Hinweis der Redaktion: Wir verlosen auf AGITANO drei Exemplare von „Robust! – Wie Sie als Unternehmer unberechenbare Zeiten erfolgreich meistern“ von Gerald Moser. Jetzt Robustheit steigern: Heute noch mitmachen und gewinnen!
Falsche Annahmen und Erwartungshaltungen beeinflussen die unternehmerische Robustheit massiv – Gerald Moser im Interview
Herr Moser, Sie erzählen im Buch sehr offen, dass Sie selber an einem bestimmten Punkt Ihrer Laufbahn nach langen erfolgreichen Jahren mit Ihrem eigenen Unternehmen gescheitert sind. Was war der Grund, welcher Teil an Robustheit hat da eventuell gefehlt und was haben Sie daraus gelernt?
Der bekannte deutsche Fußballtrainer Thomas Tuchel hat in einem Vortrag einmal sinngemäß Folgendes gesagt: „Die größte Schwierigkeit für eine erfolgreiche Fußballmannschaft ist es nicht, aus Fehlern zu lernen. Die größte Schwierigkeit ist es, die vergangenen Erfolge zu vergessen und aus den Köpfen zu bekommen.“ Dem kann ich nur vollinhaltlich zustimmen. Nur weil etwas in der Vergangenheit funktioniert hat, heißt das noch lange nicht, dass es auch in der Gegenwart oder in der Zukunft funktioniert.
Unsere Umwelt ändert sich permanent. Oft sind die Veränderungen so schleichend, dass wir sie gar nicht mitbekommen. Wir und unsere Unternehmen sind und bleiben höchst verwundbar. Wenn wir nicht aufmerksam sind, uns laufend schützen und an geänderte Bedingungen anpassen, dann werden wir immer verwundbarer. Das Problem vergangener Erfolge ist, dass sie uns dazu verführen, unaufmerksam zu werden!
In meinem ehemaligen Unternehmen war es ein Ereignis in einer fernen Region dieser Erde, vergleichbar dem im Suezkanal kürzlich quergestellten Containerschiff. Daraus ergaben sich Konsequenzen, die wir viel zu spät erkannten und auf die wir ebenfalls viel zu spät und auch unpassend reagierten. Wir waren damals finanziell gut aufgestellt. Deshalb ließ sich das finale Desaster einige Zeit hinauszögern, aber schlussendlich wurden wir endgültig und definitiv in die Knie gezwungen, und ich musste das Unternehmen in den Konkurs schicken. Daraus habe ich gelernt, dass wir trotz hoher finanzieller Stabilität durch Unvorhergesehenes über Nacht tief verwundbar werden können. Das darf kein Unternehmer jemals vergessen!
Was raten Sie unseren Lesern, wie sie sich selbst am besten auf den Weg der unternehmerischen Robust begeben können? Welche wirkungsvollen Instrumente dazu gibt es?
Der erste Schritt besteht darin, zu akzeptieren, dass wir als Unternehmer der großen Gefahr ausgesetzt sind, in unserer eigenen Blase zu leben. Dann geht es darum, ein gutes Maß an Neugierde zu entwickeln, wie es außerhalb aussehen könnte. Dabei müssen wir uns allerdings darüber im Klaren sein, dass es nicht den einen richtigen Weg und auch nicht die eine richtige Methode gibt. Die eine, allgemeingültige „Wunderwaffe“ auf dem Weg zur unternehmerischen Robustheit existiert nicht.
Denn es ist immer die Summe vieler Kleinigkeiten, die in ihrer Gesamtheit die Robustheit unserer Unternehmen stärkt. Am besten beginnen Sie bei ihrer eigenen Einstellung und Ihrer Haltung gegenüber Ihren Mitarbeitern, Ihren Kunden, Ihren Wettbewerbern, Ihren Handlungsmöglichkeiten. Ihre Haltung und Ihre Einstellungen wirken nämlich wie selbsterfüllende Prophezeiungen. Sie haben immer Recht! Wenn Sie zum Beispiel der Meinung sind, dass Sie nur „schlechte“ Mitarbeiter haben, dann wird das auch genauso sein. Und wenn Sie denken, dass Sie immer alles selbst machen müssen, dann wird genau das ebenfalls der Fall sein.
Sie könnten sich also die Frage stellen, in welchen Bereichen es Einstellungen und Haltungen gibt, die Sie daran hindern, einen ersten Schritt aus Ihrer gewohnten gedanklichen Welt herauszutreten. Sie wissen ja: Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und der wichtigste Schritt ist immer der nächste! Entscheidend bei der Planung des nächsten Schrittes ist es, ein größeres Bild für Ihr Unternehmen vor Augen zu haben und dabei so aufmerksam und flexibel zu sein, dass Sie jederzeit sofort auf Unvorhergesehenes reagieren können.
Wie Ihr Unternehmen wahre Robustheit erreicht: Tipps und Hinweise für diese Daueraufgabe
Sind Sie selbst heute in der totalen Robustheit angekommen oder ist auch die Robustheit eher der Weg denn das Ziel?
Die Antwort auf diese Frage ist leider ein klares NEIN. Und Achtung, sollten Sie jemals das Gefühl haben, endlich robust zu sein, dann agieren Sie besonders vorsichtig! Spätestens in diesem Moment sollten bei Ihnen alle Alarmglocken schrillen.
