„Zu vielen Menschen fehlt Basiswissen über den Immobilienmarkt“ – Interview mit Okitonga Memba von Memba Real Estate

Memba Real Estate ist ein aufstrebendes Berliner Immobilienunternehmen, das vor allem in den Bereichen Asset- und Portfolio-Management tätig ist. Dabei steht es nicht nur für sozialverträgliche Wertsteigerungen, sondern setzt sich auch für mehr Transparenz und Eigenverantwortung auf dem Immobilienmarkt sowie für die Unterstützung junger Menschen aus schwierigen Verhältnissen ein. Wir haben uns mit Firmengründer Okitonga Memba über seine Unternehmensphilosophie, seine Stiftungsarbeit und seine bewegte Aufstiegsgeschichte zwischen sozialen Brennpunkten und internationalen Immobiliengroßunternehmen unterhalten.

Auf Umwegen zum Immobilienakquisiteur – Okitonga Memba im Interview

Guten Tag, Herr Memba! Wir freuen uns, dass Sie Zeit für das Gespräch gefunden haben.

Okitonga Memba: Jederzeit gern!

Sie sind heute 35 Jahre alt, haben ein erfolgreiches Immobilieninvestitionsunternehmen aufgebaut und eine eigene Stiftung gegründet – und das alles, obwohl Sie aus schwierigen Verhältnissen stammen. War es in Ihrer Jugend für Sie absehbar, dass Sie heute an dieser Stelle stehen würden?

Okitonga Memba: Nein (lacht). Als meine Familie und ich damals noch im Märkischen Viertel wohnten, teilten ich mir mit drei meiner Brüder ein Zimmer, schliefen in Etagenbetten und erkannten den Monatswechsel daran, dass der Kühlschrank leer war. Damals hatte niemand aus meinem näheren Umfeld auch nur entfernt etwas mit Immobilien zu tun. Bis dahin war es noch ein weiter Weg, der auch den einen oder anderen Umweg einschloss.

Eine wichtige Rolle auf diesem Weg spielten Ihr Vater und Ihre ersten Jahre in der Schule.

Okitonga Memba: Das ist richtig. Mein Vater stammt wie meine Mutter aus der Demokratischen Republik Kongo und kam 1972 nach Berlin. In seiner Jugend war er das einzige Kind in seinem Dorf gewesen, das die Schule besuchen konnte. Deshalb sagte er uns auch immer wieder, wie wichtig eine solide Bildung ist.

Für mich selbst war das Thema Schule damals aber durchaus vielschichtiger. Ich besuchte zunächst eine französische Vorschule, wo ich eine große kulturelle Vielfalt kennenlernte. Nachdem die Franzosen Berlin verlassen hatten, wechselte ich auf eine deutsche Schule, wo meine Brüder und ich zu den ersten Schwarzen zählten. Das war zunächst ein großer Schock und es kam häufiger zu Spannungen, aber wir lernten, uns verbal und physisch zu wehren.

Der nächste prägende Einschnitt kam dann, als ich zum Romain-Rolland-Gymnasium in Waidmannslust wechselte. Hier lernte ich neben den Unterschieden in der Herkunft erstmals auch soziale Differenzen kennen. Ich und mein türkischer Freund, den ich seit der ersten Klasse kenne, waren unter vielen gut begüterten Kindern die einzigen, die in einem Plattenbau lebten – er in Wedding, ich im Märkischen Viertel. Damals verdiente ich mir in den Ferien ein wenig Geld dazu, indem ich bei Osram ab 5 Uhr morgens Glühbirnen am Fließband montierte.

Wie blicken Sie heute auf diese Zeit zurück?

Okitonga Memba: Wenn ich heute an meine Schulzeit denke, kann ich vor allem eine Sache sagen. Mir fehlte eine Person, die mich begeistern und motivieren konnte. Viele Lehrer haben einfach nur stur ihren Stoff abgehandelt, ohne wirklich auf unsere sozialen Hintergründe und unsere individuellen Lebensziele und Vorstellungen einzugehen.

So verlor ich auch irgendwann das Interesse, hatte alles andere als Hausaufgaben im Kopf und es brauchte nach meinem Abgang in der neunten Klasse noch einige Umwege, um das Abi zu schaffen (lacht).

Sie machen uns neugierig. Wie sahen diese Umwege aus?

Okitonga Memba: Nun, das ist eigentlich eine ganz witzige Geschichte. Ich war schon immer jemand, der Lösungen findet und sich selbst wieder aus Problemen herauszieht.

