Persönlichkeitsanalysen in der Weiterbildung

Frauke Ion ist seit vielen Jahren als Coach in der Weiterbildung tätig. In ihren Coachings setzt sie auch Persönlichkeitsanalysen ein, mit deren Hilfe sie Mitarbeitern und Führungspersonal Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt. Auf der 9. GSA Convention leitet sie eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Sinn und Unsinn von Persönlichkeitsanalysen in der Weiterbildung“. Aus diesem Anlass hat AGITANO in einem Interview zur 9. GSA Convention 2014 mit ihr über Persönlichkeitsanalysen gesprochen.

Hinweis der Redaktion: Frauke Ion können Sie auch auf den 9. GSA Convention 2014, die vom 11. bis 13. September in Bonn statt findet, erleben.

Interview mit Frauke Ion über Persönlichkeitsanalysen in der Weiterbildung

Schönen guten Tag Frau Ion, Sie leiten demnächst eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sinn und Unsinn von Persönlichkeitsanalysen in der Weiterbildung“. Warum sollten Unternehmen bei der Weiterbildung ihres Personals auf Persönlichkeitsanalysen setzen?

Persönlichkeitsanalysen erhöhen die Objektivität. Es ist nicht die Meinung eines anderen – des Trainer, Coaches oder Personalentwicklers – sondern das Ergebnis einer Selbsteinschätzung. So entsteht für den Probanden eine unmittelbare Relevanz. Eine Analyse ist immer ein Status Quo und bietet konkrete Ansatzmöglichkeiten für die persönliche Weiterentwicklung.

Persönlichkeitsanalysen – das klingt erst einmal sehr nach Selbsterfahrung. Wie kann eine solche Analyse im Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme konkret aussehen?

Das Ergebnis der Analyse zeigt, wo Handlungs- und/oder Entwicklungspotenzial liegt. Darauf kann das Coaching oder Training aufbauen. Nehmen wir zum Beispiel eine Teamentwicklung basierend auf der Typologie-Lehre (Insights Discovery, DISG oder Insights MDI z.B.). Jeder erfährt etwas über sein bevorzugtes Verhalten und darüber hinaus über die Verhaltensmuster anderer. Das Verständnis für die Andersartigkeit der anderen wächst, die Zusammenarbeit und die Kommunikation im Team werden deutlich besser. Spannend ist auch die Arbeit mit Analysetools im Coaching. Die S.C.I.L. Performance Strategie zum Beispiel ist das einzige Verfahren, das die Wirkungs- und Wahrnehmungskompetenzen von Menschen analysiert und abbildet. Wenn die Analyse zeigt, dass Entwicklungspotenziale zum Beispiel im Bereich Stimme, räumliche Präsenz, Mimik oder Strukturiertheit vorhanden sind, kann daran im Coaching gezielt und individuell gearbeitet werden.

Das Thema der Diskussion ist „Sinn und Unsinn von Persönlichkeitsanalysen“ – wo können Probleme auftreten, wo sind Persönlichkeitsanalysen vielleicht eher unsinnig?

Eine Analyse ist immer nur so gut wie die Akzeptanz des Probanden der Analyse gegenüber. Sie finden immer Gegenthesen zu jedem Tool. Persönlichkeitsanalysen messen immer nur einen Teil der Persönlichkeit. Ob Verhalten, Motive, Werte, Denkstile, Kompetenzen – die Nutzer müssen sich vorher im Klaren darüber sein, über welchen Bereich der Persönlichkeit sie mehr Informationen haben möchten und warum. Jemanden nur aufgrund einer Analyse einzustellen oder zu befördern halte ich zum Beispiel für falsch.

Das Reiss Profile ist eines der Tools, mit denen Sie arbeiten. Es basiert auf der Lebensmotiv-Theorie von Prof. Steven Reiss. Stimmt es, dass Lebensmotive unter anderem auch unsere Berufswahl beeinflussen?

Das Reiss Profile© analysiert und bildet ab, wonach ein Mensch strebt, was ihn intrinsisch antreibt. Deshalb kann es bei der Berufswahl mit herangezogen werden. Denn wenn ich meine inneren Antreiber kenne und in meiner Lebensführung berücksichtige, dann kann es meine Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit im Beruf und Privatleben steigern. Das Ausleben meiner Motive gibt mir dafür die nötige Energie. Berücksichtige ich meine Motivausprägungen hingegen nicht, kann mich das enorm viel Kraft kosten.

Welche Antwort haben Sie persönlich auf die Fragestellung der Podiumsdiskussion – Sind Persönlichkeitsanalysen sinnvoll oder nicht?

Für mich macht die Nutzung von Persönlichkeitsanalysen sehr viel Sinn und bei 80 Prozent meiner Aufträge als Trainer und Coach verwende ich sie. Ich befürworte die Nutzung von mehreren Analysen, denn wenn ich nur einen Hammer habe, sieht auch alles aus wie ein Nagel. Und das wäre fatal. Ein Handwerker arbeitet ja auch mit verschiedenen Werkzeugen. Genauso sollten Trainer, Berater, Coaches und Personalentwickler immer individuell schauen, über welche Aspekte der Persönlichkeit der Trainee oder Coachee etwas erfahren möchte und wie wir ihn dabei unterstützen können, an diesen Bereichen zu arbeiten.

Vielen Dank Frau Ion für das interessante Gespräch und Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO und vom HCC-Magazin zum betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Persönlichkeitsanalysen
Frauke Ion ist Expertin für Persönlichkeitsanalysen in der Weiterbildung (Bild: © Frauke Ion)

Über Frauke Ion

Frauke Ion hat langjährige, internationale Management- und Führungserfahrung in der Touristik- und Hotelleriebranche sowie in der Weiterbildungsszene und legt heute ihren Schwerpunkt auf Training, Coaching und Consulting von Unternehmen. 2005 gründete sie ion international und 2006 zusammen mit Markus Brand die IfL GmbH – Institut für Training und Weiterbildung. Darüber hinaus steht Frauke Ion regelmäßig als Keynote-Speaker auf der Bühne. Neben Andreas Bornhäußer ist sie die zweite zertifizierte S.C.I.L.-Instruktorin in Deutschland und bildet S.C.I.L.-Master aus.

Hinweis der Redaktion:

Vom 11. bis 13. September findet die 9. GSA Convention 2014 mit dem Motto „Speaking 3.0“ in Bonn statt, der Dreh- und Angelpunkt der deutschsprachigen und internationalen Rednerszene. Feierlicher Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung werden die erstmalige Verleihung des „German Speakers Global Awards“ an eine herausragende internationale Persönlichkeit sowie die Vergabe des Deutschen Rednerpreises und die Ehrung für die „GSA Hall of Fame“ sein. Wer Frauke Ion live erleben möchte, hat auf der 9. GSA Convention 2014 die Möglichkeit dazu.

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