„Transparenz spielt eine zentrale Rolle bei der Stakeholder-Kommunikation“ – Interview mit Frank Schmeichel von der Business Network Marketing- und Verlagsgesellschaft mbH

Unternehmen stehen mehr denn je im Zentrum komplexer Stakeholder-Geflechte, deren Betreuung konsistente Kommunikationsstrategien erfordert. Vor allem im Spannungsfeld wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Interessen kann Intransparenz schnell zum Scheitern großer Projekte führen und erhebliche finanzielle Schäden nach sich ziehen. Als Gründer und Geschäftsführer der Business Network Marketing- und Verlagsgesellschaft ist Frank Schmeichel bestens mit dem Thema vertraut und unterstützt unter anderem Unternehmen des Immobiliensektors bei der effektiven Stakeholder-Kommunikation. In unserem heutigen Interview spricht er über aktuelle Herausforderungen im Bereich Political und Business Engineering, seine Bestellung zum Ehrensenator und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf verschiedene Dimensionen der Stakeholder-Kommunikation.

„Krisenkommunikation erfordert fundierte Strategien“ – Frank Schmeichel von der Business Network Marketing- und Verlagsgesellschaft mbH im Interview

Schönen guten Tag, Herr Schmeichel! Wir freuen uns, dass Sie Zeit für das Gespräch gefunden haben. Als Experte für strategische Kommunikation unterstützen Sie vor allem Unternehmen der Immobilienbranche bei der immer komplexer werdenden Abstimmung mit einer Vielzahl von Stakeholdern. Wie haben Sie die dafür notwendige Erfahrung gewonnen?

Frank Schmeichel: Mit dem Thema Strategische Kommunikation bin ich vor allem während meiner Arbeit in der Konzernstruktur des Axel-Springer-Verlags in Berührung gekommen. Im Journalismus dreht sich alles um Kommunikation. Das sind die täglichen Brötchen, die in den Redaktionen gebacken werden. Hier lernt man von Grund auf, wie sprachliche Interaktion funktioniert.

Konkret war ich bei Springer für die strategische Neuausrichtung der größten deutschen Buchverlagsgruppe Ullstein Langen Müller verantwortlich. Die Verankerung des klassischen Buchmarktes in der digitalen Medienwelt war eine herausfordernde konzernstrategische Aufgabe, die uns damals einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschafft hat.

Darüber hinaus waren für meinen beruflichen Werdegang vor allem die vielen Begegnungen mit ganz besonderen Menschen während meiner journalistischen Tätigkeit prägend. Hier sind etwa Willy Brandt, Henry Kissinger, Desmond Tutu, Steve Jobs und Simon Wiesenthal zu nennen. Sie alle standen für etwas ein, vertraten ihre Haltung konsequent bei allem, was sie taten, und ließen sich durch nichts beirren. Diese großen Persönlichkeiten sind Leitbilder für humanistische Werte und gesunden Menschenverstand. Letztlich sind sie aber auch Menschen wie Du und ich – mit einer ungeheuren Strahlkraft, die mich immer wieder fasziniert.

Können Sie die wichtigsten Stationen Ihrer Unternehmensgeschichte für unsere Leser:innen kurz skizzieren?

Frank Schmeichel: Die wichtigste Station unseres Unternehmens ist immer die aktuelle. Deshalb lautet unsere Maxime auch: „Diese Zeit ist unsere Zeit“. Wir arbeiten jeden Tag aufs Neue in Kontexten, die sich politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich so rasch verändern wie nie zuvor. Dabei spielen unsere Erfahrung und unsere Unternehmensgeschichte natürlich immer eine zentrale Rolle.

Anfang der 90er Jahre etwa haben wir internationale Unternehmen bei der großen Privatisierungswelle beraten und als Scouts für Politik- und Medienwelt gearbeitet. Diese Internationalisierungsphase der deutschen Wirtschaft hat uns auch zahlreiche politische Mandate an der Schnittstelle zur Wirtschaftskommunikation gebracht.

Ein weiterer Meilenstein unserer Unternehmensgeschichte hängt eng mit dem Imagewandel der Immobilienwirtschaft und der Entwicklung von Unternehmen aus den Bereichen Dekarbonisierung und Digitalisierung zusammen. Hier sind wir als Strategieberater engagiert und begleiten hochkomplexe Paradigmenwechsel, die ganze Industrien in kürzesten Zeiträumen umkrempeln.

Doch auch der Mittelstand ist ein wichtiger Teil Ihrer Arbeit.