Noch ehe mein Lehrer wegen des Sitzenbleibens mit meinem Vater telefonieren konnte, rief ich als mein Vater meinen Lehrer an und fragte, wie ‚mein Junge‘ doch noch das Abitur schaffen könne. Er erklärte, dass ich auf die Realschule wechseln, dort in der 10. Klasse meine Empfehlung zur gymnasialen Oberstufe erhalten und zurück auf das Gymnasium wechseln könnte. Als ich meinem Vater alles erzählte, war er wegen des Sitzenbleibens natürlich erst einmal sauer, respektierte aber, dass ich bereits einen Plan hatte, und unterstützte mich dabei.

Zu guter Letzt klappte es dann auch, obwohl die Probleme nach meinem Wechsel auf das Adolf-Menzel-Gymnasium in Moabit im Wesentlichen die gleichen blieben. Es fehlte an motivierenden Lehrern, die wussten, wie man einen Straßenbengel wie mich wirklich anfasst. Ebenso waren Themen wie Gewalt und Drogen an der Schule weiterhin allgegenwärtig.

Nach Ihrem Schulabschluss besuchten Sie die TU Berlin. Verlief Ihr Weg von da an geradlinig in Richtung Immobilien?

Okitonga Memba: Nein, auch zu dieser Zeit zog es mich noch mal hierhin, mal dorthin. Erst studierte ich ein Semester lang Informatik, dann wechselte ich mit einigen Freunden in den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Wir dachten uns, das wird schon irgendwie passen, aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Ich bezog zwei Jahre lang BAföG und ging am Ende mit null Klausuren und Punkten ab.

Irgendwie musste es aber natürlich weitergehen und gerade zu dieser Zeit erfuhr ich von der Möglichkeit des dualen Studiums. Das war die Lösung. Ich konnte das Geld gut gebrauchen, viel dazulernen und das Beziehungsnetzwerk nutzen, das ich mir zuvor über viele Jahre aufgebaut hatte. Ich hatte schon immer einen guten Draht zu Menschen und das kam mir allmählich zugute.

In welchen Bereichen arbeiteten Sie zu dieser Zeit?

Okitonga Memba: Nun, zunächst einmal schrieb ich über 150 Bewerbungen. Dann schließlich wurde ich (mit meinen zwei linken Händen) bei Hornbach in der Schweiz angenommen, weil ich fließend Französisch spreche. So verbrachte ich im Wechsel jeweils drei Monate in Deutschland und drei Monate in der Schweiz. Die Praxis verlief gut, jedoch scheiterte es auch hier wieder an einigen Studieninhalten, die mich nicht interessierten. Jedoch konnte ich mich vor der Bekanntgabe des gescheiterten Drittversuchs selbst exmatrikulieren und schließlich mit meinen angerechneten Leistungen an der Beuth-Hochschule meinen Abschluss machen.

Zu dieser Zeit bin ich durch gute Kontakte meiner Mutter an eine Praktikumsstelle in der Konrad-Adenauer-Stiftung im Bereich Projektfinanzierung gekommen, wo ich auch im Europa-Büro in Brüssel tätig war. Ich merkte aber schnell, dass der öffentliche Dienst nichts für mich ist. Im Rahmen meiner nächsten Tätigkeit fand ich dann aber meine wahre Berufung.

Wo war das?

Okitonga Memba: 2013 wechselte ich im Rahmen meiner Werkstudententätigkeit zur ADO Immobilien GmbH (seit 2015 ADO Immobilien AG), einem Unternehmen mit damals 9.000 Wohnungseinheiten. Hier war ich als Projektmanager tätig und analysierte im Auftrag des CEO Investitionsmöglichkeiten. Ein Aufgabenbereich bestand zum Beispiel darin, Baulücken im Bestand von ADO für die Integration von Wohncontainern aus Holland zu finden.

Mir eröffnete sich damals eine völlig neue Welt. Schließlich waren ich, meine Familie und alle meine Freunde immer Mieter gewesen und hatten Immobilien nie mit Handelsgütern und Wertschöpfung in Verbindung gebracht. So kam es, dass ich in den folgenden Jahren bei vielen Ankäufen dabei war und den Senior Acquisitions viele, sehr viele Fragen stellte. Dadurch lernte ich eine Menge und kaufte in den nächsten sieben Jahren 17.000 Wohnungen in Berlin mit einem Investitionsvolumen von 1,8 Milliarden Euro. Das Einstiegsgehalt war zwar sehr niedrig, aber meine Freundin sagte mir damals: „Oki, wenn dir etwas Spaß macht, dann schau nicht aufs Geld.“

Also ein erfolgreicher Einstieg. Wie kamen Sie dann zu dem Entschluss, ein eigenes Immobilienunternehmen aufzubauen?

Okitonga Memba: Davor stand zunächst noch eine Station bei der BNP Paribas an, wo ich mit dem Aufbau des French Desks, also der Beratung französischer Investoren auf der Suche nach geeigneten Objekten, betraut war. Da ich aber von meinem Naturell her gern Staub aufwirble und althergebrachte Routinen infrage stelle, kam es bald zu Differenzen. So zog ich nach zwölf Wochen die Reißleine und überlegte mir, was ich tun könnte.

