Von Spontaneität und Tiernamen

Unser Alltag ist streng getaktet und bis ins letzte Detail geplant. Manche planen sogar ihr ganzes Leben durch. Für Spontaneität und Witz ist da kein Platz mehr. Ralf Schmitt, Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator, plädiert in der heutigen Folge seiner Kolumne „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“ dafür, der Spontaneität mehr Raum im Alltag zu geben. Mit einem gewissen Maß an Spontaneität lebt es sich leichter, man kommt mit unvorhergesehenen Situationen besser zu recht und hat mehr Spaß!

„Life is what happens…“

Liebe Leser, ich möchte Sie an dieser Stelle an ein Thema heranführen, dass immer noch viel zu viele als „unwichtig“ erachten. Es geht um die Spontaneität. Schließlich ist es wichtig, dass wir einen Plan haben. Ja, ist es. Doch, um es mit John Lennons Worten zu sagen: „Life is what happens while we’re busy making other plans“. Das trifft es auf den Punkt. Während wir eifrig dabei sind, unser Leben und ganz besonders unsere Arbeit und den Tagesablauf, ja sogar unsere Karriere, bis ins kleinste Detail zu planen, passiert einfach ständig etwas Unvorhergesehenes. Sie wissen schon, dieser Moment, in dem Sie während einer wichtigen Präsentation ein wenig hilflos am Beamer stehen, weil der Rechner abgestürzt ist, oder der Zeitpunkt, zu dem ein Kollege im Meeting mit einem Satz ein Konzept, das Sie mühsam erarbeitet haben, vom Tisch wischt.

Probleme lassen sich leichter lösen mit Spontaneität

Sie müssen zugeben, eine solche oder ähnliche Situation haben Sie auch schon erlebt. Und wenn es nur die U-Bahn war, die keine Rücksicht auf ihre wichtigen Termine nimmt und leider wegen eines technischen Defekts für die nächste halbe Stunde nicht fährt. Sie können in solchen Situationen einfach resignieren oder improvisieren, also Ihre Spontaneität entdecken. Was hält Sie davon ab? Ihr innerer Zensor. Kennen Sie den? Das ist der Typ, der Ihnen Sachen sagt wie „So was macht man nicht.“ oder „Warum einen neuen Weg einschlagen, wenn der alte bisher gut funktioniert hat.“ Unser innerer Zensor wiegt uns alle in scheinbarer Sicherheit. Und genau da ist der Haken. Es gibt keine Sicherheit. Also rate ich Ihnen, den inneren Zensor zu überlisten und ja zu sagen zur Spontaneität.

An welches Tier erinnert Sie Ihr Kollege?

Sitzen Sie gerade in Ihrem Büro? Dann schauen Sie sich den Kollegen, der Ihnen gegenübersitzt, mal näher an. An welches Tier erinnert er sie? Wenn ich diese Übung in einem meiner Vorträge mache, ist die typische Reaktion auf meine Frage lautes Lachen. Wie haben Sie beim Lesen auf diese Frage reagiert? Haben Sie geschmunzelt, gedacht „Was soll der Quatsch“ oder haben Sie Ihren Sitznachbarn wirklich mit einem Tier assoziiert wie Gazelle, Tiger oder doch eher Nilpferd oder Ameisenbär? Ich tippe auf Antwort Nummer eins. Herzlichen Glückwunsch! Sie haben soeben Ihren inneren Zensor kennengelernt. Auf die Arbeitssituation übertragen bedeutet das, wir orientieren uns anhand vordefinierter Regeln und Gepflogenheiten im Büroalltag. Der innere Zensor hält uns davon ab, im Umgang mit Kollegen und unserem Job mal „out of the box“ zu denken. Ein Beispiel: Wer würde sich nicht nach dem Mittagessen am liebsten fünf Minuten hinlegen, um wieder im Büro anzukommen? Was geht in Ihrem Kopf in so einer Situation vor? Ich wette, Sie denken: „Das geht nicht, weil ich zuerst noch meine E-Mails abarbeiten muss“ oder „Was denken die anderen, wenn ich hier auf dem Sofa liege, während sie schon wieder fleißig arbeiten“. Wir trauen uns einfach zu oft nicht, Dinge klar auszusprechen, weil es ja ein Fehler sein könnte.

Mein Tipp: Zeigen Sie Spontaneität! Begrüßen Sie Ihre Kollegen doch einfach einmal mit den Tiernamen, mit denen Sie sie assoziieren. Wundern Sie sich aber nicht, wenn die Angesprochenen spontan antworten: „Ich denke auch immer an dich, kleines Walross.“

Ihr Ralf Schmitt

Ralf Schmitt, Kollegen, Wertschätzung gegenüber Kollegen, Nein-Kollegen, Spontaneität
Experte für Spontaneität, Improvisation und Interaktivität. (Foto: © Ralf Schmitt)

Über Ralf Schmitt

Ralf Schmitt arbeitet seit mehr als 15 Jahren erfolgreich als Speaker, Trainer, Impro-Comedian und Moderator. Er gilt als Experte für Spontaneität und Interaktivität, hat die Methode der Navituition® entwickelt und ist Mitglied der German Speakers Association. Schmitt ist branchenübergreifend tätig und kennt die deutsche Wirtschaftslandschaft aus dem Effeff. Seine inhaltliche Mitarbeit im Vorfeld und seine Auftritte bei unzähligen Tagungen und Kongressen geben ihm eine externe Sichtweise auf innerbetriebliches Geschehen und Veränderungsprozesse in Unternehmen verschiedener Größenordnungen. Darüber hinaus ist er Autor der Bücher „Ich bin total spontan, wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt“ und „Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner“.

Mehr über Ralf Schmitt erfahren Sie auf www.schmittralf.de.

Lesen Sie auch die vorangegangenen Beiträge zur Kolumne “Ich bin total beliebt, es weiß nur keiner”:

“Nein-Kollegen”: Nettsein lohnt sich

Vom Fehler machen und besser werden

Mund zu, Ohren auf! – Vom Wahrnehmen und Zuhören

Von Wertschätzung gegenüber Kollegen

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?