Frank Schmeichel: So ist es. Der Mittelstand stand für uns immer im Fokus. Unser Engagement im Bundeswirtschaftssenat hat uns die für seine Betreuung erforderliche Kompetenz gegeben, die wir heute bundesweit bei großartigen – zum Teil völlig unbekannten – Unternehmen einbringen können.

Auf welchen Leistungen liegt Ihr Fokus und In welchen Situationen kommen Ihre Klient:innen üblicherweise zu Ihnen?

Frank Schmeichel: Wir bieten zunächst einmal Vertrauen und Netzwerke. Auf dieser Basis bauen wir mit unserer Kompetenz eine Strategie auf, die wir mit unserem erfahrenen Team umsetzen. Das beginnt bei der klassischen Unternehmens­kommunikation, geht über Positionierungsstrategien in sich verändernden digitalisierten Märkten bis hin zur Krisenkommunikation.

Können Sie hier ein aktuelles Beispiel nennen?

Frank Schmeichel: Für viele mittelständische Unternehmen ist das aktuelle globale Lieferketten-Chaos ein fundamentales Problem. Hier setzen unsere Strategien der Krisenkommunikation an, wenn es zum Beispiel um Kundenkommunikation geht. Die Herausforderung lautet, den Kunden kontinuierlich zu informieren. Hier nutzen wir digitale Formate genauso wie direkte Kundenkommunikation über Vertriebsinstrumente der Kunden.

Nur wenn die Ursachen für die fehlenden Chips, die dazu führen, dass das bestellte Fahrzeug nicht ausgeliefert werden kann, offen und ehrlich kommuniziert werden, bringt der Kunde dafür Verständnis auf. Andernfalls leidet die Markenloyalität und das Image wird wegen einer externen Problematik beschädigt. Wir haben eine ganz neue Dialogkultur für unsere Kunden etabliert, die Verständnis schafft und sogar ein Solidaritätsempfinden erzeugt.

Wenn Hersteller und Kunde Solidarität entwickeln, dann ist das ein bedeutender emotionaler Wert, der den Markenwert sogar erhöht. Übrigens gilt dieses Prinzip der reziproken Negativkommunikation, wie wir es genannt haben, in fast allen Branchen.

Die strategische Kommunikation zwischen Wirtschaft und Politik ist zu einem zentralen Erfolgsfaktor geworden

Seit etwa zehn Jahren nimmt Ihre Kernkompetenz im Political Engineering eine besondere Stellung ein. Was sind aktuell die größten Herausforderungen in den Bereichen Political und Business Engineering, speziell im Bereich Immobilien?

Frank Schmeichel: Der zielführende Dialog zwischen Wirtschaft und Politik ist in einer zunehmend politisierten Gesellschaft eine essenzielle Erfolgskomponente geworden. Gerade in den Bereichen Immobilien, Stadtentwicklung und Mobilität setzt die Politik notwendige und anspruchsvolle Rahmenbedingungen. Nehmen Sie nur die Beispiele Ökologie und Nachhaltigkeit. Hier müssen Immobilienunternehmen Antworten geben und nicht nur Greenwashing betreiben.

Unsere Aufgabe besteht dabei in der Entwicklung von Strategien zur Bewältigung generationsübergreifender Aufgaben. Zu nennen sind hier etwa die Stichworte ESG, Kreislaufwirtschaft, nachwachsende Rohstoffe und Green Energy.

Können Sie das etwas näher ausführen?

Frank Schmeichel: Ganz konkret schauen wir uns die Koalitionsverträge der Bundesregierung und der Landesregierungen zu den Themen Bauen, zukunftsfähige Stadtentwicklung, Energie und Mobilität an und stellen diese politischen Programme zum Beispiel den Nachhaltigkeitskonzepten unserer Immobilienkunden gegenüber. CO2-Reduzierung, klimaverträgliche Stadtquartiere, zirkuläres Bauen und ökosoziale Transformation sind beispielsweise Anforderungen, die jedes Bauprojekt und jede Projektentwicklung berücksichtigen muss.

Wir versuchen einen Schulterschluss zwischen den Zielen der deutlich grün-geprägten Regierung mit den ökologischen Ansätzen unserer Immobilienkunden herzustellen. Das reduziert Konflikte mit Genehmigungsbehörden und der Politik, verkürzt Planungszeiten und beweist, dass die Immobilienwirtschaft tatsächlich Innovationskraft hat und diese Innovationen auch umsetzt.

In Würdigung Ihres Engagements wurden Sie im vergangenen Jahr zum Senator h. c. berufen. Wie kam es dazu?