Eine weitere Anstellung als Ankäufer zu finden, wäre ein Leichtes gewesen, aber ich hatte schon immer den Traum von meinem eigenen Unternehmen. So sprach ich bald auch mit meiner Freundin über den Plan.

Und was sagte sie dazu?

Okitonga Memba: Sie war zur damaligen Zeit gerade schwanger, weshalb Sicherheit und Planbarkeit natürlich erst einmal im Vordergrund standen. Hinzu kam noch, dass der Mietendeckel damals gerade viele Investoren abschreckte. Dennoch ermunterte sie mich zu dem Schritt und sagte: „Wenn du es jetzt nicht tust, tust du es nie!“ Und so kam es dann schließlich auch.

Wie starteten Sie mit Memba Real Estate in die Selbstständigkeit?

Okitonga Memba: Ich verabredete Vorstellungsgespräche mit vielen großen Immobilienunternehmen. Anstatt aber zu fragen, ob ich für sie arbeiten könne, bot ich ihnen an, meine Mandanten in den Bereichen Akquisitions- und Transaktionsberatung zu werden. Natürlich zog diese Chuzpe zunächst viele Absagen nach sich, irgendwann aber kam ich mit einer Investorengruppe ins Gespräch, die vorher noch nie einen externen Akquisitionspartner gehabt hatte, und sie sagten: „Weißt du was? Lass es uns einfach probieren!“

Ein wenig Unverfrorenheit zahlt sich also aus.

Okitonga Memba: Absolut. Außerdem kamen mir zu dieser Zeit die vielen Kontakte zugute, die ich seinerzeit bei ADO aufgebaut hatte. Ich war viel unterwegs gewesen, hatte ein Jahr lang drei Termine am Tag gemacht und mir ein Netzwerk mit allen Akteuren des Immobilienmarkts aufgebaut – von Handwerkern über Notare bis hin zu Finanzierungsberatern und Projektentwicklern. Auch das dabei aufgebaute Fachwissen erleichterte mir den Weg in die Selbstständigkeit. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Seit Oktober 2019 habe ich 21 Häuser für eben diese Investorengruppe gekauft.

Wissen über den Immobilienmarkt gehört zu den absoluten Basics

Heute ist soziale Nachhaltigkeit ein zentraler Aspekt Ihrer Unternehmenstätigkeit. Wie sah es diesbezüglich bei der Investorengruppe aus, für die Sie dann aktiv geworden sind?

Okitonga Memba: Unter diesem Gesichtspunkt bin ich wirklich froh über die Zusammenarbeit. Sie verfolgen einen langfristigen Ansatz, bei dem die Harmonie im Haus im Fokus steht. Dem kommt entgegen, dass vor allem konservative Anleger beteiligt sind, denen zwei bis drei Prozent Rendite völlig ausreichen. So konzentrieren sich Investitionspläne auf Nachverdichtungen zur Vermietung und nicht auf den Einzelvertrieb.

Dieser Aspekt war mir auch durch meinen eigenen Hintergrund immer schon sehr wichtig. Ich komme aus einem bunten sozialen Umfeld, in dem die meisten Menschen zur Miete in Hochhäusern leben. Mich diesen Menschen auch im Rahmen meiner Arbeit verbunden zu fühlen, war für mich nur folgerichtig.

Auch in Ihrem Kurzfilm spielt der Aspekt des Sozialen eine zentrale Rolle. Hier zeigen Sie in vier Minuten die wichtigsten Stationen Ihres Lebensweges von Ihrer Jugend im Märkischen Viertel bis zur Gründung Ihres eigenen Immobilienunternehmen. Können Sie uns ein wenig von der Produktion erzählen?

Okitonga Memba: Gern! Ich bin sehr stolz auf den Kurzfilm, den wir zusammen mit der Filmagentur WE SHOOT, BUT DON’T KILL! erarbeitet haben. Mir war es wichtig, meinen Lebensweg kurzweilig und ohne viele Worte zu zeigen und junge Menschen damit zu inspirieren, mutig etwas auf die Beine zu stellen und sich nicht von Dingen wie Herkunft, Vergangenheit und sozialem Umfeld aufhalten zu lassen.

Mit meinem Werdegang, der sich so stark von dem vieler anderer Akteure der Immobilienbranche unterscheidet, bin ich das beste Beispiel dafür. Ich kannte früher keinen Menschen mit Immobilienbezug, stamme aus dem Märkischen Viertel, hatte wenig Geld, war hungrig und stur. Auch weiß ich, was es bedeutet, mal Handschellen zu tragen, vor einem Richter zu stehen und Sozialstunden leisten zu müssen. Und auch wenn mir früher alle prophezeit haben, du kommst später in den Knast, habe ich mich doch weiterentwickelt, Engagement gezeigt und es schließlich geschafft.

