Thomas Adolph von gesetzlichekrankenkassen.de im Interview: „Ein Krankenkassenvergleich lohnt sich für jeden“

Die Wahl einer Gesetzlichen Krankenkasse kann ziemlich kompliziert werden. Jeder Anbieter wirbt mit anderen Leistungen und Beitragssätzen. Da ist es für Versicherte oft gar nicht so leicht, sich für das passende Angebot zu entscheiden. Unterstützung bieten deshalb Vergleichsportale wie gesetzlichekrankenkassen.de. Wir haben uns mit Gründer Thomas Adolph über die Besonderheiten seines Systems und die wichtigsten Tipps unterhalten, die Wechselwillige bei der Wahl einer neuen Gesetzlichen Krankenkasse beachten sollten.

Inhaltsverzeichnis

Es kommt vor allem auf die Mehrleistungen an – Thomas Adolph im Interview

Guten Tag, Herr Adolph! Wir freuen uns, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.

 Vielen Dank für die Einladung!

 Sie betreiben eine erfolgreiche Plattform, auf der Versicherte Gesetzliche Krankenkassen miteinander vergleichen können, um den für sich besten Anbieter zu finden. Ehe wir ein wenig genauer darauf eingehen, werfen wir zunächst einen Blick zurück. Wie kamen Sie auf die Idee?

Nun. Dazu muss ich ein klein wenig ausholen. Im Jahr 1996 gab es in der bis dahin stark regulierten Krankenkassenwelt eine bedeutende Änderung, nämlich die Einführung der freien Kassenwahl infolge des Gesundheitsstrukturgesetzes von 1992. Seitdem ist es jedem Mitglied  der Gesetzlichen Krankenkasse freigestellt, wo es sich versichert.

Zu Anfang war das für viele Menschen allerdings noch überhaupt kein Thema. Auch die Medien haben sich nicht damit beschäftigt. Es gab weder Vergleiche noch Übersichten. Dabei hätte sich das durchaus gelohnt. Damals konnte man mit dem Wechsel einer Krankenkasse noch deutlich mehr sparen als heute.

Wie kam es dann zur Gründung Ihres Dienstes?

Unseren Dienst betreiben wir seit 1999. Damals gehörten wir zu den Ersten, die Beitragssätze der Krankenkassen in verständlichen Übersichten online publiziert haben. Im Jahr 2001 kamen dann die ersten Leistungsvergleiche hinzu. Der Wettbewerb über Mehrleistungen und Serviceangebote zwischen den Krankenkassen hat sich nur ganz zaghaft entwickelt und wir haben damit echtes Neuland betreten.

Denn man muss wissen: Die Krankenkassen haben anders als die private Assekuranz keine niedergeschriebenen Bedingungen, die man einfach nur analysieren muss! Man bekommt die Details nur heraus, wenn man die Kassen sehr strukturiert danach befragt. Das haben wir seitdem immer weiter vorangetrieben. Heute haben wir eine Datenbank mit mehreren tausend Detaildaten je Krankenkasse.

Zur damaligen Zeit leiteten Sie auch noch ein Finanzberatungsunternehmen.

Ja. Anfangs war der Krankenkassenvergleich eigentlich nur ein kleiner Anhang davon. Als das Thema aber immer bedeutender wurde, haben wir es im Jahr 2009 in eine eigene Gesellschaft überführt, die Kassensuche GmbH. Ihr stehe ich bis heute vor.

Inzwischen konzentriere ich mich mit meinem Team ausschließlich auf das Thema Gesetzliche Krankenkassen. Hier gehören wir zu den Marktführern im Bereich der Vergleichsdienste.

Bei einem Wechsel der Gesetzlichen Krankenkasse spielen viele Faktoren eine Rolle. Worauf sollten Wechselwillige achten?

Der Hauptunterschied bei den Krankenkassen liegt anders als viele meinen eben nicht im Beitrag, sondern in den Leistungen. Klar, wenn man den direkten Vergleich zwischen teuren und preiswerten Kassen zur Hand nimmt, kommt man schnell auf einige hundert, als gutverdienender Selbständiger sogar auf über tausend Euro pro Jahr. Das ist ohne Frage viel, muss aber im Einzelfall betrachtet werden. Das Sparpotential ist nämlich von der aktuellen Kasse, dem eigenen Bundesland und dem persönlichen Einkommen abhängig.