Als mir meine Hausbank bei einem gemütlichen Business Breakfast mitteilte, dass das Ranking meines Unternehmens nun so gut sei, dass es ab jetzt als A-Kunde eingestuft würde, dachte ich euphorisch: „Ich habe es geschafft. Jetzt kann mir nichts mehr passieren.“ Welch Trugschluss! Nur sieben Monate später waren mein Unternehmen und ich der Abteilung „Sondergestion“ zugeteilt. Das ist jene Abteilung in der Bank, die die Kundenbetreuung übernimmt, wenn sich das Bankhaus nicht mehr sicher ist, ob sie das verborgte Geld jemals wieder zurückbekommt. Umstände ändern sich, Ereignisse, mit denen wir nicht rechnen, können jederzeit eintreten, und wir alle machen nun einmal Fehler. Sobald wir auch nur kurz unaufmerksam sind, können wir jederzeit kentern. Darum ist Robustheit niemals ein Zustand, sie stellt vielmehr eine permanente Aufgabe dar!
Was sind Ihre ultimativen fünf Tipps, wie man ein Unternehmen nach dem Prinzip der Robustheit führen kann?
Wir Unternehmer haben es laufend mit Führungsaufgaben zu tun, egal ob es sich um den Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten oder Dienstleistern handelt. Dazu kommt, dass sich Rahmenbedingungen ändern, manchmal schleichend, dann wieder rasend schnell und radikal. Damit wir jederzeit erfolgreich und robust agieren können, stellen wir uns am besten darauf ein, permanent zu lernen.
Das ist der erste und wahrscheinlich wichtigste Tipp von allen. Wir müssen uns von der Idee verabschieden, alles zu wissen oder zu verstehen. Das schließt dann den zweiten Tipp gleich mit ein: Vergessen wir vor allem unsere bisherige Überzeugung, wenn wir etwas Neues ausprobieren, dass wir sofort perfekt sein müssen! Perfektionisten kommen selten in die Gänge. Stattdessen geht es um das Bemühen, langfristig exzellent zu werden. Wir starten – auch wenn es noch nicht perfekt ist – lernen stetig dazu und machen es jeden Tag ein wenig besser.
Natürlich brauchen unser Körper und Geist auch Pausen. Auf dem Weg zur Exzellenz sind Pausen jedoch eher schädlich. Pausen beim „täglich besser machen“ werfen uns daher zurück, und diese Zeiten sind nicht aufholbar. Daher – und das ist der dritte Tipp – verfolgen Sie eine Politik der kleinen Schritte, dies jedoch mit einer penetranten Konsequenz. Das erhöht das Lerntempo und verringert das Risiko.
Und damit bin ich auch schon beim vierten Tipp: Orientieren Sie Ihre Entscheidungen nicht am möglichen Ergebnis oder Profit. Orientieren Sie alle Ihre Entscheidungen immer am möglichen Verlust. Was konkret können Sie aushalten, wenn eine Maßnahme schiefläuft? Mit einer Politik der kleinen Schritte reduzieren Sie auch hier Ihr Risiko.
Und hier mein fünfter und finaler Tipp: Nicht die spektakulären Erfolge sind die entscheidenden. Die sind meist gar nicht robust. Robust ist vielmehr die Summe der vielen kleinen Erfolge. Da sollten wir nicht eitel sein und uns nicht beirren lassen. Natürlich gefallen uns die spektakulären Erfolge. Ein klares Zeichen von Robustheit ist es aber, wenn wir vor allem auch die kleinen Erfolge genießen können. Die Summe der kleinen Erfolge ist nämlich oft viel spektakulärer und ganz sicher wesentlich robuster.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Leserinnen und Lesern viel Erfolg auf ihrem persönlichen Weg zur Robustheit!
Vielen Dank, Herr Moser, für diese wichtigen Einsichten und hilfreichen Tipps, wie Unternehmer*innen irreführende Annahmen ablegen und reale Robustheit erreichen können! Wir wünschen Ihnen alles Gute für Sie und Ihre Arbeit, vielen Unternehmen dabei zu helfen, sich wirklich robust aufzustellen!
Das Interview mit Gerald Moser führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO sowie Geschäftsführer der FOMACO GmbH.
Anmerkung der Redaktion: Lesen Sie auch Teil Eins des Interviews mit Gerald Moser, „Vor Krisen gefeit: Was die Robustheit von Unternehmen wirklich gefährdet!“
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Über Gerald Moser
Gerald Moser ist Unternehmensberater und Experte für robuste Unternehmensführung. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck, erlangte einen MBA-Abschluss an der Universität Toronto und absolvierte zahlreiche berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungen, unter anderem jene zum neurosystemischen Coach. Seine Karriere startete in verschiedenen Führungspositionen von Großunternehmen und setzte sich als Geschäftsführer des Tochterunternehmens eines Konzerns fort. Dieses Unternehmen kaufte er und war 12 Jahre lang erfolgreich als Unternehmer tätig. Nachdem er an einem Großprojekt scheiterte, musste er Konkurs anmelden. Heute unterstützt er die Eigentümer kleinerer und mittlerer Unternehmen dabei, ihre Unternehmen robuster und krisensicherer aufzustellen. Gerald Mosers fundierte Ausbildungen, seine persönliche Erfahrung als Unternehmer und seine Expertise und Freude an der Integration ALLER Aspekte des unternehmerischen Lebens zeichnen ihn und seine Arbeit aus. Mehr erfahren Sie unter https://www.gerald-moser.at/.
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