Introvertiert versus Extrovertiert: Was ist besser?

Dr. Sylvia Löhken ist Expertin für intro- und extrovertierte Kommunikation. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema „Introvertiert versus Extrovertiert“. Und genau zu diesem Thema haben wir Sie zum AGITANO-Interview im Rahmen des Soul@Work Kongress eingeladen.

Soul@Work Kongress

Dr. Sylvia Löhken wird am Montag, den 10.03.2014, im Kloster Eberbach, Eltville, auf dem Kongress Soul@Work zusammen mit weiteren renommierten Experten über Strategien, Tendenzen, Konzepte und innovative Ansätze zur Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz informieren. Als AGITANO-Leser kommen Sie exklusiv in den Genuss einer vergünstigten Kongress-Eintrittskarte. Mehr erfahren Sie hier.

Interview zu Introvertiert versus Extrovertiert

Schönen Guten Tag Frau Dr. Löhken, bitte stellen Sie sich kurz vor?

Löhken, Speaker, Coach, Trainer, Experte, Introvertierte, Extrovertierte
(Foto: © Dr. Sylvia Löhken)

Mich beschäftigt das Thema Persönlichkeit – und wie es mit der Art und Weise zusammenhängt, wie wir unsere Leben gestalten. In meinen Vorträgen, Coachings, Büchern und Workshops begleite ich Menschen dabei, ihre eigenen Stärken und Bedürfnisse zu entdecken – und sie bei der Verwirklichung ihrer beruflichen und privaten Ziele zu nutzen und zu berücksichtigen.

Ich halte also zum Beispiel einen Vortrag vor Fachkräften einer großen Firma, um ihnen bestimmte Unterschiede so nahezubringen, dass sie in ihren Teams besser mit ihnen umgehen können. Oder ich coache eine Führungskraft, die mit ihren eigenen Stärken punkten will und sich in einer Umgebung befindet, in der die meisten ganz anders ticken.

Sie sind Expertin für intro- und extrovertierte Kommunikation. Was ist dies?

Die Unterscheidung zwischen „Intros“ und „Extros“ ist eine der wichtigsten, wenn wir über Persönlichkeit sprechen. Sie kommt ja auch in so gut wie jedem wichtigen Persönlichlichkeitstest vor. Was dieser Unterschied aber konkret bedeutet, wie wir unsere Eigenschaften als Intros und Extros nutzen können, und wie Intros und Extros in Teams optimal zusammenwirken: Das ist den meisten Menschen völlig unklar. Genau da helfe ich weiter, egal ob mit meinen Büchern oder in der Coachingpraxis, im Seminarraum oder auf der Bühne.

Inwieweit unterscheiden sich Introvertierte von Extrovertierten?

Am genauesten lässt sich das an Unterschieden nachverfolgen, die sich ganz konkret an dem nachweisen lassen, was in Intro- und Extro-Hirnen zu finden ist.

Erstens: Intros sind ganz wörtlich „nach innen gerichtet“. Sie sind ständig damit beschäftigt, sich Gedanken zu machen, zu lernen, auszuwerten, Dinge zu vergleichen, sich Sorgen zu machen. Sie brauchen deshalb manchmal länger zum Überlegen, um auf eine Antwort zu kommen. Dafür ist die Antwort dann aber auch richtig gut! Extros sind wörtlich „nach außen gerichtet“ – sie haben mehr Andockstellen für Sinneseindrücke und fühlen sich dann am lebendigsten, wenn sie viele Impulse aus der Außenwelt bekommen – wörtlich auf allen Kanälen.


Zweitens: Da diese Daueraktivität jede Menge Speicherplatz auf der „Festplatte“ besetzt, sind leise Menschen schneller als Extrovertierte von zu vielen Außeneindrücken überwältigt. Beispiel: Ein Jahrmarkt, kann für eine Extro pure Freude und im Stress eine willkommene Abwechslung bedeuten. Bei einem Intro kann der gleiche Jahrmarkt für ziemlichen Stress sorgen, wenn er gerade den Kopf nicht frei hat.