Viel spannender wird es, wenn man sich die Mehrleistungen anschaut, die viele Krankenkassen bieten. Auch hier kommt es natürlich darauf an, was man individuell benötigt.

Können Sie das anhand von ein paar Beispielen veranschaulichen?

Gern. Ich möchte exemplarisch drei Bereiche nennen.

  1. Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit

Einige Krankenkassen zahlen Beiträge zurück, wenn keine Leistungen außer den gesetzlich eingeführten Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen werden. Die Höhe hängt vom Einkommen ab, es sind aber Zahlungen von bis zu 600 Euro pro Jahr möglich.

  1. Bonusprogramme

Die meisten Krankenkassen haben ein Bonusprogramm. Darin sammelt man durch gesundheitsbewusstes Verhalten Punkte, die am Jahresende in Prämien umgewandelt werden können. Diese bestehen je nach Anbieter in Sach- oder Geldwerten, teils in Höhe von mehreren hundert Euro pro Jahr.

  1. Wertvolle Mehrleistungen

Bei dieser Kategorie handelt es sich um den größten Hebel! Nur um ein paar Beispiele zu nennen: Es werden Naturheilverfahren wie Osteopathie und Traditionelle Chinesische Medizin, alternative Arzneimittel wie Homöopathie, professionelle Zahnreinigungen, Reiseschutzimpfungen, Auslands-Notfallservices, Gebärmutterhalskrebsimpfungen, Geburtsvorbereitungskurse und vieles mehr übernommen.

Solche Pakete können schnell einen Wert von 2.000 Euro pro Jahr übersteigen. Kommen dann noch Mehrleistungen bei Krankheit wie zum Beispiel die erweiterte Übernahme von Haushaltshilfen oder häuslicher Pflege hinzu, kann es sogar leicht fünfstellig werden.

Gesetzliche Krankenkassen regelmäßig vergleichen

Für wen lohnt sich ein Krankenkassenvergleich?

Ein Wechsel lohnt sich im Grunde für jeden, der bessere Leistungen haben möchte und/oder Geld sparen will. Oft ist sogar eine Kombination aus beidem möglich, denn die leistungsstarken Kassen sind nicht zwangsläufig die teuersten.

In der Regel weiß man aber gar nicht, welche Mehrleistungen man von einer Krankenkasse überhaupt erhalten kann. Daher bieten sich Krankenkassenvergleiche an, besonders dann, wenn sie interaktiv sind. Denn dann bekommt man sozusagen ein „Wünsch-Dir-was-Menü“, wo man die für einen selbst besonders interessanten Leistungen einfach nur anhaken muss. Am Ende zeigt einem dann der Vergleich, welche Krankenkasse die gewünschten Leistungen in Kombination und zu welchem Beitragssatz anbietet.

Also einmal Krankenkassen vergleichen und dann hat man für immer seine Ruhe?

Nun, ganz so einfach ist es leider nicht. Die Krankenkassen können sowohl ihre Beiträge als auch ihr Leistungsportfolio ändern. Und ja, auch freiwillige Mehrleistungen können von einem Tag auf den anderen gestrichen werden.

Daher macht es Sinn, in regelmäßigen Abständen – sagen wir alle zwei bis drei Jahre – zu überprüfen, ob man noch in der genau zu einem passenden Krankenkasse versichert ist oder ob es geeignetere Anbieter gibt.

Wie genau funktioniert der Vergleich auf Ihrer Webseite? Kann er auch ohne Vorwissen durchgeführt werden?

Unser interaktiver Kassenvergleich basiert auf unserer umfangreichen tagesaktuellen Datenbank zu den Mehrleistungen der Gesetzlichen Krankenkassen. Die Nutzung ist kostenlos und ohne jede Registrierung möglich.

Das Ganze funktioniert ganz einfach. Man ruft die kassensuche auf und wählt aus über 70 Leistungen die aus, die einem persönlich wichtig sind. Leidet man an einer von 78 aufgeführten schweren beziehungsweise chronischen Krankheiten, kann auch dies berücksichtigt werden – denn viele Krankenkassen bieten eine verbesserte Versorgung dafür an. Und ein Wechsel der Krankenkasse ist stets unabhängig vom Gesundheitszustand möglich. So kommt man auch mit Vorerkrankungen leicht zu besseren Leistungen.

