulassen. Besonders wichtig ist dabei die emotionale Intelligenz: Wer seine eigenen kulturellen Prägungen reflektiert und gleichzeitig offen für andere Perspektiven bleibt, kann diese multikulturellen Herausforderungen flexibler und mit mehr Gelassenheit bewältigen.

Zudem spielt dabei eine bewusste Haltung der Anpassungsfähigkeit aller Beteiligten eine wichtige Rolle. Menschen, die sich in einem bislang unbekannten kulturellen Kontext befinden, brauchen Zeit und Geduld, um sich an neue Normen, Werte und gewisse ungeschriebene Regeln anzupassen. Resilienz bedeutet aber auch, mit Frustration umgehen zu können, wenn bestimmte eigene Erwartungen nicht erfüllt werden oder man sich in einer fremden Umgebung unsicher fühlt.

Wie Unternehmen Resilienz gezielt stärken können

Auf welche Weise können Unternehmen diese so wichtige Resilienz im Umgang mit kulturellen Unterschieden stärken?

Resilienz lässt sich definitiv trainieren – durch bewusste Selbstreflexion, interkulturelles Wissen und auch durch die bisher gemachten persönlichen Erfahrungen.

Wichtig dabei ist es vor allem, sich der Thematik der multikulturellen Unterschiede voll bewusst zu sein. Zum Beispiel also zu wissen, dass eine Zusammenarbeit mit einem japanischen Mitarbeiter emotional, aber auch bezüglich der Art und Weise des Arbeitens, völlig unterschiedlich von jener mit einer Person aus Mexiko ablaufen wird. Sich dieser Tragweite bewusst zu sein, ist schon ein vielversprechender Start in eine Arbeitsbeziehung, die von echter Resilienz und gegenseitigem Respekt geprägt ist.

Eine der effektivsten Methoden ist es, sich regelmäßig neuen kulturellen Kontexten auszusetzen, um die eigene Anpassungsfähigkeit zu schulen. Dazu gehört auch der bewusste Umgang mit Unsicherheiten und Ambiguitäten: Wer akzeptiert, dass es nicht immer nur die eine klare oder richtige Lösung gibt, kann offener und anpassungsfähiger auf interkulturelle Dynamiken reagieren.

Auch ein starkes soziales Netzwerk, in dem Erfahrungen reflektiert und ausgetauscht werden, trägt dazu bei, interkulturelle Resilienz aufzubauen. Dazu kommt die Fähigkeit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen – eine gesunde Portion Gelassenheit hilft immer dabei, schwelende Konflikte zu entschärfen.

Zudem finde ich es wichtig, immer wieder emotionale Selbstregulation zu üben, um auch in stressigen multikulturellen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Meine Aufgabe als HR-Leiterin ist es unter anderem, Resilienz-Strategien für genau solche Situationen zu entwickeln.

Erfolgsfaktor Resilienz: Starke multikulturelle Teams aufbauen

Was sind Ihre besten Strategien für den Aufbau resilienter multikultureller Teams?

Erfolgreiche interkulturelle Teams setzen vor allem auf psychologische Sicherheit, also eine Arbeitsatmosphäre, in der alle Mitglieder offen sprechen und sich ohne Angst vor negativen Konsequenzen äußern können. Das stärkt nicht nur den Teamzusammenhalt, sondern fördert auch Kreativität und Lösungsorientierung.

Zudem ist es entscheidend, dass alle Führungskräfte als Vorbilder agieren, mit gutem Beispiel vorangehen und die Inklusion auf allen Ebenen perfekt vorleben: Sie sollten nicht nur Konflikte moderieren, sondern aktiv interkulturelles Lernen fördern! Workshops, interkulturelle Tandem-Programme und regelmäßige Reflexionsrunden können diesen Prozess unterstützen.

Eine gute Strategie ist zudem, Diversity als festen Bestandteil der Unternehmenskultur zu etablieren. Es reicht nicht, interkulturelle Sensibilisierungstrainings einmalig anzubieten – vielmehr sollten kontinuierliche Austauschformate geschaffen werden, in denen Mitarbeitende ihre Erfahrungen teilen können.

Erfolgreiche Unternehmen setzen gezielt auf multikulturelle Mentoring-Programme, die neue Mitarbeitende aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten aktiv unterstützen. Dabei ist es besonders wichtig, dass alle multikulturellen Strategien wirklich tief in die Unternehmens-DNA eingehen und nicht nur als oberflächliche Inklusions-Kosmetik gefahren werden.

Resilienz als Schlüssel zur interkulturellen Konfliktlösung

Wie beeinflusst Resilienz die Fähigkeit, interkulturelle Konflikte zu bewältigen?

Ich stelle immer wieder fest: Wahrhaft resiliente Menschen lassen sich nicht so leicht von emotional aufgeladenen Situationen überwältigen, sondern bleiben handlungsfähig und suchen stets nach konstruktiven Lösungen.

Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Fähigkeit, Perspektiven zu wechseln: Interkulturelle Konflikte entstehen oft, weil Menschen unterschiedliche Erwartungen an soziale Interaktion oder Kommunikation haben.

