Wir brauchen eine digitale Unternehmenskultur – Michael Mollenhauer im Interview

Beim Thema Digitalisierung denken die meisten noch immer an schnelleres Internet, Glasfaserkabel, Breitbandausbau. Aber in den Unternehmen ist das Thema Infrastruktur längst nicht die größte Herausforderung. Die digitale Transformation bedingt nämlich eine digitale Unternehmenskultur. Die zu schaffen, ist gar nicht so leicht, wie Michael Mollenhauer, Partner der mmc AG, weiß.

Digitale Unternehmenskultur: Wissen teilen, Fehler erlauben

Hallo Herr Mollenhauer. Deutschland liegt bei der Digitalisierung bestenfalls im Mittelfeld, wie eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Ich finde die Sichtweise der Politik auf die Digitalisierung zu eingeschränkt. Wenn man sich Äußerungen der Politiker oder Parteiprogramme anschaut, dann geht es da im Zusammenhang mit der digitalen Transformation um die Themen Breitbandausbau und Datenschutz. Sicher sind das wichtige Themen, bei denen die Politik aktiv werden muss. Aber in den Unternehmen fehlt oft die digitale Unternehmenskultur, damit langfristiger Erfolg sichergestellt werden kann.

Was hat die digitale Transformation mit der Unternehmenskultur zu tun?

Eine ganze Menge! Denn die Digitalisierung hat zum einen Auswirkungen auf klassische HR-Themen, zum anderen auf Projektmanagement und Produktinnovationen. Die kulturelle Ausrichtung ganzer Unternehmen wird so in Frage gestellt.

In einer digitalen Unternehmenskultur ist es zum Beispiel absolut notwendig, dass Vertrauen zwischen den Mitarbeitern, aber auch zwischen Unternehmensführung und Mitarbeitern herrscht. Kommunikation über das Unternehmen kann schließlich nicht mehr so einfach kontrolliert werden, wenn jeder alles was er im Arbeitsalltag erlebt, auf Facebook posten kann. Das kann zur großen Herausforderung werden, ist aber auch eine Riesenchance für Unternehmen, an Authentizität zu gewinnen und so ein positives Image aufzubauen. Gerade wenn es um Mitarbeiterbindung und -gewinnung geht, wird das immer wichtiger.

Aber auch Wissen transparent zur Verfügung zu stellen, Fehler wertzuschätzen und das Projektmanagement agiler zu machen sind entscheidende Punkte.

Was ist dabei Ihrer Ansicht nach die größte Herausforderung für die Unternehmen?

Ich denke die größte Herausforderung ist das große Ganze. Bei der digitalen Transformation geht es nicht darum, ein Social Intranet einzuführen und Meetings ab jetzt über Doodle zu planen. Es geht, wie gesagt, um eine digitale Unternehmenskultur, die viele Bereiche und Aspekte umfasst.

Kulturelle Veränderungen sind immer mit Herausforderungen verbunden, weil sie eben das ganze Unternehmen, die vorherrschenden Beziehungen, Strukturen und Arbeitsabläufe umfassen. Wer eine digitale Unternehmenskultur schaffen will, darf davor nicht zurückschrecken. Am Ende wird das Unternehmen profitieren.

Welche Rolle haben die Führungskräfte auf dem Weg zur digitalen Unternehmenskultur?

Die Führungskräfte müssen ihre eigene Rolle überdenken und neu definieren. Anders als in traditionell-hierarchisch strukturierten Unternehmen sind sie heute nicht mehr die Anführer, die sagen, wo’s langgeht. Sie sind vielmehr Partner und Coaches ihrer Teams und übernehmen eine moderierende und ermöglichende Funktion. Das bedeutet, dass bei ihnen soziale Kompetenzen immer wichtiger werden.

Außerdem müssen sie natürlich bei der Nutzung der modernen Technologien und auch in Sachen Social Media mit gutem Beispiel vorangehen. Denn die digitale Transformation gelingt nur, wenn sie von der Führungsetage vorgelebt wird.

Herr Mollenhauer, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch.

Das Interview mit Michael Mollenhauer, Partner der mmc AG, führte Dr. Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

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