Drittens: Intros sind eher sicherheitsorientiert, während Extros leichter Risiken eingehen, um attraktive Ziele zu erreichen. Um beim Jahrmarkt zu bleiben: Die meisten Intros, die ich kenne, stehen nicht so auf wilde Achterbahnen. Dafür sind sie genial darin, auf strukturierte und berechenbare Art großartige Ziele zu erreichen.

Alle drei Unterschiede lassen sich heute nachmessen – wir haben es also mit biologischen Unterschieden zu tun.

Ist eine Gruppe der anderen Gruppe überlegen?

Generell gleicht sich das ziemlich fair aus. Intros haben Stärken, die Extros weniger ausgeprägt haben. Und umgekehrt. Gerade das macht den Unterschied auch so spannend: In gemischten Teams sind wir am erfolgreichsten – dann, wenn wir unsere unterschiedlichen Stärken zusammenlegen.

Vielleicht besteht deshalb auch jede Gesellschaft zu ungefähr gleichen Anteilen aus Intros und Extros, und zwar unabhängig davon, ob die Kultur intro- oder extrovertierter geprägt ist.

Und dann gibt es noch spannende Studien, die zum Beispiel zeigen, dass Intro-Führungskräfte in bestimmten Umgebungen ihren Extro-Kollegen überlegen sind. Und umgekehrt. Es hängt also auch von der Umgebung ab, ob ich als Intro oder als Extro besser „durchkomme“.

Was ist typisch extrovertiert beziehungsweise woran erkenne ich einen Extrovertierten?

An der Oberfläche lässt sich ein sozial zugänglicher Intro leicht mit einem Extro verwechseln. Ein guter Orientierungspunkt sind die drei großen Unterschiede, die ich oben erläutert habe. Um für eine Person aber zu einer Einschätzung zu kommen, muss man sie schon besser kennen. Und oft trügt der Schein.

Mein Mann ist zum Beispiel ausgesprochen extro-, ich dagegen introvertiert. Wenn Sie uns zusammen erleben, kann es leicht passieren, dass wir genau entgegengesetzt eingeschätzt werden.

Hinzu kommt noch ein anderer Faktor, der die Sache spannend macht: Wir sind ja nicht einfach nur Intro oder Extro, sondern wir befinden uns irgendwo auf einer Skala, auf einem Kontinuum. Jeder Mensch ist eine Mischung aus Intro- und Extro-Eigenschaften – meistens mit einem zumindest leichten Übergewicht zur einen oder anderen Seite. Das macht die Einteilung auch nicht leichter.

Woher weiß ich, zu welcher Gruppe ich gehöre?

Das ist ganz einfach: Machen Sie meinen Online-Test auf http://www.intros-extros.com/online-test/.

Gibt es nicht auch Menschen, die privat/persönlich introvertiert sind, und sich extrovertiert in der Business-Welt verhalten?

Ja. Aber meistens spüren wir, dass da etwas nicht ganz authentisch ist. Kleines Beispiel: Wenn die introvertierte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Reden die Gesten ihres Vorgängers Gerhard Schröders benutzen würde, wäre das nicht gerade authentisch. Die linke Hand in der Hosentasche, die rechte wild gestikulierend – das passt bei ihr nicht. Wir mögen über die „Merkel-Raute“ lächeln – aber die Geste passt ausgezeichnet zu einer leisen Führungskraft, die die Dinge im Griff hat.

Was ich sagen will: Am besten und am meisten authentisch sind wir dann, wenn wir uns „artgerecht“ verhalten. Das ist echt und kostet auch noch am wenigsten Energie. Umgekehrt gilt: Wer sich ständig verstellt, der stresst sich auch.

Wie muss ich meinen Führungsstil anpassen, um introvertierte und extrovertierte Mitarbeiter richtig anzusprechen und zu motivieren?