Resilienz ermöglicht es, einen Schritt zurückzutreten, die eigene Sichtweise zu hinterfragen und eine Situation mit einem differenzierten Blick zu betrachten. So können Konflikte nicht nur entschärft, sondern auch als Gelegenheit für Wachstum und Verständnis genutzt werden.

Forschungen zeigen, dass resiliente Menschen in Konfliktsituationen weniger schnell in Abwehrhaltungen verfallen und stattdessen nach langfristig tragfähigen Lösungen suchen. Wer sich seiner eigenen emotionalen Trigger bewusst ist und gezielt deeskalierende Strategien anwendet, hat einen klaren Vorteil im interkulturellen Dialog.

Resilienz trainieren: Methoden für den multikulturellen Kontext

Kann man Resilienz gezielt trainieren?

Absolut! Es gibt zahlreiche Ansätze, um Resilienz im multikulturellen Kontext in den Unternehmen zu stärken. Dazu gehören unter anderem Achtsamkeitstraining, diese helfen, in schwierigen Momenten fokussiert und ruhig zu bleiben, sowie das bewusste Üben von Perspektivwechseln.

Auch Humor kann eine unterschätzte Ressource sein: Wer lernt, über Missverständnisse gemeinsam zu lachen und sie als Teil des interkulturellen Lernprozesses zu sehen, geht entspannter mit Herausforderungen um.

Ich plädiere daher dafür, dass Unternehmen und Organisationen gezielt in Programme investieren, die interkulturelle Resilienz fördern, etwa durch gezielte Rollenspiele, Mentoring-Programme oder kulturelle Austauschformate. Darüber hinaus sind regelmäßige Reflexionsgespräche hilfreich, um gemeinsam aus Erfahrungen zu lernen und resilienter mit zukünftigen Herausforderungen umzugehen.

Menschen, die Resilienz als Teil ihrer persönlichen Entwicklung begreifen, werden langfristig vor allem in multikulturellen Kontexten erfolgreicher und zufriedener sein.

In diesem Sinne: Es lebe die Resilienz!

Frau Bakar, vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.

Das Interview mit Büsra Bakar führte die AGITANO Redaktion.

Interviewreihe zum Buch „Vom Culture Clash zur Culture Harmony“

Lesen Sie gerne auch die weiteren Teile zur Interviewreihe zum Buch „Vom Culture Clash zur Culture Harmony – Resilienzstrategien für Unternehmen in einer multikulturellen Arbeitswelt“:

Viel Spaß beim Lesen und interessante Erkenntnisse!

Über das Buch „Vom Culture Clash zur Culture Harmony“ von Dr. sc. Büsra Bakar

Das Buch Vom Culture Clash zur Culture Harmony – Resilienzstrategien für Unternehmen in einer multikulturellen Arbeitswelt von Dr. sc. Büsra Bakar beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der zunehmenden Diversität am Arbeitsplatz ergeben.

Es bietet einen tiefen Einblick in die Auswirkungen kultureller Unterschiede auf Teams und Organisationen und präsentiert gleichzeitig praxiserprobte Resilienzstrategien, um diese Vielfalt als strategischen Vorteil zu nutzen.

Von interkulturellen Kommunikationshindernissen bis hin zur Förderung einer integrativen Unternehmenskultur bietet dieses Buch konkrete Lösungen für Führungskräfte und Teams, die in einer multikulturellen Umgebung erfolgreich sein wollen.

Buch „Vom Culture Clash zur Culture Harmony – Resilienzstrategien für Unternehmen in einer multikulturellen Arbeitswelt“ von Büsra Bakar
Buch „Vom Culture Clash zur Culture Harmony – Resilienzstrategien für Unternehmen in einer multikulturellen Arbeitswelt“

Die Autorin erläutert, wie die Anpassungsfähigkeit gegenüber kulturellen Unterschieden nicht nur zu einem harmonischeren Arbeitsumfeld führt, sondern auch die Grundlage für langfristigen unternehmerischen Erfolg legt.

Über Dr. sc. Büsra Bakar

Dr. sc. Büsra Bakar ist in Wien geboren, kommt jedoch aus einer Familie mit türkischen Wurzeln und hat von Kindheit an zwischen zwei Kulturen gelebt.

In allen ihren beruflichen Stationen ging es um stark multikulturelle Umgebungen, die sie intensiv geprägt haben.

Aktuell ist sie die HR-Verantwortliche der ARCOTEL Gruppe mit Hotels in Österreich und Deutschland.

Davor agierte sie unter anderem bei DO & CO Austria GmbH als HR Hospitality Specialist mit globalen Agenden, hatte bei EUREST die Position des Event Sales Manager inne und war in diversen Positionen beim Logistikdienstleister Dachser tätig.

Erfahren Sie gerne mehr über Büsra Bakar auf Ihrer persönlichen Internetseite

Profilfoto von Dr. sc. Büsra Bakar
Dr. sc. Büsra Bakar (Bild: © Markus Schramml & Martin Cos)

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