Welche Worte möchten Sie jungen Menschen mit schwierigem sozialem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Okitonga Memba: Wenn man es wirklich will, kann man die Dinge erreichen, die man sich wünscht. Es ist hart, keine Frage, und oft genug wird man auf die Nase fallen, aber wenn man auf sich selbst vertraut, sich immer wieder ehrlich selbst hinterfragt und weiterentwickelt, wird man am Ende erfolgreich sein.

Diese Leitsätze vermitteln Sie auch im Rahmen Ihrer Stiftungsarbeit, mit der Sie jungen Menschen Impulse für die selbstbestimmte Entwicklung ihres Lebensweges vermitteln. Worauf legen Sie dabei besonders viel Wert?

Okitonga Memba: Mit der Stiftung Memba X You verfolgen mein Team und ich vor allem ein Ziel. Wir wollen junge Menschen motivieren, etwas aus ihrem Leben zu machen und sich selbstbestimmt Wissen in den Bereichen anzueignen, die für ihr Leben wichtig sind.

Als Experte für Immobilien möchte ich dieses Wissen vor allem im Rahmen meiner Kernkompetenzen vermitteln. Man sieht es schon viel zu lange, dass viele Investoren, Makler und Asset Manager ihr Wissen für sich behalten oder teuer verkaufen, obwohl ein Dach über dem Kopf ein zentrales Grundbedürfnis ist. Es kann nicht sein, dass solche Basics Eliten vorbehalten bleiben. Deshalb will ich im Rahmen meiner Real Estate Education neben einem positiven Mindset auch substanzielles Immobilienwissen vermitteln, mit dem man später etwas anfangen kann.

Wie nötig das ist, sehe ich deutlich bei einem Blick auf meinen Bekanntenkreis. Viele meiner Freunde haben Angst davor, Wohneigentum zu besitzen, obwohl Deutschland reich, die wirtschaftliche Lage stabil und die soziale Gerechtigkeit gesetzlich verankert ist. Durch mehr Wohneigentum würde es auch Heuschrecken-Investoren schwerer gemacht werden, auf steigende Mietpreise, wie eben in Berlin, zu spekulieren und Teuerungsspiralen anzutreiben.

Also Wissen als Türöffner, um etwas in den Kindern zu bewirken?

Okitonga Memba: So kann man es sagen. In der Schulzeit und bei Vorträgen hatte ich immer das Problem, dass der Vortragende nicht wirklich glaubhaft war. Entweder verlor er sich in Gemeinplätzen oder er hatte schlicht einen anderen sozialen Hintergrund als wir, wodurch er wiederum kein wirkliches Identifikationspotenzial bot.

Indem ich im Rahmen meiner Stiftungsarbeit ab nächstem Jahr zwei Schulen im Märkischen Viertel besuche, will ich Kindern genau die Inspiration geben, die mir damals fehlte. Dabei sollen die Vorträge nicht nur inhaltlich fundiert, sondern auch unterhaltend sein. Nur mit einer starken Wirkung erreicht man letztlich etwas.

Welche weiteren Ziele haben Sie im Rahmen Ihrer Stiftungsarbeit?

Okitonga Memba Profilbild
Okitonga Memba von Memba Real Estate (Bild: © Memba Real Estate)

Okitonga Memba: Wir wollen Weiterbildungsshops in sozial schwachen Bezirken einrichten, in denen sich Leute zum Thema Real Estate weiterbilden können. Langfristig ist geplant, dieses Konzept bundesweit auszudehnen.

Dann wünschen wir dabei viel Erfolg und danken Ihnen für das informative Gespräch!

Okitonga Memba: Vielen Dank!

Das Interview mit Okitonga Memba, Gründer von Memba Real Estate, führte die AGITANO-Redaktion.

 

Über Memba Real Estate

Memba Real Estate wurde 2019 von Okitonga Memba gegründet. Das in Berlin ansässige Unternehmen ist auf die Bereiche Objektakquise, Portfolio- und Asset Management spezialisiert und legt großen Wert auf soziale Nachhaltigkeit. Diesem Anspruch wird Firmengründer Okitonga Memba auch mit seiner Stiftung Memba X You gerecht, in deren Rahmen er gesellschaftliche Visionen für ein chancengleiches Morgen verwirklicht. Im Rahmen seiner Stiftungsarbeit besucht er unter anderem Schulen in sozialen Brennpunkten, um Immobilienwissen zu vermitteln und Zukunftsperspektiven zu eröffnen.

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