Wir neigen alle dazu, die Welt durch unsere eigenen Brille zu sehen. Die Extro-Chefin findet womöglich die Intros unter den Mitarbeitern zu wenig aktiv. Sie sieht die innere Aktivität ja nicht. Und der Intro-Mitarbeiter findet die Extro-Chefin womöglich hektisch, zu wenig aufmerksam und nicht kontinuierlich.

Der wichtigste Tipp für Führungskräfte lautet deshalb: Finden Sie heraus, wie die andere Seite tickt – und würdigen Sie die Stärke derjenigen, die so unterschiedlich von Ihnen selbst sind. Am erfolgreichsten sind schließlich gemischte Teams! Erfolgreiche Führungskräfte schätzen gerade auch diejenigen, die ganz anders sind als sie selbst. Die Extro-Chefin kann womöglich den leisen Mitarbeiter seine Begabung für Zahlen und komplizierte Konzepte nutzen lassen. Oder für den Umgang mit schwierigen Reklamationen. Entscheidend ist die Wertschätzung für das, was der Andere eben besser kann.

Was erwartet die Teilnehmer in Ihrem Workshop auf dem Soul@Work-Kongress?

Ein spannendes Thema, das mich seit langem umtreibt: Wie sichere ich als Intro oder Extro meinen Energiehaushalt? Was brauche ich, um die Batterien wieder aufzuladen und stressige Zeiten zu überstehen? Ich zeige, warum Yoga ziemlich stressig sein kann – aber ein Stammtischabend eben auch. Ich rede über dieses Leib-und-Magen-Thema auf dem Kongress übrigens zum ersten Mal, es ist also eine Premiere.

Frau Löhken, vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg am kommenden Montag auf dem Kongress.

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber AGITANO & HCC-Magazin).

Und wenn Sie am Montag, 10.03.2014, auf dem Kongress Soul@Work im Kloster Eberbach, Eltville, dabei sein wollen, hier erfahren Sie mehr dazu. AGITANO-Leser kommen Sie exklusiv in den Genuss einer vergünstigten Kongress-Eintrittskarte.

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Über Sylvia Löhken:

Dr. Sylvia Löhken ist Expertin für intro- und extrovertierte Kommunikation. In ihren Vorträgen, Coachings und Workshops zeigt sie, was „Intros“ und „Extros“ unterscheidet – und welche Stärken beide Persönlichkeitstypen bei der Verwirklichung ihrer beruflichen und privaten Ziele nutzen können. Sie versteht es dabei, wissenschaftliche Erkenntnisse und komplexes Know-how in einfache Worte und gut umsetzbare Handlungsstrategien zu übersetzen. Das Portal Vortragsredner.de machte sie zur Vortragsrednerin des Jahres 2012.

Mit ihrer Erfahrung als Wissenschaftlerin und als Managerin in einer großen internationalen Organisation kennt Sylvia Löhken wichtige Arbeitsumfelder ihrer Kundinnen und Kunden aus eigener Erfahrung: Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Forschung, Management und Beratung sowie japanische, amerikanische und deutsche Kommunikation. Drei Jahre ihrer Managementtätigkeit verbrachte sie als entsandte Führungskraft in Tokio.

Dr. Sylvia Löhken ist gelernte Bankkauffrau, promovierte Linguistin und zertifiziert als Coach und Reiss Profile Master. Sie schreibt und publiziert regelmäßig über ihr Wissensgebiet. Ihr Buch „Leise Menschen – starke Wirkung“ wurde zum Bestseller und findet eine große Resonanz in den Medien. „DER SPIEGEL“ machte das Thema im August 2012 zur Titelstory. Sylvia Löhkens neues Buch „Intros und Extros“ ist gerade in der letzten Woche erschienen. Weitere Informationen: www.intros-extros.com und auf http://youtube.com/user/LeiseMenschenTV.

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