Hat man seine Auswahl getroffen, werden genau die Kassen angezeigt, die alle Leistungen in Kombination anbieten – aufgereiht nach dem Beitrag. Danach folgen die Kassen, bei denen eine der gewünschten Leistungen fehlt und so weiter. Damit bekommt man einen guten Überblick und sieht, wo die eigene Kasse steht und welche besser passen könnte.

Möchte man zu dieser wechseln, ist das ganz einfach. Zu den meisten Krankenkassen haben wir bereits die notwendigen Wechselunterlagen im Portal hinterlegt – einfach herunterladen, ausfüllen und die Kasse wechseln.

Welche USPs bieten Sie Ihren Nutzern?

Größter Vorteil unseres Portals ist sicherlich unsere Erfahrung mit Krankenkassen – wir beschäftigen uns seit Jahren mit nichts anderem und wissen, wie man echte Mehrleistungen von leeren Marketing-Phrasen unterscheidet. Daher finden nur echte Mehrleistungen Eingang in unsere Datenbank, die wohl eine der umfangreichsten zu diesem Thema ist.

Kommen wir noch einmal auf die aktuelle Corona-Situation zu sprechen. Vor welche Herausforderungen stellt die Corona-Pandemie die Gesetzlichen Krankenkassen und welche Leistungen übernehmen sie?

Was Corona wirklich für die Krankenkassen bedeutet, ist derzeit noch nicht absehbar. Es ist möglich, dass die Kosten deutlich niedriger ausfallen als von manchen befürchtet. Viel schlimmer werden die Einnahmeausfälle aufgrund von Kurzarbeit und Massenentlassungen sein. Aber seriös ist das noch nicht beurteilbar.

Versicherte brauchen sich aber trotz allem keine Sorgen machen. Auch wer Corona hat, bekommt wie gewohnt alle Leistungen von der Krankenkasse, um gut versorgt zu sein und wieder gesund zu werden – und bei Bedarf natürlich eine Intensivbehandlung im Krankenhaus.

Sehr positiv ist aktuell eine Ausnahmeregelung hervorzuheben. Wenn man sich wegen einer Erkältung krankschreiben lassen muss, muss man nicht zum Arzt gehen, sondern kann dies telefonisch tun. Dies gilt, wenn man:

  • eine leichte Erkrankung der oberen Atemwege hat,
  • keine schweren Symptome hat,
  • nicht die Kriterien für einen Corona-Verdachtsfall erfüllt.

Der Krankenschein wird dann per Post zugestellt und sollte möglichst schnell dem Arbeitgeber vorgelegt werden.

Unternehmen wir zum Abschluss noch einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Welche gesundheitspolitischen Themen werden auf absehbare Zeit einen Einfluss auf GKV und Versicherte haben?

In der jüngsten Zeit wurden von Gesundheitsminister Spahn Leistungen auf Kosten der Krankenkassen beschlossen, die bei diesen zu massiven Mehrausgaben im Milliardenbereich pro Jahr führen werden. Diese Mehrausgaben können derzeit noch von den meisten Kassen aus Reserven finanziert werden, aber die sind bald aufgebraucht. Daher rechnen wir schon für das Jahr 2021 mit massiven Beitragssatzerhöhungen bei den Krankenkassen. Natürlich nicht bei allen, aber doch marktweit.

Und nachdem sich leider noch immer sehr viele Menschen allein am Beitragssatz und weniger an den Mehrleistungen orientieren, werden auch einige Kassen ihre freiwilligen Mehrleistungen streichen, um  damit Einsparungen zu realisieren und Beitragssatzerhöhungen zu vermeiden. Das heißt, gerade ab nächstem Jahr wird ein Vergleich noch wichtiger sein als bisher!

Vielen Dank für das informative Gespräch!

Gern!

Das Interview mit Thomas Adolph führte Beate Greisel, AGITANO-Redaktion.

Thomas Adolph, Gründer des Vergleichsportals gesetzlichekrankenkassen.de
Seit 1999 leitet Thomas Adolph eines der meistgenutzten Vergleichsportale für Gesetzliche Krankenkassen. (Bild: © Alex Becker)

 

Über gesetzlichekrankenkassen.de

Auf gesetzlichekrankenkassen.de haben Versicherte die Möglichkeit, die Leistungen und Beitragssätze der Gesetzlichen Krankenkassen miteinander zu vergleichen und auf diese Weise das für sie passende Angebot zu finden. Der seit 1999 von Thomas Adolph geführte Dienst gehört heute zu den meistgenutzten Vergleichsportalen für Gesetzliche Krankenkassen in Deutschland.

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