Frank Schmeichel: Diese Berufung zum Senator ist für mich eine überraschende Ehre, über die ich mich persönlich sehr gefreut habe. Sie ist wohl meiner engagierten Mitarbeit der letzten Jahre im Bundeswirtschaftssenat zu verdanken. In seiner Laudatio stellte der Generalsekretär Christoph Ahlhaus mein Engagement für die Unterstützung mittelständischer Unternehmen in der Vernetzung in wirtschaftlichen und politischen Institutionen heraus. Die gesellschaftspolitische Wahrnehmung des deutschen Mittelstands als Rückgrat der Wirtschaft zu fördern und damit eine wichtige Stimme in der Bundesregierung hervorzuheben, war mir immer ein Anliegen.

Wie kann man sich Ihre Arbeit im Senat vorstellen?

Frank Schmeichel: Konkret bringen wir leistungsstarke und innovative Unternehmen über verschiedene Dialogforen mit Bundes- und Landespolitikern zusammen, um die Leistungsfähigkeit des deutschen Mittelstands hervorzuheben. Natürlich geht es auch um internationale Wirtschaftsbeziehungen, die für den Mittelstand von hoher Relevanz sind.

Welche Impulse wollen Sie mit Ihrer Arbeit im Bundeswirtschaftssenat weitergeben?

Frank Schmeichel: Unsere engsten Kontakte gehören zur Mittelständischen Wirtschaft. Dort gilt es jetzt zuzuhören und genau hinzuschauen, was sich verändert und wo politisch justiert werden muss, damit dieser für unsere Wirtschaft existenzielle Bereich stark bleibt. Vernetzung, Dialog, Selbstbewusstsein, Transformation und Unternehmensnachfolge – das sind drängende Themen, nicht nur des Mittelstands. Hier setzen unsere Strategien an und hier bringen wir unsere langjährige Expertise ein.

Auf welchen Herausforderungen liegt im Bundeswirtschaftssenat aktuell der Fokus?

Frank Schmeichel: Für uns alle ist sicher die Pandemie die größte Herausforderung und mit den Folgen werden wir noch lange zu tun haben. Wir brauchen eine verlässliche Strategie für die nahe Zukunft. Dazu kommen die Transformationen in vielen Bereichen der Wirtschaft, die Energiewende und die globalen Veränderungen, die auch viele Mittelständler betreffen werden. Es gibt nicht nur ein Thema, das im Fokus steht, es sind die Entwicklungen, die letztlich alle miteinander zusammenhängen und für jeden von uns eine Herausforderung darstellen.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre mit Ihrem Unternehmen?

Frank Schmeichel: Schritt halten und die Zukunft im Blick behalten. Allein schon, um unsere Kunden bestens beraten zu können, müssen wir vorausdenken. Obwohl wir natürlich das gesamte Spektrum der digitalen Kommunikation in unserem Portfolio haben, bauen wir unser persönliches Netzwerk weiter aus.

Im Bund, auf Landesebene und in den Kommunen tritt eine neue Generation von Politikerinnen und Politikern an. Hier ist eine faire und sachgerechte Vermittlung zwischen den Bereichen Wirtschaft und Politik erforderlich – und zwar auf allen Ebenen. Diesen Dialog zu moderieren in Hinblick auf die gemeinsamen Ziele einer fairen, sozialen und klimaneutralen Wirtschaft, die dennoch ihre Leistungsfähigkeit und Innovationskraft bewahrt und ausbaut, das wird uns die nächsten Jahre fordern.

Frank Schmeichel Profilbild
Frank Schmeichel h. c., Gründer der Business Network Marketing- und Verlagsgesellschaft. (Bild: © Frank Schmeichel)

Dann wünschen wir Ihnen dafür alles Gute, Herr Schmeichel, und danken Ihnen für das informative Gespräch.

Das Interview mit Frank Schmeichel führte die AGITANO-Redaktion. Aufgrund des leichteren Leseflusses wurde die überwiegend generisch maskuline Formulierungsform beibehalten.

Über Frank Schmeichel

Kommunikationsexperte Frank Schmeichel ist Gründer der Business Network Marketing- und Verlagsgesellschaft, die langfristige Betreuungen im Bereich der strategischen Stakeholder-Kommunikation anbietet. Zu den Schwerpunkten gehören Political und Business Engineering, Public Relations und Corporate Social Responsibility. Das Expertenteam um Frank Schmeichel steuert Projekte insbesondere in der Immobilienwirtschaft sowie in der Infrastruktur- und Stadtentwicklung in den Metropolregionen Deutschlands, wobei es mit einem großen Netzwerk von Verbänden, politischen Institutionen und Medien zusammenarbeitet.

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